GOR-Zyklus 11 - In Sklavenketten auf Gor
erinnerte mich, daß ich dieses Wort schon meh r fach gehört hatte. Die Männer, die in der Wildnis als er s te zu mir gekommen waren, hatten es gebraucht.
»La Kajira«, sagte Eta und deutete auf sich selbst. Gleichzeitig drehte sie sich zur Seite, zog den Rocksaum hoch und entblößte ihren linken Oberschenkel. Sie trug dort ebenfalls ein Brandzeichen.
Mir wurde klar, daß Eta und ich auf besondere Weise nun wieder auf gleicher Stufe standen; wir trugen beide das Brandzeichen. Ich war ihr in keiner Weise mehr ü berlegen. Ich war nicht mehr und nicht weniger als Eta, was immer sie sein mochte, durch das Brandzeichen war ich genau dasselbe.
Ihr Zeichen unterschied sich allerdings von dem me i nen. Es war schmaler, sah wie ein Stengel mit blume n blattähnlichen Kringeln aus, etwa vier Zentimeter hoch und anderthalb breit, ich sollte später erfahren, daß es sich um den Anfangsbuchstaben des goreanischen Wo r tes »Kajira« in Kursivschrift handelte; mein Zeichen d a gegen war die »Dina«, eine kleine Blume mit zahlreichen Blütenblättern und kurzem Stiel, die gewöhnlich auf Hängen in den nördlichen gemäßigten Klimazonen Gors anzutreffen ist. Die Blüte erinnerte an eine Rose; es ist eine exotische, fremdartige Blume und wird im Norden »Sklavenblume« genannt.
Dieses Zeichen war nun in mein Fleisch eingebrannt.
Im Süden, unterhalb des goreanischen Äquators, ist die Blume seltener und wird höher geschätzt; noch vor Jahren war es nicht ungewöhnlich, daß Eltern aus den unteren Kasten ihre Töchter »Dina« nannten. Mit der Ausweitung des Handels ist der Name allerdings seltener geworden. Die wirtschaftlichen und kulturellen Kontakte zwischen Städten wie Ko-ro-ba und Ar einerseits und dem Riesen der südlichen Hemisphäre, Turia, andere r seits haben in letzter Zeit sehr zugenommen. Beim Sturz Turias waren vor einigen Jahren viele tausend Bürger geflohen, darunter Kaufleute und ihre Familien, von d e nen viele nach der Wiederherstellung des Ubarats von Phanias Turmus zurückgekehrt waren. Inzwischen hatte es aber neue Kontakte gegeben, neue Produkte waren entdeckt worden, und selbst jene, die nicht in die alte Heimat zurückkehrten, betätigten sich nun als Agenten oder Importeure für turische Waren und die Lederpr o dukte der Wagenvölker, die durch Turia vertrieben wu r den. Auf diese Weise hatte man im Süden auch mitb e kommen, daß die Dina als Sklavenblume gilt mit den entsprechenden Folgen. Die Abbildung der Dina-Blüte gehörte zu den am weitesten verbreiteten Brandzeichen für Sklaven auf Gor.
Lächelnd beugte sich Eta über mich. Sie deutete auf das Stahlband, das sich an ihren Hals schmiegte. Buc h staben waren in das Metall eingraviert, in einer Schrift, die ich nicht entziffern konnte. Nicht ohne Mühe drehte sie den Eisenkragen ein Stück.
Dann wandte sie sich meinem Herrn zu. »La Kajira«, sagte sie und neigte unterwürfig den Kopf vor ihm. Als Mann hätte ich ihren Tonfall vermutlich aufregend g e funden. Lachend sah mich Eta an und deutete auf meinen Mund. Ich begriff nicht, was sie wollte, und sie wiede r holte das Wort, wobei sie zuerst auf ihren, dann auf me i nen Mund deutete. Ich blickte in das Gesicht des Ma n nes, der mich beherrschte. »La Kajira«, sagte ich zu ihm und neigte weinend den Kopf. Er nickte, drehte sich um und kehrte mit den anderen zum Feuer zurück, um die Mahlzeit fortzusetzen.
Wieder lag ich allein auf dem schrägen Stamm. We l chen Status hatte ich nun auf dieser Welt? Nur Tiere wurden mit einem Brandzeichen versehen – und ich trug ein solches Zeichen! Erst jetzt, da ich das Zeichen trug, machten die Menschen hier Anstalten, mir ihre Sprache beizubringen. Bis jetzt hatten sie mir nicht einmal gewi s se grundlegende Befehle verdeutlicht. Vermutlich war nun die Zeit gekommen, mich eingehend mit der Sprache zu befassen. Dabei konnte ich nicht damit rechnen, daß man mir mit Geduld begegnete. Nun war ich eine Kajira – und nahm einen Status ein, den ich mit Eta teilte. Sie hatte das Wort vor dem Manne ausgesprochen. Sie und ich trugen Brandzeichen. Eta hatte sogar einen Kragen um den Hals. Was war eine Kajira? Es wollte mir nur eine Antwort einfallen, die ich am liebsten sofort wieder verworfen hätte. Doch ich kam nicht darum herum: die Worte »La Kajira«, die ich zu meinem Herrn gesagt ha t te, bedeuteten: »Ich bin eine Sklavin.«
Zwei Männer banden mich los, zerrten mich an den Armen mit und ließen mich vor meinem Herrn niede r knien, der mit
Weitere Kostenlose Bücher