Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
GOR-Zyklus 01 - Gor - die Gegenerde

GOR-Zyklus 01 - Gor - die Gegenerde

Titel: GOR-Zyklus 01 - Gor - die Gegenerde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Norman
Vom Netzwerk:
machen wollen und auf Tarnung keinen Wert legen. Der gewöh n liche Tarn jedoch hat ein grünlich-braunes Gefieder. A b gesehen von der Größe ist der Tarn dem irdischen Falken am ähnlichsten – nur hat er einen Kamm, der dem eines Eichelhähers gleicht.
    Tarns, die eine bösartige Natur haben, sind selten mehr als halb gezähmt und sind – wie ihre winz i gen irdischen Brüder – fleischfressend. Es ist schon vorgekommen, daß ein Tarn seinen eigenen Reiter angriff und auffraß. Nur den Tarnstock fürchten sie – sonst nichts. Sie werden von Männern der Tar n kaste trainiert. Immer wenn ein junger Vogel d a vonfliegt oder irgendwie ungehorsam ist, wird er auf die Stange zurückgezogen und mit dem Tar n stab geschlagen. Später werden die Vögel natürlich losgeke t tet, aber ein Fußring soll sie an diese Zeit erinnern. Das Training schlägt jedoch meistens an, außer wenn das Tier außergewöhnlich aufgeregt ist oder lange keine Nahrung bekommen hat. Der Tarn gehört zu den beiden bevorzu g ten Reittieren des goreanischen Kriegers; das zweite ist der große Tharlarion, eine Art Sattel-Eidechse, meistens von den Clans benutzt, die mit Tarns nicht umzugehen verstehen. Soweit ich wußte, hielt niemand in der Stadt der Zylinder einen Tharlarion, obwohl sie a n geblich auf Gor weitverbreitet waren – besonders im Flachland, im Sumpf und in den Wüsten.
    Der Ältere Tarl war auf seinen Tarn gestiegen, wobei er die fünfsprossige Leiter benutzte, die an der linken Seite des Sattels herabhängt und die während des Fluges hochgezogen wird. Er schnallte sich mit einem breiten purpurnen Gurt im Sattel fest. Er warf mir einen kleinen Gegenstand zu, der mir fast aus der Hand fiel. Es war e i ne Tarnpfeife mit einem Ton, auf den nur ein ganz b e stim m ter Tarn reagieren würde – das Reittier, das für mich b e stimmt war. Seit dem Zwischenfall mit dem wildgewo r denen Kompaß in den New-Hampshire-Bergen war ich nicht mehr so ängstlich gewesen – aber diesmal kämpfte ich meine Furcht nieder. Wenn ich ste r ben sollte, konnte ich nichts dagegen tun.
    Ich blies in die Pfeife, und ein schriller Ton erklang, der sich von Tarls Pfiff sehr unterschied.
    Im nächsten Augenblick stieg aus dem Nichts ein pha n tastisches Gebilde herauf – vielleicht von einem Vo r sprung weiter unten –, ein zweiter riesiger Tarn, größer als der erste, ein schimmernder, schwarzer Vogel, der einmal um den Zylinder kreiste und dann auf mich z u kam. Er landete wenige Meter entfernt, und seine Krallen prallten auf den Stein. Sie waren mit Stahlkanten ve r stärkt – ein Kampftarn. Der Vogel hob seinen gekrüm m ten Schnabel zum Himmel und kreischte auf. Gleichze i tig schüttelte er seine Flügel. Der gewaltige Kopf drehte sich in meine Richtung, und die runden A u gen blinzelten mich an. Im nächsten Augenblick öffnete sich der Schn a bel, ich erhaschte einen kurzen Blick auf seine dünne, scharfe Zunge, die so lang war wie ein Arm, und schon stürzte sich das Ungeheuer auf mich, hieb mit dem mo n strösen Schnabel nach mir, und ich hörte den Älteren Tarl entsetzt aufschreien: »Den Stab! Den Stab!«

4
     
     
    Ich riß schützend den rechten Arm hoch, wobei der Tar n stab, der an dem Lederriemen hing, einen we i ten Bogen beschrieb. Ich griff danach, benutzte ihn als Waffe, schlug damit nach dem zuschnappenden Schnabel, der mich packen wollte, als wäre ich ein Stück Nahrung auf dem flachen Teller des Zylinderdaches. Der Tarn stieß zweimal zu, und zweimal wehrte ich ihn ab. Dann zog er den Kopf zurück und öffnete den Schnabel, um erneut anzugreifen. In diesem Augenblick schaltete ich den Tarnstab ein und schlug kräftig zu. Hellschimmernde Funkenkaskaden sprühten, und ein Schrei der Wut und des Schmerzes ertönte, während der Tarn mit den Fl ü geln flatterte und sich mit einem plötzlichen Luftstoß aus meiner Reichweite brachte, der mich fast in die Tiefe g e blasen hätte. Ich hockte auf Händen und Knien und ve r suchte mich wieder aufzurappeln. Der Tarn umkreiste den Z y linder und stieß durchdringende Schreie aus; dann begann er davonz u fliegen.
    Ohne nachzudenken, ergriff ich meine Tarnpfeife und blies hinein. Als der schrille Ton erklang, schien der Ri e senvogel in der Luft zu erzittern, begann zu kreisen, ve r lor an Höhe, stieg dann wieder an. In seiner Brust tobte der Kampf zwischen der wilden Natur des Tarn, dem Ruf der fernen Berge und des freien Himmels mit dem Tra i ning, das er in seiner Jugend durchgemacht

Weitere Kostenlose Bücher