Goldschatz
ließ. Aber wie sich herausstellte, hatten Tiere sich längst dort niedergelassen. Es gab ein altes Sofa, dass schon vor zwanzig Jahren hätte entsorgt werden müssen und aussah, als hätte irgendein Tier sich in den Polstern ein Nest gebaut. Fiona hoffte nur, dass es kein Vogel war, weil Ace ihr sonst niemals erlauben würde, das Nest zu entfernen.
Auf der anderen Seite der Hütte befand sich das, was wohl die Küche sein sollte, mit ein paar zerschrammten Schränken, einem schweren Holzofen an einer Wand und einem Tisch mit einem zerbrochenen Bein, der in der Mitte des Raumes stand.
Auf der Rückseite befand sich eine zweite Tür.
»Lass mich raten«, sagte Fiona. »Ein Zimmer und ein Trampelpfad zum Örtchen, richtig?«
»Zwei Zimmer«, entgegnete Ace fröhlich und stellte eine Ladung Lebensmittel auf den Tisch, die er gleich darauf vor dem Absturz retten musste, als sich die Tischplatte zur Seite neigte. »Jeder bekommt sein eigenes Schlafzimmer.«
»Schlimmer kann es im Gefängnis auch nicht sein«, brummte sie und prüfte einen Stuhl auf seine Standfestigkeit, ehe sie sich vorsichtig setzte. Überraschenderweise hielt er ihrem Gewicht sogar stand.
»Der Unterschied ist, dass du diese Hütte verlassen kannst, wann immer es dir beliebt«, erwiderte Ace.
Fiona ließ erneut den Blick durch die Hütte schweifen. »Lass mich einen Moment darüber nachdenken, ehe ich dir meine Entscheidung kundtue.«
Ace lachte. »Hier, zieh das an, dann machen wir uns an die Arbeit.«
Sie blickte fragend zu ihm auf, als er ihr ein Paar leuchtend gelber Gummihandschuhe reichte.
»Das Haus ist längere Zeit nicht mehr benutzt worden«, sagte er grinsend. »Na ja, genau genommen Jahre. Und Florida ist ein feuchtes Fleckchen Erde, an dem die Natur sehr schnell jedes vernachlässigte Bauwerk zurückerobert. Also ...«
Er schien zu glauben, dass sie verstand, worauf er hinauswollte. Aber sie hatte nicht den blassesten Schimmer, woran er dachte.
Er stützte sich mit beiden Händen auf den Tisch und schob das Gesicht ganz dicht vor ihres. »Wir können uns beim Putzen gerne unterhalten.«
»Putzen«, wiederholte sie, als hätte sie das Wort noch nie gehört. Hinter ihm huschte etwas Pelziges über den Fußboden. »Dieses Loch braucht einen Tierarzt und ein sehr heißes Feuer.«
»Auf!«, befahl er, packte sie beim Handgelenk und zog sie auf die Füße.
Als Fiona sich widerwillig erhob, brach ein Bein des ohnehin schon wackligen Stuhls ab, sodass sie beinahe gefallen wäre. Halt suchend klammerte sie sich an der nächstbesten Möglichkeit fest und dabei handelte es sich zufällig um Ace. Er packte zu und hielt sie fest.
»Entschuldige, ich ...« Sie verstummte, als sie den Kopf hob und in seinen Augen las, dass er sie begehrte. Widerwillig musste sie sich eingestehen, dass es ihr mit ihm nicht viel anders ging. Aber um nichts in der Welt würde sie ihm ihr Interesse zeigen. Sie würde keins seiner Geheimnisse ergründen, wenn sie sich von seinem umwerfend guten Aussehen blenden ließ. Warum um alles in der Welt konnte er nicht einen Meter fünfzig klein sein und fett?
»Bilde dir ja nichts ein!«, sagte sie und schob ihn von sich, wobei sie jedoch den Kopf abwandte, damit er ihr Gesicht nicht sehen konnte.
Aber Ace hatte genau gespürt, was in ihr vorgegangen war. »Ich glaube, du bist diejenige, die ...«
Er brach ab, als er ihren vernichtenden Blick sah. »Okay, Friede«, sagte er und streckte eine Hand aus, um den Pakt mit ihr zu besiegeln.
Aber Fiona ignorierte die dargebotene Hand und wandte sich ab. »Ungewöhnliche Umstände führen zu ungewöhnlichen Beziehungen«, sagte sie. »Lass uns also an die Zukunft denken und an die anderen Personen, die in diese Sache verstrickt sind. Lassen wir uns von den Umständen nicht...« Sie drehte sich zurück und sah, dass auf seinem Gesicht wieder dieses spöttische Grinsen lag.
»Was ist?!«, fuhr sie ihn an.
»Du musst mir unbedingt verraten, was für Bücher du liest, dass du in einer solchen Fantasiewelt lebst.«
»Gib das her!«, fauchte sie und riss ihm den Besen aus der Hand.
»Sag mir nicht, du wüsstest, wie man mit einem Besen umgeht«, spottete Ace. »Nicht Miss Etepetete. Und überhaupt, auf welcher Schule warst du eigentlich? Nein, nein, lass mich raten. Miss Soundsos Schule für junge Damen.«
»Uuups«, entfuhr es Fiona in gespieltem Bedauern, als sie eine Wolke Schmutz mit Couchpolsterung und, wie sie hoffte, auch Tierkot in seine Richtung fegte. »Willst du
Weitere Kostenlose Bücher