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Golem XIV

Golem XIV

Titel: Golem XIV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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So also begegnet das Bewußtsein dank einem mystischen oder chemischen Narkotikum dem »Geheimnis des Daseins«. Es handelt sich dabei um eine insofern eigentümliche Trunksucht, als nachher nicht der Autor, sondern der Leser den Katzenjammer bekommt.
    Der intellektuelle Verrat der Science-fiction ist eines von den Verfallssymptomen der Massenkultur. Diesen Verrat hat kein Fatum verursacht. Die Science-fiction mußte nicht zum Grab vertaner Chancen werden. Die Antwort auf die Frage, warum sie zu diesem Grab wurde, ist nicht nur für sie und nicht nur für die Literatur wichtig. Doch liegt die Antwort außerhalb des Bereichs dieser Bemerkungen.
     
    Mai 1978
     
     

Literatur
    1 St. Lem: Summa Technologiae, Wydawnictwo Literackie, Kraków 1964. Deutsche Ausgabe, Insel Verlag, Frankfurt am Main 1976
    2 L. Kołak owski: Informacja i Utopia. »Twórczo ść «, Warszawa, Nr. 11/1964
    3 St. Lem: Summa Technologiae. Insel Verlag, Frankfurt/M. 1977
    4 St. Lem: G ł os Pana. Czytelnik, Warszawa 1968
    5 St. Lem: Doskona ł a pró ż nia. Czytelnik, Warszawa 1971
    6 P. Davies: Supertechnology. »New Scientist«, 23. 3. 1978
     
     

 
    ALFRED TESTA
DIE NEUE KOSMOGONIE
     
    (Der Text der Rede Professor Alfred Testas
    im Rahmen der Feier
    seiner Auszeichnung mit dem Nobelpreis
    wurde der Festschrift
    »From Einsteinian to Testan Universe« entnommen;
    der Abdruck erfolgt mit Genehmigung
    des Verlags J. Wiley & Sons.)

Eure Majestät; meine Damen und Herren! Die besonderen Eigenschaften dieses Platzes, von wo ich spreche, möchte ich nutzen, indem ich Ihnen etwas über die Umstände erzähle, die zum Entstehen eines neuen Weltall-Bildes geführt und somit von Grund auf anders als zuvor in der Geschichte die Stellung der Menschheit innerhalb des Kosmos bestimmt haben. So hochgegriffene Worte widme ich nicht der eigenen Arbeit, sondern dem Andenken jenes heute nicht mehr lebenden Menschen, dem wir diese Kunde verdanken. Über ihn werde ich sprechen, weil eingetreten ist, was ich am allerwenigsten wollte: meine Arbeiten haben – in der Sicht der Zeitgenossen – das Werk des Aristides Acheropoulos in den Schatten gestellt, und dies so sehr, daß unlängst Professor Bernard Weydenthal, ein Wissenschaftshistoriker, also, wie man meinen möchte, der berufene Fachmann, in seinem Buch »Die Welt als Spiel und Verschwörung« geschrieben hat, die Hauptveröffentlichung des Acheropoulos, »The New Cosmogony«, sei gar keine wissenschaftliche Hypothese gewesen, sondern halb literarische Phantasie, an deren Wahrheit der Autor selbst nicht geglaubt habe. Ähnlich hat Professor Harlan Stymington in »The New Universe of the Games Theory« vorgebracht, daß ohne die Arbeiten von Alfred Testa der Gedanke des Acheropoulos lediglich ein unverbindlicher philosophischer Einfall geblieben wäre, etwa so, wie beispielsweise die Leibnizsche Welt der prästabilierten Harmonie, welch letzteres Bild die exakten Wissenschaften ja auch nie für voll genommen hätten.
    Mithin hätte ich den einen nach ernst genommen, was der Schöpfer der Idee selbst nicht ernst gemeint hätte, den anderen nach – einen Gedanken auf die freien Gewässer der Naturwissenschaft hinausgesteuert, der in die Spekulativität außerwissenschaftlichen Philosophierens verstrickt gewesen sei. So irrige Urteile erfordern die Abgabe der Erklärungen, die ich zu liefern vermag. Es ist wahr, daß Acheropoulos nicht Physiker oder Kosmogonist, sondern Naturphilosoph war und daß er seine Ideen mit nichtmathematischen Mitteln dargelegt hat. Wahr ist auch, daß zwischen dem intuitiven Bild seiner Kosmogonie und meiner formalisierten Theorie ziemlich viele Unterschiede aufscheinen. Aber wahr ist vor allem dies: Acheropoulos konnte sich bestens ohne Testa behelfen, Testa hingegen verdankt alles dem Acheropoulos. Dieser Unterschied ist nicht geringzuschätzen. Damit ich ihn darlegen kann, muß ich Sie um etwas Geduld und Aufmerksamkeit bitten.
    Als sich um die Mitte des 20. Jahrhunderts eine Handvoll Astronomen der Zergliederung des Problems sogenannter kosmischer Zivilisationen zuwandte, war dieses Unterfangen etwas völlig Entlegenes für die Astronomie. Die wissenschaftliche Allgemeinheit nahm es für die Marotte einiger Dutzend komischer Käuze, wie sie nirgends fehlen, also auch nicht in der Wissenschaft. Diese Allgemeinheit stellte sich der Suche nach Signalen von jenen Zivilisationen nicht aktiv entgegen, räumte jedoch zugleich die Möglichkeit nicht ein, daß sich das Vorhandensein

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