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Goldmond

Goldmond

Titel: Goldmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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Gold und Silber bestanden, sie zeigten die Schöpfung der Welt und aller Dinge – des Lichts, der Erde, der Wälder und jedem Wesen darauf und darin. Es war nicht zu erkennen, ob siegenau nach Süden, Osten oder in eine andere Himmelsrichtung wiesen, wie man bei einem Weisen, der sämtliche Schöpfergeister ehren wollte, hätte erwarten können.
    Nicht weit von ihr stand ein Springbrunnen, darin eine Art Altar, der mit einer Kugel aus durchbrochener Jade geschmückt war. Darin brannte eine einzelne Flamme in einer Schale aus Ton. Sie flackerte im Luftzug, der immer wieder durch diesen Ball wehte.
    Noch immer sprach der Älteste nicht. Vielleicht war sie dieser Ansprache nicht würdig? Sanara erinnerte sich, dass die Sonnenechse des tätowierten Wappens auf ihrer Brust nicht nur die Farben des Feuers und der Erde hatte, sondern auch die des Windes.
    Sanara verdrängte den beschämenden Gedanken. Ihr Vater hatte sie Sanara genannt. In der Sprache, die die Elben einst den Menschen gebracht hatten, hieß das ›die Stolze‹. Es wurde Zeit, dass sie sich so benahm.
    Sie ließ sich auf die Knie nieder, breitete die Arme aus und senkte den Kopf.
    »Habt Dank dafür, Ehrwürdigkeit, dass Ihr mich zu dieser ungewöhnlichen Stunde empfangt«, sagte sie. Sie sah nicht auf, aber ein Rascheln verriet ihr, dass der Älteste nun die Schrift, in der er gelesen hatte, zusammenrollte und beiseitelegte.
    Er klang amüsiert, als er antwortete. »Nun, was blieb mir übrig? Mein Diener sagte mir, dass du aufgeregt seist und ihn sicher beiseitestoßen würdest, wenn ich dir nicht gestatte hereinzukommen.«
    Sanara spürte ihre Wangen heiß werden. Ihr Kinn sank vollends auf ihre Brust. »Verzeiht mir bitte. Ich … ich habe …«
    Ein leises Lachen unterbrach sie. »Fürwahr, du bist eine Feuermagierin, wie Ronan Abhar es sagte, als wir uns vor einem Zehntag das erste Mal sahen. Schäme dich deiner Kraft nicht, Kind. Ronan hat sehr löblich davon gesprochen, und Akusu hat ihn mit der Gabe der Kenntnis von Seelen sehr reich beschenkt. Solangedu die Höflichkeit nicht vergisst, sei dir verziehen. Warum wolltest du mich sprechen?«
    Die Großzügigkeit des Weisen beschämte und Sanara. Die Bitte, die sie hatte vortragen wollen – ihr einen anderen Lehrer als Ronan zuzuweisen –, kam ihr nun doppelt verwerflich vor.
    »Ich … ich brauche Euren Rat, Ehrwürdigkeit.«
    Sie überlegte, wie sie anfangen sollte, doch dann sprudelte es auch schon aus ihr heraus: »Ich weiß, dass Ronan Abhar Euch sagte, ich sei diejenige, die das Siegel in der Jenseitigen Leere finden werde. Meine Kraft sei groß genug, das sagt er auch mir jeden Tag, und ich weiß, dass Ihr es ihm glaubtet, weil ich die Tochter des Siwanon bin. Doch ich selbst … zweifle daran.« Sie schluckte. »Ich fürchte, ich bin nicht stark genug.«
    Der Älteste antwortete nicht.
    Das Schweigen wurde Sanara nach einer Weile unangenehm. Doch sie blieb in der Haltung, die sie eingenommen hatte. Es mochte sein, dass das Feuer ihrer Magie oft auf ihren Verstand übergriff, aber sie wollte auch zeigen, dass sie sich beherrschen konnte und ihr Benehmen darüber nicht vergaß.
    »Ronan Abhar erzählte mir, dass du lange Zeit Gefangene des Königs und seines Zwillings warst«, sagte der Älteste schließlich. »Diese beiden versuchten, dich zu unterwerfen.«
    »Dass es ihnen nicht gelang, habe ich Ronan zu verdanken«, sagte Sanara eifrig. »Ich hätte es allein nicht geschafft, mich des Eissturm des Königsbruders zu erwehren.«
    »Als er mir gestern Bericht erstattete, sagte er, dass du nach wie vor mit dem Element der Luft in deiner Seele zu kämpfen hast«, sagte der Älteste.
    Sanara biss die Zähne zusammen, um ihm nicht wieder ins Wort zu fallen.
    »Ronan sagte, er konnte sie dämpfen, aber nicht aus dir entfernen. Er ist sehr unglücklich darüber. Könnte diese Magie der Grund sein, warum du glaubst, deine Kraft nicht ausreichend zu beherrschen?«
    »Ronan lässt keine Gelegenheit aus, mir zu versichern, die Magie der Luft vergifte mich und hemme meine Fähigkeiten«, stieß Sanara bitter hervor.
    »So wie du es sagst, scheinst du es anders zu sehen.« In der Stimme des Ältesten war kein Vorwurf zu hören.
    Sanara ließ die Arme, die sie in der Geste des Respekts und der Demut ausgebreitet hatte, sinken. »Es heißt, der Magier habe sich auf die reine Kraft seiner Seele zu konzentrieren, wenn er Magie wirken will«, sagte sie. »Ich tue das, doch immer, wenn ich in das Feuer meiner

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