Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Golem - Schicksalstraeger

Golem - Schicksalstraeger

Titel: Golem - Schicksalstraeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline S. Brockmann
Vom Netzwerk:
über uns herfielen. Hatte doch Recht behalten, was Dradarko anging. Hätte ich nur auf mein Gefühl gehört!
    Ich hörte den Lärm des Kampfes, als wäre ich noch mittendrin. Und meine Fantasie malte sich aus, wie meine Freunde wohl gestorben sein könnten.
    Erst Prophet und nun alle anderen! Ob die Wölfin wohl auch dort gewesen war? Es war sehr wahrscheinlich. Sie war zu Fuß gegangen, da sie nicht sehr auf Höhe stand und war etwas schneller als Boris. Die Beiden dürften so ziemlich gleichzeitig das Schlachtfeld erreicht haben.
    Unruhig rutschte ich hin und her. Ein Teil von mir schrie, dass ich kämpfen sollte, damit kein Opfer umsonst war, aber der überwiegende Teil war gelähmt.
    Ich kann nicht sagen, wann mich die Müdigkeit schließlich doch übermannte und mich in einen unruhigen Schlaf fallen ließ, der mich mit Albträumen quälte. Aber irgendwann zwischen dem Kampflärm und den grauenvollen Bildern in meinem Kopf muss es wohl geschehen sein.
    Als ich aus dem Schlaf hochschreckte, hatte mir jemand einen trockenen, alten Kanten Brot und eine Schüssel Wasser hingestellt.
    Ich stieß beides wütend fort.
    Mein Gesicht war ganz feucht, meine Augen verquollen. Ich war von meinem eigenen Schrei erwacht.
    Ich konnte nicht lange geschlafen haben. Es spielte auch keine Rolle. Die Müdigkeit war nicht vergangen und ich fühlte mich keinen Deut besser.
    Ich umschlang meine Knie mit den Armen und verbarg mein Gesicht dazwischen. Warum hatte Edoron das getan?
    Ich konnte es nicht begreifen. Er hatte es mir gesagt, aber ich hatte ihn nicht verstanden. Er war der Tsurpa der Hexe, der einzig wahre. Aber er hatte auf unserer gemeinsamen Reise so viel gesagt und getan, was gegen sein jetziges Handeln sprach.
    Da war so viel gewesen, dass, wie ich es auch drehte und wendete, keinen Sinn ergab. Überhaupt keinen. Ich hatte schließlich geglaubt, dass er wirklich verstand, worum es als Tsurpa ging. Darum seine Hexe zu schützen auch vor sich selbst. Wie konnte ich mich nur dermaßen in ihm getäuscht haben? Wie nur?
    Das alles hatte er geplant, zusammen mit ihr. Aber warum erst jetzt und warum hatte er alle anderen da mit hineingezogen und damit in ihr Verderben gestürzt?
    Selbst wenn es um mich gegangen wäre, hätte er es doch einfacher haben können. Viel einfacher. Ich wäre ihm vertrauensvoll gefolgt.
    Ich wollte nicht mehr stark sein, nicht mächtig und nicht mehr kämpfen. Wofür auch?
    Ich fühlte mich so klein, unbedeutend und schlecht.
    Warum? Warum nur? …
    Nur damit eine wahnsinnige Hexe herrschen konnte? Über was denn? Alles Schöne wäre vergangen, sobald sie ihren Plan vollendet hätte.
    Wusste Silvia denn nicht, dass die Dämonen die sie freigelassen hatte, nur Verderben bringen konnten, bis nichts mehr blieb? Über sie würde Silvia niemals herrschen, selbst wenn, wozu?
    Jedoch würde sie nie über sie herrschen. Sobald es nichts mehr gab, würden die Dämonen sich gegen sie selbst richten. Wusste Silvia das etwa nicht? Ich wusste es ganz genau!
    Wie konnte es sein, dass sie es nicht wusste? Oder glaubte sie tatsächlich, dass sie in der Lage wäre die Dämonen wieder zu bannen? Himmel! Bei den paar die ich damals befreit hatte, hatte es schon so vieler Magier und Tsurpa bedurft. Wie sollte sie es also alleine schaffen? Konnte sie allen Ernstes so kurzsichtig sein?
    Überhaupt, es gab bestimmt jetzt schon kaum noch jemanden, der ihr huldigen und sie für ihre Macht fürchten konnte.
    Wem hatte sie hiermit etwas beweisen wollten? Silvana? Sich? Wem? Und was beweisen? Dass sie mächtig war? Was nutze ihr all diese Macht?
    Sie verwandelte diese Welt in die Unterwelt. Was blieb noch neben der Unterwelt? Der Himmel? Lächerlich!
    Und was hatte die Hexe Dradarko versprochen, womit er seinen Verrat vor sich selbst rechtfertigen konnte? Dass die Drachen verschont blieben?
    Ich hatte mich nicht verhört, er hatte »Verzeih« gesagt, doch verstand er sich auf Telepathie. Das hatte ich vergessen, als ich an meinem Gefühl gezweifelt hatte. Falls er sich sehr gut auf Telepathie verstand, hatte er auch jeden Gedanken hören können, den ich in seiner Gegenwart gedacht hatte.
    Vielleicht hatte er mich dazu bringen wollen, dass ich schlecht über ihn dachte, damit er mich leichter in meinen Tod fliegen konnte.
    Eventuell lag der Schlüssel aber auch in dem, was er zuvor zu mir gesagt hatte: »Du bist mutiger als ich annahm.« Was wenn er vorher einfach kein Vertrauen in mich gehabt hatte? Und ihm erst, als es zu spät

Weitere Kostenlose Bücher