GONE Verloren
bist.«
»Du lässt die Freaks verhungern!«, fuhr Diana ihn an. »Kein Wunder, dass du Angst hast, selbst einzementiert zu werden.«
»Ich kann nichts dafür. Wir haben kaum noch was zu essen«, jammerte Andrew.
»Ich denke, wir gehen am besten in den Speisesaal«, sagte Caine. »Jack, hast du deine Ausrüstung?«
Vor lauter Schreck, schon wieder angesprochen zu werden, machte Jack einen Satz in die Luft. »Nein. I-i-ich muss noch mal raus und sie holen.«
»Drake, geh mit I-I-Ich und hilf ihm beim Tragen. Diana, nimm Andrew an die Hand und bring ihn in den Speisesaal.«
Bei Tageslicht hätte das Jaulen vielleicht etwas Idyllisches gehabt, doch jetzt, in der Dunkelheit, jagte es ihnen einen Schauer über den Rücken.
»Das sind bloß Kojoten«, sagte Sam beruhigend. »Die tun uns nichts.«
Es war so finster, dass sie den Boden unter ihren Füßen kaum erkennen konnten und nur langsam vorankamen.
»Vielleicht hätten wir doch in der Schlucht dahinten kampieren sollen«, meinte Edilio.
»Sobald wir eine einigermaßen flache Stelle für unsere Schlafsäcke finden, halten wir an«, schlug Sam vor.
Sie entfernten sich von der Barriere, die jetzt wieder links von ihnen lag und deren grauer Schimmer im Licht des aufgehenden Mondes gerade noch sichtbar war. Sam war zwar weiterhin entschlossen, ihr zu folgen, inzwischen aber nicht mehr, weil er die Hoffnung hegte, auf einen Durchgang zu stoßen, sondern um nach Hause zurückzufinden.
Ein erschreckend lautes Kläffen zerriss die Stille.
»Mann, das war nah!«, stieß Edilio hervor.
Sam nickte. »Vielleicht sollten wir doch lieber vorsichtig sein und einen anderen Weg einschlagen. Was meint ihr?«
»Ich dachte, die Kojoten tun uns nichts«, brummte Edilio.
»Ja, normalerweise haben sie Angst vor Menschen.«
»Du denkst doch nicht an Kojoten, denen plötzlich Flügel wachsen?«
»Der Boden wird sandiger«, bemerkte Astrid. »Pete ist schon länger nicht mehr gestolpert.«
»Man sieht kaum was«, fluchte Sam. »Aber ich würde sagen, wir gehen noch ein paar Minuten weiter, dann halten wir an. Schaut euch schon mal nach Brennholz um.«
»Wie soll ich Holz finden, wenn ich nicht einmal den Boden vor meinen Füßen erkenne?«, murrte Quinn.
»Hey, da drüben ist etwas!«, rief Sam. »Sieht nach einem Gebäude aus.«
Hoffnung keimte in ihnen auf. Vielleicht gab es dort etwas zu essen oder Wasser oder wenigstens einen Unterschlupf.
Nach ein paar Metern trat Sam auf eine weiche, elastische Oberfläche, die sich wie die Kiefernnadeln auf dem Waldboden anfühlte. Er bückte sich und griff in Gras.
»Wartet mal!« Sam ging sparsam mit den Taschenlampen um. Sie hatten einen begrenzten Vorrat an Batterien und eine unbegrenzte Menge an Dunkelheit. »Quinn, leuchte bitte mal hierher.«
Tatsächlich: Im grellen Licht der Lampe war saftiges Grün zu sehen. Quinn ließ das Licht weiterwandern. Als sie eine Hütte erblickten und daneben eine Windmühle, gingen sie vorsichtig näher.
Sie hatten das Gebäude fast erreicht, als hinter ihnen plötzlich das schnelle Tappen rennender Füße zu hören war.
»In die Hütte, ihr Idioten!«, schrie eine Mädchenstimme.
Quinn riss die Taschenlampe herum. Etwas raste auf sie zu und weiter hinten war noch etwas zu erkennen – eine graue, rasch näher kommende Masse.
Der Lichtstrahl erfasste erst einen galoppierenden Hund und dann das panische Gesicht eines zerlumpten, dreckigen Mädchens.
»Lauft! So lauft doch!«, schrie sie.
Sam stürzte zur Tür und griff nach der Klinke, doch bevor er sie aufstoßen konnte, rannte das Mädchen in ihn hinein und warf ihn um. Er fiel der Länge nach auf einen Holzboden und rutschte auf einem Teppich ins Hütteninnere. Ein Hund landete auf seiner Brust und sprang gleich wieder davon.
Quinn schrie panisch auf. Er hatte die Lampe fallen gelassen. Sie lag auf den Holzbrettern und er kroch hektisch zu ihr hin. In ihrem Lichtstrahl sah Sam Astrids Beine und den zu Boden stürzenden Edilio.
Das Mädchen, das ihn umgerannt hatte, versuchte aufzustehen. Ein Hund bellte und knurrte, dazu gesellte sich aber noch ein anderes, wilderes Knurren. Gleichzeitig drang von draußen ein immer lauter werdendes und zu einem Chor anschwellendes Kläffen herein.
»Die Tür! Mach die Tür zu!«, schrie das Mädchen.
Etwas hockte auf ihr, ein großer, sich wie wild gebärdender und gefährlich knurrender Schatten.
Sam erhob sich mühsam, griff nach der Tür und wollte sie zuschlagen. Sie prallte jedoch gegen
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