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Goldmarie auf Wolke 7

Goldmarie auf Wolke 7

Titel: Goldmarie auf Wolke 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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Königin stand wieder auf, ihr Kleid raschelte, als spielte der Wind in seinem Stoff. »Ich habe eine Idee …«, sagte sie und blickte in den stahlblauen Winterhimmel. Stare zogen schwarz glänzend ihre Kreise am Horizont und gaben Spottlaute von sich, mit denen sie andere Tierarten imitierten. Ihr dunkles Gefieder erinnerte die Feenkönigin an ein anderes Wesen auf Erden, um das sie ebenfalls bereit war, bis zum letzten Atemzug zu kämpfen: das Mädchen mit dem schwarzen Klumpen aus Teer in seinem Herzen, das sich so sehr nach Liebe sehnte. Und einem bestimmten Menschen, der gerade erst in ihr Leben getreten war. Vielleicht war sie die Richtige …

32. Marie Goldt
    (Freitag, 2. Dezember 2001)
    »Lass deiner Niki einfach ein paar Tage Zeit, um das Ganze zu verdauen, dann kriegt sie sich bestimmt wieder ein«, versuchte Julia, mich nach der Schule zu beruhigen. Ich war den gesamten Vormittag über wieder vollkommen unkonzentriert gewesen und konnte an kaum etwas anderes denken als an Dylan und Niki. »Mir wäre es lieber, wenn sie sich etwas schneller beruhigen würde, weil ich nicht möchte, dass sie meinetwegen unglücklich ist. Außerdem darf ich gar nicht daran denken, was Nives von unserem Streit hält und wie der morgige Tag im Laden wird. Am zweiten langen Samstag vor Weihnachten ist da bestimmt die Hölle los!«
    »Meinst du, es würde was bringen, wenn ich euch aushelfe?«, schlug Julia vor und ich wäre ihr vor Freude am liebsten um den Hals gefallen. »Ich wollte dich da sowieso mal besuchen, um die Lage zu checken. Morgen geht es doch in erster Linie darum, zu kassieren und Dinge als Geschenk zu verpacken, und in beidem bin ich rein zufällig brillant! Du müsstest natürlich Frau Holle fragen, ob ihr das recht wäre. Dann könnten wir beide so etwas wie Goldmarie und Pechmarie sein.« Jule grinste von einem Ohr zum anderen.
    »Das würde eher zutreffen, wenn Lykke und ich zusammen bei Traumzeit arbeiten würden«, widersprach ich und amüsierte mich bereits über die bloße Vorstellung. Meine Stiefschwester schien bei der Drachenlady erstaunlich gut aufgehoben zu sein und war aus irgendeinem Grund in den letzten Tagen nicht mehr ganz so kratzbürstig wie sonst. Sie hatte Kathrin auch nicht verraten, dass ich nach meinem Date mit Dylan erst um ein Uhr morgens nach Hause gekommen war, weil ich die Magie der Andreasnacht – die natürlich erst um zwölf Uhr zu wirken begann – um keinen Preis verpassen wollte. Ich rief meine Chefin mit dem Handy an und erzählte von Julias Idee.
    »Geht in Ordnung, Nives freut sich auf dich«, erklärte ich keine zwei Minuten später.
    »Na, dann ist ja alles bestens und du kannst dich wieder entspannen. Und endlich mal deine Verehrer anrufen, die schon sehnsüchtig darauf warten, dass du dich mal meldest.«
    »Soll ich Sören oder Morten sagen, dass du Interesse hättest?«, lachte ich schon bei der bloßen Vorstellung, meine beste Freundin nach dem Totalausfall mit dem Franzosen verkuppeln zu können. Jule winkte ab. »Nee, danke, lass mal! Von Typen hab ich erst mal genug. Ich bin superfroh, André wenigstens virtuell losgeworden zu sein, nachdem ich ihn auf Facebook entfreundet und seine E-Mails blockiert habe. Es reicht mir absolut, wenn ich ihn weiterhin in der Schule sehen muss. In der Pause hatte er ja auch nichts Besseres zu tun, als so offensichtlich um Carlotta herumzutänzeln, dass auch der Allerletzte merken konnte, dass er über mich hinweg ist.«
    Bei mir geht das nicht so schnell, dachte ich traurig. Seit gestern starrte ich ununterbrochen auf mein Handy und schleppte es überall mit hin. Doch anstatt zu klingeln, stellte es sich tot. Keine Frage: Der Zauber der Andreasnacht hatte mich voll in seinen Bann gezogen. Und ich konnte mich nur von ihm befreien, wenn ich diese Spange holte, allerdings ohne sie dabei anzuschauen. Weitaus besser wäre es allerdings, jemand anderen bei Dylan einzuschleusen und die Sache endgültig aus der Welt zu schaffen. »So, Süße, ich muss jetzt los, der Flamenco-Unterricht ruft. Wir sehen uns dann morgen früh im Laden.« Julia gab mir links und rechts ein Küsschen, bevor wir jeder in eine andere Richtung mussten. Ich schmunzelte bei dem Gedanken, wie sie sich gleich in ihr Kleidchen schmiss und die rot-weiß gepunkteten Riemchensandalen anzog. Einerseits passte dieser Tanz so gar nicht zu ihr, andererseits war er wohl ziemlich hilfreich dabei, das eigene Körpergefühl und vor allem das Selbstbewusstsein zu stärken. Nicht

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