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Goldmond

Goldmond

Titel: Goldmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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Fürst hielt Sanaras Herz, ihre Magie und ihre Seele fest in der Hand.
    Er bedauerte nicht zu hören, dass Tarind Norandar diese Welt verlassen hatte. Tarind hatte Menschen benutzt, sie versklavt, doch darin war er kaum anders als jeder andere Elb. Er hatte unterwerfen wollen, was schlimm genug war.
    Doch in Telarion Norandar loderte Hass. Er sagte selbst, dass er denen den Tod bringen wollte, die das Leben nicht schätzten.
    »In Fürst Norandar lodert Hass und der Wunsch, alles zu vernichten, das nicht wie er ist«, murmelte Ronan und war sich kaum bewusst, dass er laut sprach.
    Der Geist sah ihn immer noch an. So ist es. Wenn der Fürst das Siegel in die Hände bekommt, ergeht es allen schlecht, von denen er glaubt, dass sie über dunkle Magie gebieten. Nicht nur dich und die Feuermagierin, auch mich wird er gnadenlos und mit Freuden töten, denn ich kenne die Wahrheit über ihn.
    Ronan schwieg eine Weile. Dann entschied er sich. Es mochte sein, wie die Königin sagte, und doch hatte sie den Feldzug nach Solife, der letzten Bastion der Menschen, nicht abgebrochen.
    Er misstraute ihr. Er antwortete dem Geist nicht, der ihn bittend, ja, flehend ansah. Stattdessen begann er, eine Melodie zu summen und ihre Töne, die für diejenigen, die die Jenseitigen Ebenen betreten konnten, sichtbar waren, mit den Händen zu einem Schild zu verweben, der ihn vor dem Geist schützen sollte.
    Ireti nickte langsam, als sie erkannte, was er tat. Ich sehe, du misstraust mir. Das verstehe ich. Ich werde einen königlichen Boten mit dieser Nachricht hierher senden. Bisher geschah das nicht, weil ich weiß, dass die Weisen sich nicht um die Dinge bekümmern, die außerhalb ihres Reichs geschehen. Sie warten, bis die Welt zu ihnen kommt. Doch es kann ihnen nicht egal sein, dass ein so ruchloser Mann wie Telarion Norandar, dem nur die goldene Magie etwas bedeutet und der keine Gelegenheit verstreichen lässt, die dunkle Magie, wo immer er sie vorfindet, zu vernichten, in den Besitz des Siegels kommt. Das darf nicht geschehen!
    Das Seelenbild Iretis trat noch einen Schritt auf Ronan zu. Es hob die Hand, und Ronan spürte, wie Finger aus Nebel durch den gewobenen Schild aus Tönen hindurch über sein Gesicht strichen, als existiere die Magie des Schilds nicht. Kurz hatte er den Eindruck, die zarten Glieder aus Nebel drängen in seinen Verstand, doch schnell schlug er das Zeichen des Dunkelmonds vor der Stirn.
    Der Geist wich zurück. Ronan glaubte, ein Lächeln auf seinem Gesicht zu sehen, während er blasser wurde.
    Wir werden uns wiedersehen, Ronan Abhar. Und wenn das geschieht, hoffe ich, dass du mir glaubst und helfen wirst, die Gerechtigkeit in der Welt wiederherzustellen.
    Dann war in der Nische nur noch Dunkelheit und Schatten.
    Ronan war wieder allein.
    »Du magst hereinkommen. Seine Ehrwürdigkeit wird dich empfangen.«
    Sanara warf noch einen Blick über die Schulter den Gang hinab. Der Gedanke, Ronan könne ihr gefolgt sein, um mit ihr vor den Ältesten der Weisen zu treten und sie so daran hindern, alles zu sagen, was in ihr tobte, bereitete ihr Unbehagen.
    Doch Ronan war nirgends zu sehen. Das überraschte sie ein wenig, und für einen Augenblick gewann das Bedauern darüber, den Musikanten verärgert zu haben, die Oberhand. Er war ihr ein geduldiger und großzügiger Lehrer – und mehr als das. Er war während ihrer Gefangenschaft beim König und seinem Zwilling, der Flucht und der Reise hierher immer für sie da gewesen, hatte ihr nicht nur mit seiner Musik, sondern auch mit Händen und Küssen Kraft gegeben, wenn sie keine mehr hatte. Sein Körper war warm und schenkte ihr Geborgenheit.
    Er hatte nicht verdient, dass sie Klangschalen nach ihm warf.
    »Nun komm!«
    Die Stimme des Mönchs, der bereits einige Stufen der Treppe, die ins Studierzimmer des Ältesten führte, hinaufgegangen war, klang ungeduldig, und Sanara beeilte sich zu folgen.
    Der Shisan, der sie hereingebracht hatte, nannte ihren Namen nicht und kündigte sie auch nicht an. Er verneigte sich nur kurz und zog sich dann zurück, als verlasse er sich darauf, dass sich das Gespräch zwischen Sanara und dem Abt von allein entwickeln würde.
    Für einen Augenblick stand Sanara unschlüssig da. Der Älteste schien einfach weiterzulesen und sich nicht darum zu scheren, dass sie ihn zu sprechen wünschte.
    Verstohlen sah Sanara sich um.
    Die immer wieder von Fenstern durchbrochenen Wände zeigten Fresken und Mosaike, die sowohl aus Holzintarsien als auch aus Steinen,

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