GOR-Zyklus 11 - In Sklavenketten auf Gor
träumerisches Gefühl überkam mich plöt z lich. Ich wußte, was ich tat; trotzdem hatte ich den Eindruck, als folge ich einer vorher genau festgelegten Weisung.
Es war fast, als bewegte ich mich in Trance.
Ich griff nach den Schnüren auf dem Tisch und strec k te die Hände nach den winzigen Perlen aus.
Ich weiß nicht, warum ich zuerst eine gelbe Holzkugel wählte – doch ich tat es. Dann nahm ich eine blaue und eine rote, dann wieder eine gelbe. Ich begann die Perlen auf die Schnur zu fädeln. Am Ende knotete ich die Schnur zusammen und hielt Belisarius das Halsband hin. Einer seiner Männer griff vorsichtig danach und reichte ihm mein Werk. Er legte es vor sich hin.
Ich schüttelte den Kopf. Sobald mir das Halsband a b genommen war, kehrte mein natürliches Bewußtsein z u rück. Mir war, als erwachte ich aus einem Alptraum. Das Programm, das in mir geruht hatte, war abgelaufen.
Ich sah, wie Belisarius die vor ihm liegenden Perlen eingehend betrachtete. Ich hatte dieselbe Farbreihenfolge mehrfach geschaffen, damit das Halsband komplett wu r de. Es war ein langes Band, wie es von Sklavinnen getr a gen wird, mindestens zweimal locker um den Hals g e schlungen. Es schien sich von vielen tausend anderen Halsbändern, die ich auf Gor schon gesehen hatte, nicht im geringsten zu unterscheiden.
Belisarius starrte nicht lange darauf. Plötzlich schlug er mit der schweren Faust auf die Plattform. »Endlich!« sagte er. »Endlich!«
Die Männer seines Gefolges fragten nicht, was ihm denn das Halsband verraten hatte, ebensowenig lieferte Belisarius eine Erklärung.
Ich spürte ein Messer am Hals. »Sollen wir sie töten?« fragte ein Mann hinter mir.
»Nein«, entschied Belisarius. »Die Nachricht hat ihren Empfänger erreicht.«
»Wenn sie nun in falsche Hände fiele?«
»Das würde nichts machen«, sagte Belisarius und m u sterte mich. »Sklavin, mach uns dasselbe Halsband noch einmal!« befahl er.
Ich begann zu zittern, wußte ich doch sofort, daß ich das nicht konnte. An die Reihenfolge der Sklavenperlen erinnerte ich mich nicht mehr.
»Ich kann es nicht, Herr«, sagte ich. »Bitte töte mich nicht.«
»Selbst wenn sie das Halsband noch einmal machen könnte«, erläuterte Belisarius, »wären doch die Symbole unverständlich, und selbst wenn sie verstanden werden könnten, wären sie ohne Bedeutung für andere.« Er lac h te. »Und selbst wenn ihre Bedeutung sich enträtseln li e ße, wäre es zu spät für unsere Feinde. Sie begriffen in diesem Augenblick lediglich die Gefahr, in der sie sich befänden.«
Das Messer entfernte sich von meinem Hals.
»Außerdem«, fuhr Belisarius fort, »wünscht sich die Lady Elicia das hübsche kleine Ding zur Leibsklavin.«
»Lady Elicia«, sagte einer der Männer, »würde sich in einem Sklavenkragen auch nicht schlecht machen.«
Die Männer lachten.
»Vielleicht später«, meinte Belisarius, »wenn auch sie ihren Zweck erfüllt hat.«
Die Männer lachten.
20
Eine Ahn vor der Mittagsstunde wanderte ich über die Piers von Telnus. Etwa zwei Pasang entfernt sah ich die großen Hafentore. Der Hafen war voller Schiffe ve r schiedener Typen. Zwischen den Planken zu meinen F ü ßen sah ich von Zeit zu Zeit das Wasser aufblitzen. Dort unten waren an den Pfosten zahlreiche kleine Boote fes t gemacht. Männer kamen und gingen; sie kamen von den Schiffen und legten hier an oder bestiegen ihre kleinen Ruderboote, um zu den Schiffen zurückzufahren. An a n deren Stellen wurde Fracht gelöscht oder geladen. Ich passierte den Sitz des Pierprätors mit seinen beiden Schriftgelehrten. Seine Aufgabe war es, Auseinanderse t zungen zu schlichten, die es an den Kais immer gab. D a bei konnte er sich auf vier Wächter stützen.
Sie grinsten mich nun an, und ich lächelte zurück. A l lerdings durfte ich sie nicht zu sehr reizen, denn sie w a ren im Dienst. Meine Aufgabe war es, Kunden für das ›Chatka und Curla‹ einzufangen.
Nachdem ich Belisarius seine kostbare Nachricht a b geliefert hatte, war ich in die Taverne zurückgebracht worden – mit Haube und Sklavensack. Man hatte mich wieder in der Nische abgesetzt. Dort hatte mich der Mann aus dem Sack geholt und mir Fesseln und Knebel abgenommen. Dann hatte er den Vorhang aufgeknöpft und war gegangen, als hätte er ein ganz normales Sch ä ferstündchen mit mir verbracht.
Ich blieb allein zurück. Ich zog das Tavernenkostüm wieder an. Dann blickte ich hinter den Vorhang an der Rückwand und entdeckte dort eine
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