Golem - Schicksalstraeger
war, auffiel, dass ich es hätte schaffen können?
Denn trotz allem glaubte ich nicht, dass Boris sich so sehr in seinem König irrte. Dennoch, sollten die Drachen bestehen, konnte ich für sie nur hoffen, dass bald ein anderer König wurde. Einer der sich nicht einschüchtern ließ und somit mit jemandem wie Silvia paktierte.
Mein Körper schmerzte und zog inzwischen so sehr von dem harten Boden und außerdem hatte ich Muskelkater vom Kampf. Er verlangte, dass ich etwas unternahm und obwohl ich es nicht verdiente, war ich für eine gewisse Linderung bereit mich kurzzeitig auf das Strohlager zu legen. Nur ganz kurz, bis es wieder erträglich war.
Ich zog mich an den Stangen hoch und ächzte. In Bewegung war es noch viel schlimmer.
Da sah ich Edoron an der gegenüberliegenden Wand sitzen.
»Du!«, zischte ich zornig und stürzte auf die Gitterstäbe vor mir zu. Jetzt, für einen kurzen Moment, wünschte ich mir, ihm richtig wehtun zu können. Stattdessen tat ich einzig mir selbst weh, weil ich mich mit voller Wucht gegen die Gitterstäbe geschmissen hatte.
»Aber, aber! Wir sind doch Freunde?!«, höhnte er. Am liebsten hätte ich ihn …! Ich umklammerte vor schierer Wut zitternd die Gitterstäbe ganz fest, aber dann sah ich ihn und empfand nichts als Mitleid. Ich wusste schließlich auch, dass es das schwierigste für einen Tsurpa war, sich gegen seine Hexe zu erheben.
»Du tust mir leid«, gestand ich ehrlich. Ich sah noch, wie sich das Fragezeichen in seinem Gesicht ausprägte. Doch ich wandte mich ab und verfolgte meinen vorherigen Plan. Ich legte mich mit zur Wand gerichtetem Blick auf das Strohlager.
»Du wirst essen und trinken!«, hörte ich Edorons scharfen Befehl und hörte wie er Wasser aus einem Eimer an der anderen Wand schöpfte und mir den Brotkanten und die Schüssel mit Wasser wieder in mein Verlies stellte.
»Falls ich es tue, tue ich es für dich. In der Hoffnung, dass du wieder zu dir kommst und, dass dann noch nicht alles verloren ist«, flüsterte ich laut genug, damit er mich hören konnte.
Edoron schnalzte verachtend oder war es Hilflosigkeit? Unsicherheit?
Ihn zu sehen hatte mein Gefühl von brodelndem Hass in dumpfes, trauriges Mitgefühl verändert. Und ich wusste nicht, was ich damit anfangen sollte. Jetzt hatte ich sogar den Hass auf jemanden verloren, der mich enttäuscht und verraten hatte. Wozu sollte mir das dienlich sein?
Hätte ich ihm doch besser Beschimpfungen und Flüche an den Kopf geworfen! Sicher hätten sie nichts genutzt, aber jetzt für Edoron Mitgefühl zu empfinden war eine Qual.
Ohne, dass ich es wollte, schlief ich abermals ein und kullerte dabei vom Bett. Trotzdem erwachte ich nicht. Ich schlief wieder sehr schlecht, aber ich hatte das Gefühl, als wollte jemand mich nicht gehen lassen, weil derjenige versuchte mich zu erreichen. Anfangs bekam ich dadurch Panik, weil ich glaubte es wäre die Hexe, aber dann dachte ich, was hatte ich zu verlieren?
Die schrecklichen Bilder des Kampfes verwischten bis sie nicht mehr zu sehen waren, der Kampflärm senkte sich bis alles still war. Schwärze umzingelte mich.
Dann leuchtete ein pulsierender Punkt auf und aus diesem wuchs ein Adern ähnliches Geflecht aus pulsierenden und fließenden Strömen. Ich kannte diesen Ort. Hier war ich schon ein paar Mal gewesen mit dem Buntschopf, der Magie selbst.
Aber ich war hier vorher schon mal gewesen … Mit meinem Tsurpa, dämmerte mir da.
Mit stockendem Atem und klopfendem Herzen sah ich mich um. Ob er wohl gekommen war, um seine Arbeit zu beenden?
Ich sah ihn in der Dunkelheit erst gar nicht. Er war nur ein Schatten, doch dann sah ich genauer hin und der dunkle Tsurpa wurde deutlich.
Ich trat an ihn heran und fragte direkt: »Bist du hier, um es zu Ende zu bringen?« Ich rüstete mich zum Kampf, doch der Tod sollte ausbleiben. Stattdessen kam der Tsurpa näher heran und schloss mich fest in die Arme.
»Esss issst noch lange nicht allesss verlorrren, Kaliß«, sagte er.
»Deine Frrreunde leben. Wirrr haben sie zu Silvana gebrrracht, damit sie sie heilt.«
Ich wich ein paar Schritte vor ihm zurück.
»Du bist die Hexe! Du versuchst mich auszutricksen. Du benutzt deine Täuschungsfähigkeiten, um - «, begann ich ihn anzuprangern.
»Nichtsss derrrgleichen, Kaliß. Ich bin ich, Ossskarrr. Du weißt wie man durch Täuschungen hindurchsehen kann, alssso sieh genau hin!« forderte er mich auf. Ich verengte meine Augen zu schmalen Schlitzen, sodass ich fast nichts mehr
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