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GONE Verloren

GONE Verloren

Titel: GONE Verloren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Grant
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    »Auf der Lenkstange können wir deinen Bruder wahrscheinlich nicht mitnehmen, oder?«, sagte Sam an Astrid gewandt.
    »Nein.«
    »Okay, dann gehen wir zu Fuß. Es muss jetzt ungefähr vier Uhr sein. Aber vielleicht sollten wir die Nacht hier verbringen und erst morgen Früh zurücklaufen.« Da ihm Quinns Worte noch in den Ohren klangen, fügte er hinzu: »Was meinst du, Quinn? Sollen wir bleiben oder gleich los?«
    Quinn zuckte die Achseln. »Ich bin erledigt. Außerdem gibt es hier einen Automaten mit Süßigkeiten.«
    Im Büro des Werkleiters stand ein Sofa, auf dem Astrid mit dem kleinen Pete schlafen konnte. Edilio, dessen Kniegelenke immer noch steif waren, bot sie die Rückenkissen an.
    Sam und Quinn erforschten die Anlage und entdeckten eine Krankenstation, in der mehrere Tragbahren auf Rädern standen.
    Quinn lachte. »Da kommt eine Mordswelle, Alter.«
    Sam zögerte, doch Quinn hatte sich schon eine Tragbahre geschnappt, schob sie rennend vor sich her, sprang auf und schaffte es sogar, aufrecht zu stehen, ehe sie gegen die Wand krachte.
    »Okay«, sagte Sam. »Das kann ich auch.«
    Eine Zeit lang surften sie auf den Tragbahren durch die verlassenen Korridore und Sam stellte fest, dass er noch lachen konnte. Ihm kam es so vor, als wäre eine Million Jahre vergangen, seit er und Quinn zuletzt zusammen Surfen waren.
    Sie parkten ihre Tragbahren im Werkleiterbüro.
    Edilio hatte unterdessen für jeden von ihnen einen Strahlenschutzanzug angeschleppt. Sie waren mit einer Kapuze, Gasmaske und Sauerstoffflasche ausgestattet und sahen aus wie Weltraumanzüge.
    »Nicht schlecht«, meinte Quinn. »Nur für den Fall, was?«
    Edilio fühlte sich sichtlich unbehaglich. »Ja, nur für den Fall.«
    Als Quinn verächtlich grinste, sagte Edilio: »Denkt ihr etwa nicht, dass die ganze Katastrophe mit diesem Ort zusammenhängt?«
    Astrid antwortete müde: »Die Strahlung lässt keine Barrieren auftauchen und auch keine Menschen verschwinden.«
    Edilio ließ nicht locker. »Trotzdem ist sie tödlich, oder?«
    »Die Strahlung kann dich töten«, stimmte Astrid ihm zu. »Sie kann dich schnell töten oder langsam, du kannst Krebs bekommen, es kann dir auch einfach nur schlecht werden oder es passiert dir gar nichts. Und sie kann Mutationen hervorrufen.«
    »Mutationen wie eine Möwe, die Adlerkrallen hat?«, fragte Edilio mit ängstlicher Miene.
    »Ja, aber nur über einen sehr langen Zeitraum.« Sie stand auf und nahm Petes Hand. »Ich muss ihn ins Bett bringen.« Mit einem Blick über ihre Schulter fügte sie hinzu: »Keine Sorge, Edilio, du mutierst nicht über Nacht.«
    Sam streckte sich auf seiner Tragbahre aus. Er bezweifelte, dass es ihm gelingen würde einzuschlafen. Er dachte an das letzte Mal, als er und Quinn zusammen surfen waren. Es war der Tag nach Halloween gewesen, Anfang November. Die Sonne hatte bereits an Kraft eingebüßt, doch in seiner Erinnerung schien sie strahlend hell und umrahmte jeden Felsen, jedes Steinchen und jede Krabbe mit einem goldenen Schimmer. Die Wellen waren fantastisch gewesen, blaugrüne und weiß schäumende, fast schon lebendige Wesen, die ihm zuriefen, seine Sorgen zu vergessen und zum Spielen rauszukommen.
    Dann tauchte ein anderes Bild auf. Seine Mutter stand am Rand der Klippe, sie lächelte und winkte ihm zu. Meistens schlief sie noch, wenn er in den frühen Morgenstunden draußen war. Doch an diesem Tag war sie gekommen, um ihm zuzusehen.
    Sie hatte ihren blauen Wickelrock mit dem weißen Blumenmuster angehabt und eine weiße Bluse. Ihr Haar, das viel heller war als seines, wehte in der Brise und sie wirkte schmal und zerbrechlich. Er rief ihr zu, dass sie vom Rand der Klippe weggehen sollte.
    Sie konnte ihn aber nicht hören.
    Er schrie aus Leibeskräften, doch sie hörte ihn immer noch nicht.
    Plötzlich schreckte er aus der Erinnerung hoch, die zu einem Traum geworden war. Da es in dem Raum keine Fenster gab, wusste er nicht, ob der Tag schon angebrochen war. Er sah sich nach den anderen um; sie schliefen alle tief und fest.
    Es war ihre zweite Nacht ohne Eltern. Die erste hatten sie im Hotel verbracht und jetzt waren sie hier im Kernkraftwerk.
    Und morgen Nacht?
    Sam wollte nicht in sein Haus zurückkehren. Er wollte seine Mutter wiederhaben, aber nicht das Haus.
    Auf dem Schreibtisch des Werkleiters lag ein iPod. Nach dem Familienfoto auf dem Tisch zu urteilen, musste der Mann ungefähr sechzig sein – was seinen Musikgeschmack anging, machte sich Sam also keine

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