GONE Hunger
alle, du bist tot.«
»Bin ich aber nicht. Oder seh ich so aus?«
Dekka schüttelte nur den Kopf.
Sie gesellten sich zu Mike.
»Hey!«, rief Mike überrascht. »Drake hat Jack erzählt, dass du tot bist. Deshalb ist Jack so ausgerastet.«
Brianna strahlte. »Echt? Er ist ausgerastet?«
»Und wie. Wollte Drake umbringen. Daher konnten wi r … ich meine, daher konnte ich abhauen.« Er brach in Tränen aus und verbarg das Gesicht in seinen Händen.
»Läuft was zwischen dir und Computer-Jack?«, fragte Dekka möglichst gelassen, obwohl in ihr ein Sturm tobte. Das war kein guter Zeitpunkt, um Brianna mit Gefühlen zu konfrontieren, die sie mit ziemlicher Sicherheit nicht erwiderte. Die sie vielleicht gegen Dekka aufbrachten. Wahrscheinlich wusste Brianna nicht einmal, dass Dekka auf Mädchen stand.
»Ich hab nicht gedacht, dass da was läuft«, antwortete Brianna mit selbstgefälliger Miene. »Jetzt aber schon.«
»Okay.« Dekka beschloss, auf dem Teppich zu bleiben. Momentan zählte nur, dass Brianna lebte, während Mickey und Brittney tot waren. Sie hatte das Kommando und musste die Entscheidungen treffen. »Erzählst du mir, wie du aufs Dach gekommen bist?«
»Äh m … nein. Aber da oben ist eine Tür, die in das Gebäude führt. Wenn ich ein Stemmeisen oder so was hätte, könnte ich rein- und wieder raussausen, ehe sie was merken. Ich schlag si e …«
»Nein, nein!«, rief Mike mit schluchzender Stimme. »Die Drähte sind immer noch da.«
»Was für Drähte?«
»Drake hat überall Drähte gespannt. Wärst du gekommen, hätten sie dich in Stücke geschnitten.«
Dekka sah den schockierten Ausdruck in Briannas Gesicht.
»Deshalb wollte Jack ihn ja umbringen«, fügte Mike hinzu. »Jack hat gesagt, er muss sie runternehmen. Drake hat aber nur so getan, als ob.«
Brianna starrte ihn ungläubig an.
»Okay«, meinte Dekka. »Das war knapp. Zum Glück ist dir nichts passiert. Du musst endlich aufhören, so verrückte Nummern abzuziehen, bei denen du am Ende auf einem Dach in der Falle sitzt, während wir dich brauchen. Oder schlimmer noch, bei denen du zu Schnitzel verarbeitet wirst.«
»Ja«, antwortete Brianna kleinlaut, fügte dann aber wieder frech wie immer hinzu: »Danke, Mami.«
Genau das liebte Dekka an ihr. Ihren Leichtsinn, ihre draufgängerische Art. Doch das ließ sich Dekka lieber nicht anmerken.
Brianna war in Jack verknallt.
Aber am Leben.
Einunddreissig
13 Stunden, 35 Minuten
Komm zu mir. Ich brauche dich.
»Ich kriege keine Luft«, sagte Lana. Doch seltsamerweise bewegte sich ihr Mund nicht und sie konnte ihre eigenen Worte nicht hören.
Die Gasmischung. Sie entzieht dir den Sauerstoff.
Genau. Das Gas. Ein Funke un d … irgendwo hatte sie doch ein Feuerzeu g … ein einziger Funke, und sie wäre endlich frei. Aber auch tot. Ein Freitod sozusagen.
Als sie über das makabere Wortspiel lachen musste, stachen die Dolche in ihrem Kopf wieder zu. Sie bereiteten ihr solche Qualen, dass sie laut schreiend beide Hände an die Schläfen drückte. Auch jetzt vernahm sie keinen Laut, sie spürte nicht einmal ihre Hände.
Kriech zu mir.
Ihr Körper spielte nicht mit. Oder doch? Hockte sie wirklich auf allen vieren auf dem Boden? War sie blind oder war es hier nur stockfinster?
Sie musste das Bewusstsein verloren haben. Wie lange?
Jetzt bewegte sie sich, ganz sicher sogar. Oder spürte sie womöglich nur einen Lufthauch?
Ich treibe die Kohlenwasserstoffe aus.
Kohlen- was ? Ihr Kopf drehte sich wie ein Karussell, wieder wurden die stechenden Messer ausgefahren und das Herz hämmerte in ihrer Brust, als wollte es durch ihre Rippen springen und ausbrechen.
Nein, das war alles eine Halluzination. Wahnsinn, lauter Lügen.
Aber der Schmerz war echt. Ihn spürte sie. Ihn und die Angst.
Das Gemisch aus Sauerstoff und Stickstoff fließt.
Luft, die das Gas verdrängte, ohne jedoch den Schmerz in ihrem Kopf zu lindern. Dafür beruhigte sich ihr Herzschlag.
Auf einmal sah sie etwas, wenn auch nicht viel. Nur einen schwachen Lichtschimmer, der bis zu der Stelle drang, wo sie kauerte. Lana hielt sich eine Hand vors Gesicht. Finger. Kaum sichtbar, aber eindeutig vorhanden.
Sie fasste sich an die Wange. Sie spürte die Berührung und die Tränen.
Komm zu mir.
Nein.
Trotzdem bewegte sie sich wie ferngesteuert weiter und riss sich an den scharfen Steinen Hände und Knie blutig.
Nein, ich komme nicht zu dir.
Aber sie kam.
Hatte sie je eine Chance gehabt, sich zu widersetzen?
Nein.
Du
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