Goldrausch in Bozen - Kriminalroman
behalten? Er entschied sich für Offenheit in der Hoffnung, Kofer damit aus der Reserve zu locken. »Luigi Ferrari.«
Der Museumsdirektor verlor die Contenance. »Dieses verlogene Schwein! Den bringe ich um!«
Vincenzo lächelte. »So, tun Sie das?«
Innerhofer erhob drohend die Stimme. »Commissario Bellini, das war ein verständlicher Wutausbruch auf eine falsche oder vorgeschobene Zeugenaussage, deren alleiniges Ziel darin besteht, meinen Mandanten zu provozieren. Unterlassen Sie derlei Versuche, sonst brechen wir das hier ganz schnell ab. Legen Sie endlich Beweise vor.«
Eins zu null für den Anwalt. Leider verstand er etwas von seinem Fach. Sie hatten eine Menge Indizien und eine fragwürdige Zeugenaussage, bestenfalls stand Aussage gegen Aussage. Was fehlte, waren konkrete Beweise. Der Schlüssel befand sich in der Spurensicherung. Und selbst, wenn sie Kofers Fingerabdrücke darauf nicht sicherstellen konnten, hieß das nicht notgedrungen, dass er ihn nicht benutzt hatte. Er hätte nur entsprechende Handschuhe tragen müssen. Fanden sie hingegen seine Abdrücke, war das ebenfalls kein Beweis für den Mord an Pircher. Lediglich ein weiteres Indiz. Zudem gab es noch zu viele offensichtliche Ungereimtheiten. Warum hatte Kofer seinen Anteil mit akribischer Genauigkeit vergraben, Gampers Geld aber nahezu offen in der Garage rumliegen lassen, wo es darüber hinaus leichte Beute für Einbrecher gewesen wäre? Und dass er dort den Schlüssel aufbewahrt hatte, war ebenso unlogisch. Vincenzo hätte ihn an seiner Stelle gleich nach der Tat in eine Schlucht oder sonst wohin geworfen, aber doch nie in der Garage deponiert. Marzoli, der bisher geschwiegen hatte, machte ein Gesicht, das nur bedeuten konnte, dass er ganz ähnlich dachte.
Vincenzo entschied sich für einen weiteren Frontalangriff. »Aber warum sollte Ferrari lügen?«
Bevor Kofer zu einem erneuten Wutausbruch ansetzen konnte, schaltete sich Innerhofer ein und beschwor ihn, ruhig zu bleiben. Tatsächlich wurde der Museumsdirektor anschließend um einiges sachlicher und stellte erneut fest, dass er mit dem Geld in der Garage und den Morden nicht das Geringste zu tun habe.
Vincenzo schaltete das Aufnahmegerät aus. »Bitte entschuldigen Sie uns einen Augenblick.« Er nickte Marzoli zu. »Kommen Sie, Ispettore, wir müssen etwas besprechen.«
Im Vorraum sahen sie einander fragend an. »Was halten Sie davon, Marzoli?«
Der Ispettore presste die Lippen aufeinander. »Ich weiß es nicht. Es gibt noch immer genauso viele Ungereimtheiten wie Indizien. Wenn Kofer wirklich ein Mörder ist, ist er ein besonders dummer.«
»Und? Halten Sie ihn für dumm?«
»Nein, ich glaube nicht. Egal ob nun besonders erfolgreich oder nicht, er hat immerhin ein Museum aufgebaut, einen sensationellen Fund gemacht und ihn clever vor den anderen versteckt. Nein, ich halte ihn nicht für dumm.«
Vincenzo zog sein Handy aus der Tasche. »Wenn Sie recht haben, bleiben nur noch zwei Kandidaten. Wobei sich die Frage stellt, wer außer Kofer die Anschläge auf Alber verübt haben soll. Ferrari? Aber der ist der Frau mit Haut und Haaren verfallen. Ich werde mal di Cesare anrufen. Vielleicht sind seine Leute mittlerweile doch fündig geworden. Wir müssen einfach das Geld von Alber und Ferrari finden und außerdem mit der Frau von dem Koch sprechen.«
»Ferrari mag Alber vielleicht hörig sein, aber er ist genauso gierig wie die anderen«, wandte Marzoli ein.
»Was meinen Sie damit?«
»Dass er der Einzige ist, der wissen könnte, wo Alber das Geld versteckt hat. Wenn er sie aus dem Weg räumt, gehört es ihm. Und den Verdacht könnte er in der jetzigen Situation ganz leicht auf Kofer lenken.«
Vincenzo rieb sich nachdenklich das Kinn. »Das stimmt. Ich überlege gerade … Aber jetzt telefoniere ich erst mal.« Er wählte di Cesares Nummer, der sofort abhob. Der Commissario nickte ein paarmal. »Ziehen Sie das bis heute Abend durch. Und wenn Sie bis dahin nichts gefunden haben, kommen Sie zurück nach Bozen, hier gibt es mehr als genug für Sie zu tun.«
Vincenzo legte auf und wandte sich zu Marzoli. »Wie erwartet. Sie finden nichts. Alber weicht nicht von seiner Seite und scheint sich köstlich zu amüsieren.« Er lachte. »Der arme Benvenuto. Er sagt, dass Alber immer wieder grinsend auf seinen Bizeps zeigt und fragt, ob er mal anspannt und sie anfassen darf. Die nimmt ihn so was von auf den Arm.«
Auch Marzoli lachte, wenngleich schadenfroh. »Der aufgeblasene
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