GOR-Zyklus 12 - Die Bestien von Gor
verknotet, so daß ihr Bauchnabel freilag. Sie war gebräunt und blauäugig. Das dunkelha a rige Mädchen neben ihr trug schwarze Frauenhosen aus irgendeinem synthetischen Material; ihr roter Rollkr a genpullover war zerrissen und legte die rechte Brust frei; als ich sie anschaute, senkte sie erschrocken den Kopf und zog mit angeketteter Hand ein Stück Stoff darüber. Ich lächelte. Wie sinnlos diese Geste war! Wußte sie denn nicht, wo sie war? Sie befand sich auf Gor, sie stand auf einer Sklavenplattform. Die beiden Mädchen neben ihr waren ebenfalls dunkelhaarig, hatten dunkle Augen und waren ähnlich gekleidet; beide trugen blaue Jeanshosen und Flanellblusen, beide hatten kleine gold e ne Ohrringe angesteckt. Ich dachte natürlich an das Mä d chen in Samos' Haus und an die Kleidung, die sie getr a gen hatte. Auch diese Mädchen hatten sich im Grunde auf Männerart herausstaffiert, eine Mode, die bei so l chen Mädchen beliebt zu sein schien, Mädchen die einer Männlichkeit nachstrebten, die ihnen von den Horm o nen und nach der Anatomie verwehrt war. Sie schienen lieber die Männer zu imitieren, als sich als das au s zugeben, was sie waren, als Frauen. Ich fragte mich, ob die Mädchen das Drängen ihres Geschlechtes fürcht e ten, die Regungen einer Natur, die seit Jahrtausenden ihr Leben bestimmt hatten, die es schon bestimmt hatten, bevor der Mensch in Höhlen lebte. Doch vielleicht war diese Imitation des Männlichen nur etwas Unbewußtes, eine kaum erfaßte Phase, Element der möglicherweise unausweichlichen Dynamik einer Maschinenkultur, ein Schritt oder eine Phase, die zur wahren Erfüllung von Maschinenbedür f nissen führen würde – geschlechtslose, emotionslose, überall anwendbare Einheiten, passende Bausätze, bei denen Funktionalität und das Neutrum dominierten. Maschine und Tier, so vermute ich, mü s sen wohl ewig im Kampf stehen – es sei denn, eines erringt den absoluten Sieg. Auf Gor wissen die Sklaven, wem sie gehören.
Ich betrachtete die Mädchen auf der Plattform. Wie unverständlich würde ihnen eine rein von der Biologie bestimmte Welt sein, wie Gor sie darstellte!
»Ich muß mit jemandem sprechen!« sagte das Mä d chen am Ende zu einem Sklavenwächter, der an der Plat t form vorbeiging. Er blieb stehen, überrascht, daß sie es gewagt hatte, ihn anzusprechen.
»Schicken Sie mir jemanden, der Englisch versteht!« forderte sie.
Er versetzte ihr einen Schlag mit dem Handrücken. »Halt den Mund!« befahl er auf Goreanisch. Das Mä d chen sank verblüfft zusammen. Aus weit aufgerissenen Augen starrte sie den Mann an. Sie hob die Finger an den Mund. Ihre Lippen bluteten.
»Er hat mich geschlagen!« sagte sie tonlos.
Die Mädchen blickten sich erschrocken um. Das blo n de Mädchen in den kurzen Shorts neigte sich in kniender Position zurück, um nicht aufzufallen.
Das Mädchen mit der blutenden Lippe blickte fa s sungslos dem Mann nach, der sie geschlagen hatte. In ihren Augen stand so etwas wie Erstaunen. Die Mädchen blickten sich erschrocken an. Vermutlich hatten sie noch nie gesehen, wie eine Frau geschlagen wurde. Sie bega n nen sich klarzumachen, daß jeder von ihnen etwas Ähnl i ches widerfahren konnte.
Das Mädchen in den Shorts, von der ich angenommen hatte, sie würde wohl am wenigsten Angst vor ihrer n a türlichen Sexualität haben, fragte bestürzt: »Was ist, wenn sie uns befehlen, sie zu küssen? Was wollen wir dann tun? Ich darf gar nicht daran denken!«
»Sie küssen?« antwortete das Mädchen mit dem ze r rissenen roten Pullover.
»Glaubst du, man will so etwas von uns?« fragte das dunkelhaarige Mädchen mit der grauen Flanellbluse.
»Wer weiß schon, was die von uns wollen!«
»Es muß sich doch irgendwann jemand um uns kü m mern. Sie können doch nicht einfach mit uns machen, was sie wollen!«
»Wir haben unsere Rechte!« sagte das blonde Mä d chen bestimmt.
»Ach?« gab das Mädchen im Pullover zurück. Von den vieren schien sie mir die weiblichste zu sein.
Die Mädchen schwiegen einen Augenblick lang. Dann sagte das Mädchen in den Shorts: »Wessen Gefangene sind wir?«
»Wollen wir hoffen, daß wir nur Gefangene sind.«
»Was soll das heißen?« fragte das Mädchen in den Shorts.
»Kannst du es dir nicht vorstellen?«
»Nein«, gab das blonde Mädchen zurück.
»Vielleicht sind wir Sklaven«, sagte das Mädchen im roten Pullover.
»Mach keine Witze!«
Das andere Mädchen zuckte die Achseln und wandte den Kopf ab.
»Mach keine Witze!«
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