GONE Hunger
Gerechtigkeit«, erwiderte Astrid.
Zil breitete grinsend die Hände aus. »Wir haben ihm den Prozess gemacht. Und dieser Zombie wurde für schuldig befunden, einen Normalen umgebracht zu haben. Die Strafe lautet Tod durch den Strang.«
Astrid drehte sich zu dem Mob um. »Wenn ihr das tut, werdet ihr euch ein Leben lang schuldig fühlen.«
»Wir haben Hunger!«, rief eine Stimme, der sich andere wie ein Echo anschlossen.
»Ihr wollt Hunter in einer Kirche hinrichten? In einem Haus Gottes?«
Zil sah, dass ihre Worte nicht ohne Wirkung blieben. Etliche tauschten verlegene Blicke.
»Überlegt doch mal, was eure Eltern dazu sagen würden«, fuhr sie fort.
»In der FAYZ gibt es keine Eltern. Und es gibt auch keinen Gott«, antwortete Zil. »Hier gibt es nur Menschen, die ums nackte Überleben kämpfen, und Freaks, die ihnen alles wegnehmen. Und du, Astrid, hilfst den verdammten Freaks dabei. Warum eigentlich?«
Es machte Spaß zu sehen, wie ratlos die gescheite Astrid auf einmal aussah.
»Hey, Leute, wisst ihr, was ich denke?«, rief Zil in die Menge. »Vielleicht hat Astrid ja auch Kräfte, es bloß keinem erzählt. Schließlich ist si e …«, er legte eine dramatische Pause ein, » … mit dem kleinen Krüppel verwandt. Und der ist eindeutig ein Freak.«
In Astrids Augen flackerte Angst auf. Ihre zornesroten Wangen wurden leichenblass.
So klug, dachte Zil insgeheim, so schlagfertig und trotzdem so dumm.
»Ich würde sagen«, fuhr er ungerührt fort, »unserem Picknick haben sich gerade zwei weitere Freaks angeschlossen.«
»Nein«, flüsterte sie.
»Hank?« Zil nickte ihm zu.
Hank, der direkt hinter ihr stand, holte mit seinem Schläger aus. Doch der Schlag galt nicht ihr, sondern dem kleinen Pete.
Ihr Bruder klappte zusammen wie eine Marionette, der man die Schnüre abgeschnitten hatte.
»Packt sie!«, rief Zil.
Diana konnte es kaum glauben. Sie hatten den steilen Hang hinter dem Kraftwerk in ein paar Minuten und ohne auf Widerstand zu stoßen erklommen und den Brennstab auf Anhieb gefunden.
Letzteres war nicht schwer gewesen. Das Gestrüpp, in dem er gelandet war, hatte Feuer gefangen. Caine konnte ihn problemlos aus den Flammen heben und hoch über ihren Köpfen in der Luft halten.
Jack schwitzte sichtlich unter dem Brennstab. Diana vermutete, dass dies nicht nur an der Hitze lag, sondern auch an seiner Angst.
Außer dem brennenden Busch war weit und breit kein Licht zu sehen.
»Er scheint nicht beschädigt zu sein«, sagte Jack. Er zog einen Gegenstand aus seiner Tasche, der wie eine gelbe Stabtaschenlampe aussah, und blickte darauf.
»Was ist das?«
»Ein Dosimeter«, sagte er. Er legte einen Schalter um. Nun konnte Diana ein unregelmäßiges Klicken hören. Klick. Klick-klick. Klick. Klick-klick-klick.
»Alles okay.« Jack atmete erleichtert auf. »Bis jetzt.«
»Was bedeutet das Klicken?«
»Wenn er irgendwo ein radioaktives Teilchen aufspürt, klickt er. Erst, wenn er ununterbrochen klickt, haben wir ein Problem. Und wenn ein gefährliches Niveau erreicht ist, geht ein Alarm los. Was ihr jetzt hört, hat mit der Hintergrundstrahlung zu tun.«
»Hauen wir ab«, sagte Caine. »Das Feuer darf uns nicht einholen.«
Sie stiegen den restlichen Hang hinauf. Caine hatte sich umsonst Sorgen gemacht, denn das Feuer breitete sich nicht aus. Vielleicht weil kein Wind wehte.
Nach mehreren Hügeln ging es bergab zur Straße.
Niemand war ihnen gefolgt. Keine Spur von Sam.
Im Büro einer ehemaligen Mietwagenfirma ruhten sie sich au s – oder klappten vielmehr zusammen. Die beiden Soldaten von Drake durchsuchten die staubigen Schreibtische und Aktenschränke nach Essen.
Einer zauberte triumphierend eine Bonbondose hervor. Sie enthielt neun Bonbons. Nachdem jeder eins bekommen hatte, gierten alle nach dem Rest.
»Zeit für einen Wagen«, verkündete Caine. Den Brennstab hatte er im Freien abgelegt. Er lehnte an einer Wand. »Wir brauchen einen mit offenem Verdeck.«
Er hielt ein Bonbon hoch. »Das bekommt derjenige, der mir das beste Fahrzeug und den passenden Schlüssel besorgt.«
Die beiden Schläger stürzten zur Tür. Diana hatte entsetzliche Magenkrämpfe. Der Zuckergehalt des Bonbons linderte den Hunger nicht, er machte ihn nur schlimmer.
Im Büro war es genauso düster wie im Freien. Pechschwarze Finsternis, so weit das Auge reichte, mit Ausnahme der blassen Sterne hinter der Barriere.
Sie hatten sich auf die durchhängenden Polstermöbel verteilt und ihre müden Beine auf dem
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