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Google-Mitarbeiter Nr. 59

Google-Mitarbeiter Nr. 59

Titel: Google-Mitarbeiter Nr. 59 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Edwards
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die voller Tatendrang und schneller Auffassungsgabe waren.
    »Ich will Urs für mein Boot«, witzelte der Techniker John Bauer, als wir die Kanu-Mannschaften zusammenstellten. »Ohne ihn kann ich nicht rudern.«
    »Die Wurzel wurde gelöscht«, scherzte Jeremy Chau nerdig über einen Baum, der auf den Parkplatz gestürzt war. »Sollen wir im Log nachsehen?«
    Wir hielten einen Mitarbeiterwettbewerb ab, um den ersten Tag zu erraten, an dem wir 100 Millionen Suchanfragen erreichen würden, und der Sieger konnte auf einem nagelneuen Elektroroller wegfahren. Wir feierten Eiscremepartys und hatten eine Flut dummer Witze (»Wie viele Techniker von Microsoft braucht man, um eine Glühbirne zu wechseln?« »Keinen einzigen. Sie erklären einfach Dunkelheit™ zum Standard.«)
    Als Karen in Urlaub fuhr, bestellten wir 1000 Plastikspielzeugbälle und füllten ihr Büro damit. Die Bälle wurden noch ein Jahr später von Büro zu Büro geworfen und rollten unter Schreibtischen herum.
    Zum Fasching schmückte Charlie die Cafeteria mit Perlen und backte Königskuchen, in denen statt der glücksbringenden Bohne jeweils ein Püppchen versteckt war. Zum Cinco de Mayo speisten wir Flusskrebse und süße Kartoffel-Tamale und spülten sie mit Horchata und süßem Sangria hinunter.
    An Halloween hatten wir Blutklumpen-Punch mit lebensgroßen Baby-Puppen, die in der Schüssel schwammen (Charlie hatte eine Vorliebe für Essen, das mit Püppchen geschmückt war), und eine Parade geschmackloser Kostüme, wozu Chorknaben mit Sündenpriestern, blutverschmierte Opfer von Flugzeugabstürzen und verstümmelte Opfer von Haiattacken gehörten – und das waren nur die Outfits, die von unserer »politisch nicht-so korrekten« HR-Managerin Heather getragen wurden.
    Und wir hatten Groupies. Touristen in Linux-T-Shirts schossen Souvenir-fotos unter dem Google-Zeichen an unserer Eingangstür – der Beweis, dass Yahoo uns bekannt gemacht hatte und dass unsere Marke mehr Anklang fand als die eines typischen Technologieunternehmens.
    Es schien, dass ich bloß aufstehen und ein paar Schritte in eine beliebige Richtung gehen musste, um etwas Neues und Unterhaltsames zu erleben.
    »Penisringe?«, schnappte ich auf, als ich am Arbeitsplatz zweier Vertriebsrepräsentantinnen vorbeiging. »Wie viele davon haben wir? Und Vibratoren? Wie viele bekommen wir zusammen?«
    »Es muss einen Vorratsschrank geben, von dem ich nichts weiß«, dachte ich. »Oder vielleicht habe ich vergessen, mich auf die Adressenliste für After-Work-Partys setzen zu lassen.«
    Anzeigenkunden für Erwachsenenangebote, erfuhr ich, als ich nachfragte, gehörten zu unseren frühesten Interessenten. Sie wollten wissen, wie viele Werbeeinblendungen wir gezielt für die Stichwörter liefern könnten, die ihre Geschäfte betrafen. Die Vertriebsrepräsentantinnen hatten den »Bestand« prognostizierter Suchen für jene Schlüsselwörter überprüft. Google war kein geeigneter Arbeitsplatz für Zartbesaitete.
    Die angenehmeren Momente halfen, die Last erträglich zu machen, aber es war die Kühnheit unserer Geschäftsinitiativen, die mein Blut in Wallung brachte und mich davon abhielt, mich in einer undankbaren Plackerei gefangen zu fühlen. Ich wusste nie, wann mich ein Faustball erwischte und mein Denken wieder einmal neu startete.
    Sagt, was ihr wollt
    »Was zum Teufel meinst du?«, fragte ich Larry, als er mir seine Idee für ein neues Do-it-yourself-Werbesystem erklärte.
    Die Techniker hatten unser ursprüngliches CPM-Anzeigensystem weiterentwickelt und begonnen, zusätzlich zu den Anzeigen oben auf der Seite auch rechts von den Suchergebnissen Anzeigen zu platzieren. Larry informierte uns, der nächste Schritt würde eine Funktionalität sein, die es jedermann ermöglichte, dort selbst Anzeigen zu platzieren und sie innerhalb von Minuten auf Google live zu schalten. Wir würden einen Leitfaden sowie Geschäftsbedingungen haben, aber wir würden ungeprüfte Anzeigen veröffentlichen. Jemand brauchte lediglich eine gültige Kreditkarte und konnte eine Anzeige schalten, die alles Mögliche beinhaltete.
    Jedermann. Alles Mögliche.
    »Wie um alles in der Welt soll unsere Marke rassistische, pornografische und verleumderische Anzeigen überleben?«, protestierte ich. »Und die werden zwangsläufig auf unseren Ergebnisseiten auftauchen. Wollen wir, dass unsere Marke mit Hasstiraden und Schlimmerem verknüpft wird? Ich habe ein sehr schlechtes Gefühl dabei.«
    Die Entscheidung von Larry,

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