GONE Hunger
Glastisch abgelegt.
Diana begann zu lachen.
»Was ist so witzig?«, zischte Caine.
»Mir ist gerade durch den Kopf gegangen, dass wir hier im Dunkeln sitzen und bereit sind, unsere Seele für ein lächerliches Bonbon zu verkaufen. Dabei schleppen wir genug angereichertes Uran mit uns herum, um jeden Terroristen vor Neid erblassen zu lassen.« Sie wischte sich die Tränen aus den Augen. »Nein. Du hast Recht. Das ist nicht lustig.«
»Halt einfach den Mund«, sagte Caine müde.
Sie fragte sich, ob ihn der Einsatz seiner telekinetischen Kraft für den Transport des Brennstabs erschöpfte. Sah ganz danach aus.
Diana zwang sich aufzustehen. Sie ging zu Caine und legte ihre Hand auf seine Schulter. »Caine.«
»Fang nicht wieder damit an.«
»Du musst das nicht tun.«
Darauf erwiderte er nichts.
Einer der Soldaten steckte den Kopf durch die Tür. »Ich hab einen Escalade gefunden. Schlüssel steckt im Zündschloss. Aber er ist verriegelt.«
»Jack? Geh mit und mach den Wagen auf«, befahl Caine. »Und wenn du schon dabei bist, kannst du das Verdeck auch gleich abreißen.«
»Krieg ich dafür ein Bonbon?«, fragte Jack.
Diana lachte laut, fast schon hysterisch.
»Was meinst du, tut deine kleine Freundin in der Wüste, wenn sie hat, was sie will?« Als Caine nicht antwortete, fuhr Diana in einem nachdenklichen Tonfall fort: »Ist es überhaupt eine Sie? Oder vielleicht doch ein Er?«
Caine bedeckte sein Gesicht mit den Händen.
»Hat er einen Spitznamen?«, höhnte Diana unbarmherzig weiter. »Ich meine, Gaiaphage ist doch viel zu lang. Dürfen wir ihn Phagi nennen? Oder einfach nur G?«
Von draußen verkündete das Kreischen reißenden Metalls und das Bersten von Glas, dass Jack den Escalade in ein Cabrio verwandelte.
»Das G-Monster«, sagte Diana.
Zwei Sekunden später flog die Tür auf und Jack stürzte herein.
»Da kommt jemand!«, rief er aufgeregt. »Auf der Straße.«
Caine sprang auf die Beine. »Was? In einem Auto?«
»Nein. Wir haben jemanden rennen gehört.«
Dianas Herz machte einen Satz. Sam. Das musste Sam sein. Zugleich packte sie die Furcht. Caine sollte aufgehalten, aber nicht getötet werden!
Caine stürzte nach draußen. Diana blieb direkt hinter ihm. Jetzt wurde geschossen. Die beiden Soldaten feuerten blindlings die Straße hinunter. Der Lärm war ohrenbetäubend.
»Hört sofort auf zu schießen, ihr Vollidioten!«, brüllte Caine.
Die Schüsse brachen ab.
»Bist das du, Drake?«, rief einer der Soldaten mit zittriger Stimme.
»Ich schlag dich tot!«, bellte Drake.
Der hagere Psychopath schälte sich aus der Finsternis, seine Augen glitzerten im Mondlicht und die Haare standen ihm wirr vom Kopf ab. Er bewegte sich irgendwie seltsa m – die Peitschenhand lag in seinem Arm wie ein schlummerndes Baby.
Irgendwas stimmt nicht, dachte Diana.
»Was hat dich aufgehalten?«, fragte Caine.
»Na was wohl? Sam. Ich habe ihn erledigt«, antwortete Drake. »Ich! Ich habe ihn so lange ausgepeitscht, bis seine Haut nur noch aus Fetzen bestand. Davon wird er sich nie wieder erhole n …«
»Wahnsinn!« Jack war so schockiert, dass er dem tobenden Drake ins Wort fiel. »Dei n … dein Ding.«
Jetzt starrten alle auf Drakes Arm. Sein Tentakel war um die Hälfte kürzer als vorher und lief zu einem flachen Stumpf zusammen.
Zu Dianas Erstaunen schluchzte Drake laut auf, wenn auch nur ein einziges Mal. Er ist also doch ein Mensch, dachte sie. Noch fähig, Furcht und Schmerz zu spüren.
»Du hast ihn nicht getötet?«, fragte Caine.
»Hab ich doch gerade gesagt!«, schrie Drake. »Dein Bruder ist erledigt!«
Caine schüttelte den Kopf. »Wenn du ihn nicht umgebracht hast, ist er nicht erledigt. In Wirklichkeit ist es genauso wie nach deinem letzten Kampf mit Sam: Du kehrst zurück und ein Teil von dir fehlt.«
»Das war nicht Sam«, presste Drake hervor. »Ich habe Sammy Boy erledigt. Ich allein!«
»Woher hast du dann den Stumpf?« Diana konnte sich die Gemeinheit nicht verkneifen.
»Brianna«, knurrte Drake.
Diana bemerkte aus dem Augenwinkel, wie Jacks Kopf hochschnellte und seine Brust anschwoll.
»Sie ist plötzlich aufgetaucht. Aber zu spät, um Sam zu retten. Den siehst du nie wieder.«
»Das glaube ich erst, wenn du mir seine Leiche zeigst«, meinte Caine trocken.
Diana gab ihm Recht. Drake war zu beharrlich. Zu schrill. Zu erpicht, sie zu überzeugen.
»Wir fahren los«, sagte Caine und beendete somit die Diskussion.
Einer der Soldaten drehte den Zündschlüssel. Die
Weitere Kostenlose Bücher