Goldrausch in Bozen - Kriminalroman
zumal wir damals, als wir bei Gampers Silvester und unseren Fund gefeiert haben, dummerweise erzählt haben, dass wir das Geld dort verstecken wollen, bis sich die Wogen ein wenig geglättet haben. Ein Fehler, das weiß ich jetzt. Aber mein Gott, ich kenne Andreas seit Jahren, hatte immer Vertrauen zu ihm. Ich kann noch gar nicht fassen, was er getan haben soll. Jedenfalls ist das Geld verschwunden. Leider konnte ich deshalb schlecht zur Polizei gehen. Und beweisen konnte ich ihm das auch nicht. Vielleicht werden Sie ja fündig, wenn Sie ihn sich vornehmen. Oder haben Sie es nur auf mich abgesehen?«
Vincenzo hatte Alber beobachtet. Wäre sie nicht so durchtrieben, hätte er ihr alles geglaubt. Sie wirkte aufrichtig. Das Hotel bestand aus etlichen Zimmern, Kellerräumen, einer Tiefgarage und Außenanlagen. Sie müssten die berühmte Nadel im Heuhaufen finden. Er zog di Cesare zur Seite. »Sehen Sie eine realistische Chance, hier in halbwegs überschaubarer Zeit ein paar Bündel Geldscheine zu finden? Sie könnte alles schließlich auch wie Kofer im Garten vergraben haben.«
Di Cesare sah sich um. »Schwierig wird es schon. Das Gebäude schaffen wir leicht, aber das Grundstück ist zu groß für eine schnelle Suchaktion, zumal sich Wiesen- und Waldflächen daran anschließen, die wir ebenfalls umgraben müssten. Ich schlage vor, wir nehmen uns zuerst das Haus vor und sehen dann weiter.«
27
Bozen, Dienstag, 1. Mai
Vincenzo beobachtete Andreas Kofer durch die Scheibe des Einwegspiegels. Er wartete darauf, von der Polizei vernommen zu werden, wirkte nervös und angespannt und lief unruhig in dem schmucklosen Raum auf und ab. Nachdem er in Untersuchungshaft genommen worden war, hatte er darauf bestanden, von seinem Recht auf einen Anwalt Gebrauch zu machen. Er hatte sich für Martin Innerhofer entschieden, den er bereits kannte. Allerdings bis heute nur als Gegner beim Schachspielen.
Am Vortag war Vincenzo vom Hotel aus direkt zur Burg Reifenstein gefahren. Wie erwartet passte der Schlüssel, den di Cesares Team in Kofers Garage gefunden hatte. Also hatte der Museumsdirektor den Originalschlüssel bei der letzten Führung im vergangenen Jahr entwendet und nachmachen lassen. Nachmachen? Aber wo? Und von wem? Jedenfalls sah es so aus, als hätte er Pircher anschließend in die Falle gelockt und im Verlies seinem Schicksal überlassen. Vincenzo war gespannt, was Kofer zu den Vorwürfen gegen ihn sagen würde. Sie waren vernichtend und bedeuteten lebenslänglich, sofern sie sich bestätigten.
Di Cesares Team hatte gestern tatsächlich noch nichts bei Alber gefunden. Wahrscheinlich hatten die Hotelchefin und ihr Koch das Geld woanders versteckt.
Marzoli betrat den Vorraum. »Commissario? Innerhofer ist da.«
Vincenzo drehte sich um. »Gut, dann gehen wir jetzt rein. Kommen Sie.«
Rechtsanwalt Martin Innerhofer war ein Mann mittleren Alters von schmächtiger Statur. Er war unscheinbar, sein Auftreten hingegen nicht. Er begrüßte die Polizisten alles andere als herzlich. »Commissario Bellini, die Vorwürfe gegen meinen Mandanten sind ungeheuerlich! Wenn Sie nicht sofort handfeste Beweise präsentieren können, dürfen Sie sich auf eine Dienstaufsichtsbeschwerde gefasst machen, die sich gewaschen hat.«
Derlei Auftritte von Vertretern der rechtsberatenden Zunft brachten Vincenzo längst nicht mehr aus der Ruhe. Er schaltete das Aufnahmegerät ein und konfrontierte Kofer nach der üblichen Rechtsbelehrung mit den Anschuldigungen.
Kofer lief knallrot an. »Sind Sie taub?« Er musste all seine Beherrschung aufbringen, um nicht laut zu werden. »Ich habe Ihnen schon mehrfach gesagt, dass keine Ihrer Anschuldigungen zutreffend ist. Wann begreifen Sie das endlich?«
»Herr Kofer, glauben Sie mir, im Moment ist Ihr Verhalten leider typisch für einen Straftäter.«
Innerhofer ergriff das Wort. »Commissario, was Sie da von sich geben, ist rein suggestiver Natur. Eine dreiste Unterstellung. Halten Sie sich gefälligst an die Fakten!«
Vincenzo bedachte den Anwalt mit einem vielsagenden Blick, den dieser entsprechend erwiderte. Der Commissario wandte sich wieder Kofer zu. »Es gibt einen Zeugen, der beobachtet hat, wie Sie Sara Gasser am Gletscher des Hochfeiler in eine Schlucht gestoßen haben.«
Der Anwalt schwieg. Kofer sah Vincenzo mit offenem Mund an. »Das ist unmöglich.«
»Scheinbar nicht.«
»Wer?«
Vincenzo überlegte. War es besser, die Frage zu beantworten, oder sollte er das lieber für sich
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