GOR-Zyklus 06 - Die Piratenstadt von Go
wieder nach unten.
»Thurnock«, sagte ich, »zieh die Flaggen auf – wir übernehmen die Beute.«
»Ja, Kapitän«, sagte er.
Ich rechnete nicht mit Widerstand beim Entern der Rundschiffe – und diese Vermutung bewahrheitete sich. Dafür gab es mehrere Gründe. Die Rundschiffe waren zusammengetrieben worden und konnten nicht manövri e ren. Sie waren außerdem langsamer als meine Ram m schiffe, konnten sich also kaum zur Wehr setzen. Und ihre Rudersklaven wußten längst, daß die siegreiche Flo t te Bosk, dem Kapitän aus den Sümpfen, gehörte.
Meine Männer erkletterten Schiff um Schiff und trafen nur selten auf Widerstand. Die freien Mannschaften di e ser Schiffe befanden sich hoffnungslos in der Minde r zahl. Ein Rundschiff, das bis zu zweihundert gefesselte Rudersklaven an Bord haben kann, führt selten eine freie Mannschaft von mehr als zwanzig oder fünfundzwanzig Mann, sofern nicht ein Kampf bevorsteht. Überdies sind diese fünfundzwanzig Mann in erster Linie Seeleute und keine Soldaten.
Die Dorna dagegen hatte eine freie Mannschaft aus zweihundertundfünfzehn Mann, die zudem alle im U m gang mit den Waffen trainiert waren.
Eine Ahn später trat ich über eine Planke an Deck des Flaggschiffs der Schatzflotte. Das Schiff befand sich ebenfalls längst in unserer Hand.
Eine große, bärtige Gestalt in purpurnem Umhang kam mir entgegen. »Ich bin Rencius Ho-Bar aus Telnus. Admiral der Schatzflotte von Cos und Tyros.«
»Legt ihn in Ketten«, sagte ich zu meinen Männern.
Der Admiral starrte mich aufgebracht an.
Ich wandte mich an Clitus, der das Schiff des Adm i rals bereits durchsucht hatte. »Habt ihr die Ladeliste g e funden?« fragte ich.
Er überreichte mir ein großes Buch, das mit goldener Schnur zusammengebunden und versiegelt war – das Siegel Chenbars, des Ubar von Tyros.
Ich erbrach das Siegel und öffnete die Frachtliste. Meine Beute fiel über alle Maßen reichlich aus.
Während ich die Listen durchsah, erklangen hier und dort auf den Rundschiffen die Jubelschreie der befreiten Sklavenmannschaften, während die freien Mannschaft s mitglieder in Ketten gelegt wurden.
Ich warf einen Blick auf die goldgefaßte purpurne Flagge. »Holt die Fahne ein«, sagte ich zu Thurnock, »und zieht die Fahne von Bosk auf.«
»Ja, Kapitän«, sagte Thurnock.
»Admiral!« protestierte der Admiral der Schatzflotte.
»Bringt ihn fort«, befahl ich, und der Gefesselte wurde fortgezerrt.
Ich ließ das Buch zuklappen. »Wenn diese Zahlen stimmen«, sagte ich zu Clitus, »verfügen die Kapitäne aus Port Kar ab heute über große Reichtümer.«
Er lachte.
»Der Anteil des Arsenals ist achtzehn von dreißig A n teilen.« Achtzehn Schiffe in meiner Flotte hatten dem A r senal gehört; ein entsprechender Anteil der Beute fiel den Kapitänen der Stadt zu, während ich mir die restlichen zwölf Anteile vorbehalten hatte, ebenso wie alle Sklaven.
»Kapitän«, sagte jemand.
»Ja?«
Ein Seemann stand neben mir. »Die noble Vivina«, sagte er, »bittet euch vorgestellt zu werden.«
»Gut«, sagte ich. »Sage ihr, daß ihre Bitte gewährt ist.«
Wieder öffnete ich das Frachtenbuch. Als ich den Kopf hob, sah ich Vivina vor mir stehen. Bei meinem Anblick zuckte sie sichtlich zusammen.
Ich grinste sie an.
Sie hatte die Hand vor den Schleier gepreßt und die Augen aufgerissen. Sie trug eine prächtige Robe der Verhüllung aus schimmerndem Brokatstoff. Der Schleier war purpurn und mit Gold besetzt.
»Ich bin Vivina«, sagte sie. »Aus der Stadt Kasra auf Tyros.«
Ich nickte. »Du magst mich Bosk nennen. Ich bin K a pitän aus Port Kar.«
Hinter Vivina standen zwei Mädchen von vornehmer Abkunft.
»Ich nehme an«, sagte sie, »daß ich deine Gefangene bin.«
Ich schwieg.
»Du wirst natürlich eine schwere Strafe für deine Tat erhalten.«
Ich grinste.
»Wie du weißt, bin ich als Freie Gefährtin Lurius, Ubar von Cos, versprochen. Mein Lösegeld wird also hoch ausfallen.«
Ich deutete auf die beiden Mädchen hinter Vivina. »Wie viele von der Sorte sind an Bord?« wandte ich mich an Clitus.
»Vierzig«, lautete die Antwort.
»Sie stehen aber nicht auf der Frachtliste.«
Clitus nickte, während sich die Mädchen unruhige Blicke zuwarfen.
»Meine Mädchen werden auch ausgelöst, obwohl die Beträge für sie natürlich nicht so hoch sein werden wie für mich.«
»Wie kommst du darauf, daß wir ein Lösegeld für dich verlangen?«
Sie starrte mich sprachlos an.
»Nimm den Schleier ab!«
Als
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