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Goldrausch in Bozen - Kriminalroman

Goldrausch in Bozen - Kriminalroman

Titel: Goldrausch in Bozen - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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wahrhaben, dass sein ersehnter Favorit, der warmherzige Empfang, scheitern würde. »Komm, lass uns in Ruhe reingehen. Ich habe Champagner mitgebracht.« Er hielt die Flasche hoch. Keine Reaktion. »Ich kenne ja nicht einmal deine neue Wohnung. Und wenn wir ein Glas getrunken haben, gehen wir ins …« Wieder beendete er seinen Satz nicht, denn ein gut gekleideter, ernster, sehr distinguiert wirkender Mann war hinter Gianna aufgetaucht.
    »Alles in Ordnung, Gianna? Hast du Besuch bekommen?« Sein Blick fiel auf Vincenzo. »Che sfiga!« , entfuhr es ihm, dann herrschte zwischen den dreien ein peinliches, angespanntes Schweigen.
    Gianna spürte, wie ihr heiß wurde. Sie begann zu schwitzen. Vincenzo, der den Anwalt anstarrte, als habe er soeben ein Gespenst erblickt, konnte die Situation nur missverstehen. Sie musste versuchen, das schlimmste Übel abzuwenden. »Vincenzo … das ist … Also, dieser Herr ist … Darf ich euch bekannt machen? Lorenzo di Angelo ist …«
    Vincenzo beachtete weder Gianna noch ihre Erklärungsversuche. Sein Blick fixierte di Angelo wie ein Tiger, der zum Sprung auf seine Beute ansetzt. Die Gedanken rasten durch seinen Kopf, sein Adrenalinspiegel schnellte in die Höhe. Schließlich obsiegte sein Zorn. Dieses Miststück hatte sich nicht zurückgezogen, um sich von dem Schock zu erholen, sondern hatte sich den Erstbesten geschnappt, der noch dazu glatt ihr Vater sein könnte. Mit einer blitzartigen Bewegung stellte er den Champagner auf den Boden, legte die Rosen daneben, machte einen Schritt nach vorn, schob Gianna beiseite und stellte sich vor di Angelo. »Wer sind Sie? Was haben Sie in der Wohnung meiner Freundin zu suchen?«
    Lorenzo di Angelo war ein ruhiger, besonnener Mensch mit viel Lebenserfahrung und Menschenkenntnis. Er wusste, dass seine Chancen, eine Eskalation der Situation abzuwenden, nur minimal waren. »Signor Bellini, nehme ich an? Ich befürchte, Sie unterliegen da einer herben Fehleinschätzung. Wenn Sie erlauben –«
    Doch Vincenzo erlaubte gar nichts. »Du hinterhältige Ratte!« Er packte di Angelo am Kragen, der Vincenzos wütender Kraft trotz seiner Sportlichkeit wenig entgegenzusetzen hatte. Der Commissario drängte den Anwalt in die Wohnung durch den Flur bis ins Wohnzimmer, wo er eine festlich gedeckte Tafel, brennende Kerzen und eine Mini-Stereoanlange entdeckte, aus der leise Jazzklänge ertönten.
    Gianna, die ihre Tränen nicht länger zurückhalten konnte, legte von hinten ihre Hand auf Vincenzos Schulter. »Schatz, bitte, so lass es dir doch erklären!«
    »Fass mich nicht an!« Vincenzo schubste di Angelo zur Seite, sodass dieser rückwärts auf das dunkelbraune Ledersofa fiel, und wirbelte herum. Seine sonst eher sanften, nahezu schwarzen Augen funkelten Gianna zornig an. »Was fällt dir eigentlich ein? Heulst mir immer wieder vor, wie schlecht es dir geht, lässt monatelang all deinen Frust an mir aus, machst mir Vorwürfe, wenn ich versuche, dich zu trösten, dir zu helfen, und du? Was tust du? Triffst dich mit einem Altenheimbewohner auf ein Schäferstündchen. Wie viele waren es denn bis jetzt schon? Oder ist es was Ernstes zwischen euch, und dieser schmierige Anzugträger ist dein Zukünftiger? Sieht immerhin nach Geld aus, der Typ … Bleib gefälligst, wo du bist!«
    Di Angelo war im Begriff, sich aufzurappeln, um einzugreifen, doch Vincenzos Ton kaufte selbst dem souveränen Anwalt den Schneid ab. Er blieb sitzen.
    Vincenzo wandte sich wieder Gianna zu, die weinte und ihn erschrocken ansah. Zu Worten war sie nicht fähig. »Wie ich sehe, ist dir dein Sinn für Romantik nicht abhandengekommen. Kerzen, Wein, ein feines Diner. Irgendwo in den entlegensten Winkeln meines Gedächtnisses scheint es mir so, als hätte uns so etwas vor langer Zeit verbunden. Und was ist für heute Abend noch geplant? Diner, Grappa, Small Talk, Abschied oder eher Diner, Grappa, Liebesgeflüster, Bett?«
    Gianna sank auf einen der Stühle ihres Esstisches. Noch nie hatte sie Vincenzo derartig aufbrausend und boshaft erlebt. Di Angelo hatte sich währenddessen von Vincenzos Überraschungsangriff erholt. Er erhob sich und ging auf Vincenzo zu. »Jetzt reicht es aber. Kommen Sie auf den Boden der Realität zurück und hören Sie auf, hier ein derartiges vorpubertäres Theater zu veranstalten.«
    Vincenzo bedachte den Anwalt mit einem spöttischen Blick. »Wollen Sie mir mit Ihrem hochgestochenen Geschwafel etwa imponieren? Oder doch vielleicht eher meiner Freundin? Bei

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