Golem - Schicksalstraeger
diesem Tsurpa-Wissen bahnte sich wohl sortiert einen Weg aus Skorns Mund, obgleich in seinem Inneren nur Chaos und Verwirrung herrschten.
»Sollte ich in meiner Aufgabe unabänderlich fehlschlagen, sterbe ich. Solltest du sterben, sterbe ich. Aber solange du lebst, lebe ich, wenn ich nicht ganz großen Mist baue.«
»Und was ist wenn du stirbst?«
»Dann wirst du leben. Aber ein Teil von dir wird fehlen. Fraglich ist, ob es dich stört oder nicht. Die Hexe hat es zum Beispiel kein Stück gestört als ihr Tsurpa starb.«
»Ich will nicht, dass du, gerade du , soviel über mich weißt.«
»Warum?«
Skorn sah ihre Wut, aber dieses Mal konnte sie ihm nichts anhaben. Sie waren doch bereits verbunden, auch wenn es noch des Schwurs bedurfte, um es endgültig zu machen. Skorn merkte, dass er für diesen Schwur gereist war. Es war eine Reise zurück zu seinen Wurzeln gewesen. Dorthin wohin er gehörte.
»Du bist ein Tsurpa! Ein Mörder!« Sie spuckte die Worte aus als würden sie sie anekeln und vergiften. Gar als würden sie ihr Schmerzen bereiten. Und wieder war der Schmerz in ihren Augen doch diesmal verschwand er nicht. Skorn seufzte.
»Es waren Tsurpa, die dir Leid zufügten.« Obwohl es keine Frage war, nickte Sykora. Ihre Augen waren so voller Hass und Schmerz.
»Ich bin es nicht gewesen. Dennoch kann auch ich nicht leugnen, was ich einst war.«
»Was macht das für einen Unterschied?«
»Einen großen. Hätte ich es dir zufügen wollen wäre es nie soweit gekommen, denn das Band zwischen uns existiert bereits. Ich wollte es nur nicht sehen.«
Sykora schluckte. Sie umgab dabei soviel Feindseligkeit und Härte. Skorn zweifelte, dass es ihm je gelänge sie zu diesem endgültigen Bund zu bewegen.
»Wir machen es ohne Schwur-Dings!«, entschied Sykora. Skorn schüttelte den Kopf.
»Probier’s«, meinte er resigniert.
»Aber sei dir dessen gewahr, dass ein Fehlschlag sein Ende bedeuten könnte. Ich weiß, dass du es nicht willst. Trotzdem wollen beide dasselbe. Und davon ganz abgesehen hast du Angst. Angst ihn zu verlieren.«
»Was geht’s dich an?«, keifte sie aufbrausend.
Skorn zuckte mit den Achseln. Gib ihr den Moment, sagte er sich. Er hockte sich neben Golems Kopf ins Gras. Da saß Prophet auf seinem Bauch und weinte. Er ist mein Freund, dachte Skorn, aber auch das wird mir erst jetzt richtig bewusst; Erst jetzt …!
»Hätte ich dich eher getroffen, wäre dir vielleicht manches erspart geblieben und ich wäre schneller zu einem wahren Tsurpa gereift. Aber so ist es nicht. Außerdem hat Golem es gewusst. Wusste, dass wir zusammengehören. Spürte es regelrecht durch seine Füße«, flüsterte Skorn leise. Sykoras Blick schweifte von ihm zu Golem und der Hass wich Trauer und Angst. Ihre Augen wanderten weiter zu Prophet und verharrten dort.
»Golem hat dir immer vertraut. Dir und deinem Urteil. Er hat immer geglaubt, dass du mehr als nur das Wetter prophezeist und er glaubte an das Gute.« Prophet wandte schweren Herzens den Blick zu Sykora. »So sage mir Prophet, was soll ich tun?« Prophet wog den Kopf von Rechts nach Links und schließlich von Skorn zu Sykora und zurück. Sie wog ab inwieweit sie involviert werden sollte.
Ein letzter Blick auf ihren regungslosen Gefährten beschloss es für sie. Sie flatterte zu Skorn und sah ihm in die Augen. Skorn zuckte zusammen. Dieser Vogel blickte, so schien es ihm, in seine Seele. Dann ließ er es geschehen. Es gab schließlich nichts, was er vor Prophet verborgen halten konnte.
»Da ist auch nichts wofür du dich schämen müsstest, Skorn erster Tsurpa-Krieger seit Jahrhunderten. Erinnere dich wie die letzte Prüfung eines Tsurpa aussieht, ehe er sich Krieger nennen darf.« Da tauchte die Erinnerung vor seinem geistigen Auge auf: Ein Tsurpa wurde auf den falschen Weg gebracht und nur wenn seine Menschlichkeit obsiegte und er den richtigen Weg wiederfand war er ein Krieger.
Sein ganzes Leben war diese eine Prüfung gewesen. Er spürte wieder die sensationelle Macht seiner Ahnen in sich pulsieren. Sie waren zufrieden mit ihm und das schenkte ihm endlich Frieden und Trost. Und da erinnerte er sich an mehr Worte seines Vaters:
Wetterpropheten verkünden nicht nur das Wetter, mein Sohn, sie sind die Boten der Magie und damit jene, die neue Magiebande knüpfen und Tsurpa wählen können. Sie sind das Symbol der Freiheit der Magie.
Und wenn ein Wetterprophet zu einem Tsurpa spricht, dann ist er im höchsten Maß geehrt, aber diese Ehre verlangt zeitgleich
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