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Goldmacher (German Edition)

Goldmacher (German Edition)

Titel: Goldmacher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisela Stelly
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blonden Jungen in einem dunklen Anzug und einer blonden jungen Frau in einem schulterfreien weißen Seidenkleid, dorthin. Franz schien den verspäteten Ballbesucher trotz der reduzierten Beleuchtung erkannt zu haben und begrüßte ihn durch angedeutetes Aufstehen und Sichverneigen, was Anton aufblicken ließ. Und da streifte ihn der Blick der jungen Frau. Für einen Moment sah sie ihn unverwandt an, dann legte sie eine Hand auf die Schulter des Jungen und lenkte ihn an den Tisch, fuhr ihm mit der Hand kurz liebkosend durchs blonde Haar und setzte sich.
    Anton konnte sich nicht mehr von ihr lösen. Er sah ihr Profil und gleichzeitig noch immer ihre Augen und wie sie ihn unverwandt anschauten. Aus einem blassen Gesicht, das von blondem Haar umspielt war. Jetzt beugte sie sich zu dem Jungen, der mit dem Rücken zu ihm saß, und Anton spürte, wie er auf sie wartete, auf ihre Hand. Wie damals die Hand von Fräulein Mizzi bei ihm, fuhr sie dem Jungen durch sein Haar, der gewiss bereits dreizehn oder vierzehn Jahre alt sein musste, nicht wie er damals zehn. Auch die junge Frau glich in nichts dem Fräulein Mizzi, sie war blond, ihre Augen schienen grün oder blau zu sein und alles an ihr schien so hell wie Perlmutt zu schimmern. Und doch fühlte Anton sich zurückversetzt, spürte er wie damals sein Herz schlagen.
    Als könnte sie es hören, wandte sie ihren Kopf ihm zu und lächelte. Dann wandte sie sich an ihren männlichen Begleiter, während Anton seinen Blick nicht von ihr lösen konnte, er jeder ihrer Bewegungen folgte.
    Vorn auf der Bühne hielten die Unterhaltungskünstler ihre goldschimmernden Trophäen in die Fernsehkameras, um sie den Zuschauern draußen im Land zu zeigen, dann hoben sie die Figuren für das Publikum drinnen im Saal über ihre Köpfe. Mit ihrem Abgang von der Bühne erloschen die Scheinwerfer, die Saalbeleuchtung wurde wieder angeschaltet und kurz darauf das Buffet im hinteren Teil des Saals eröffnet. Schnell bildete sich eine Schlange vor dem kunstvoll dekorierten und üppigen Angebot an kalten und warmen Speisen.
    Paula und Franz stellten sich am Buffet an, Anton und Rosi blieben zurück. Anton war sehr schweigsam, und so nahm Rosi ihre Minox, sie hatte ihren Töchtern Aufnahmen der Stars auf der Bühne versprochen und schon während der Preisverleihung geknipst. Jetzt fotografierte sie Anton. Er schien es nicht zu bemerken, dann sprang er jedoch plötzlich auf, nahm ihr die Minox aus der Hand und fotografierte die junge Frau vom Nebentisch, die sich mit dem Jungen auf den Weg zum Buffet gemacht hatte, trat sogar vor sie hin, nahm ihre Hand und küsste sie. Die junge Frau lächelte, sie schien nicht verwundert, setzte ihren Weg fort und Anton kehrte an den Tisch zurück.
    »Wer ist diese Frau?«, fragte er Rosi und gab ihr die Minox.
    »Oh, ich dachte, du kennst sie«, meinte Rosi verwundert.
    »Nein«, sagte Anton schlicht.
    »Wieso kommst du dann bloß darauf, sie zu fotografieren und ihr die Hand zu küssen?«
    »In gewisser Weise kenne ich sie natürlich schon«, sagte Anton.
    »Hast du nicht eben gesagt, du würdest sie nicht kennen, die Sissi«, sagte Rosi verwirrt und schaute der jungen Frau hinterher.
    Anton lehnte sich in seinen Stuhl zurück, es war unwichtig, ob er sie bereits kannte oder nicht, er hatte sie gesehen, und er hatte sie erkannt, die Frau seines Lebens. Sie sah genauso aus, wie er sie sich, ohne sich jemals eine Vorstellung von dieser Frau gemacht zu haben, schon immer vorgestellt haben musste, als hätte er bereits ein Bild von ihr gehabt, ohne es bisher gewusst, ohne jemals darüber nachgedacht, ohne jemals die Idee gehabt zu haben, es könnte sie überhaupt geben, die Frau seines Lebens. Jetzt saß sie leibhaftig noch nicht einmal fünf Meter von ihm entfernt.
    »Ist es recht so?«, unterbrach Paula Antons Gedanken und ließ mit leicht theatralischer Geste den mit Delikatessen überhäuften Teller vor ihm niederschweben.
    »Hey, aufwachen«, sagte Franz und stupste den Freund an, »was ist, bist du eingeschlafen?«
    »Eingeschlafen? Im Gegenteil! Ich glaube, bei mir ist der Blitz eingeschlagen!«
    Anton suchte nach einem weiteren Vergleich, fand keinen und nahm sich Messer und Gabel.
    »Mein Gott, bin ich hungrig!«, rief er und machte sich über die Speisen her.
    Paula und Franz sahen Rosi an.
    »Was ist denn passiert?«, fragten beide wie aus einem Mund.
    »Er hat der Sissi die Hand geküsst, das ist passiert«, sagte Rosi.
    »Was hat er gemacht?«, fragte Paula

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