GOR-Zyklus 15 - Der Schurke von Gor
die Wahrsager von Port Olni, Ti und Ar auf neutralem Boden zusammen und ermittelten durch Omen, durch die Deutung von Leber und Eingeweiden geschlachteter Verr, daß für beide Armeen der Rückzug angebracht sei. Mit dieser Vorgehensweise wurde sichergestellt, daß keine der beiden Seiten an Ehre und Gesicht verlor. Die Deutungen der Omen waren lediglich von Wahrsagern aus Vonda und Cos angezweifelt worden. Es herrschte allgemein der Eindruck vor, daß weder die Salerianische Konföderation noch die Stadt Ar einen umfassenden Krieg wollten. Man war sich klar darüber, daß Vonda, in Verschwörung mit Cos, die Feindseligkeiten eingeleitet hatte. Indem es Vonda niederbrannte und vernichtete, hatte Ar das militärisch Notwendige getan. Auf ähnliche Weise konnte die Salerianische Konföderation, die immerhin die Truppen Ars zum Stillstand gebracht hatte, sich in dem Gefühl wiegen, seiner Ehre Genüge getan zu haben. Für mich gibt es keinen Zweifel, daß die Beendigung der Feindseligkeiten im Norden wesentlich auf die Großzügigkeit der Kämpfer aus Ar zurückzuführen war, die Lara das Schicksal Vondas ersparten – eine nach meinem Dafürhalten nicht unangebrachte Zurückhaltung. Sie hatten demonstriert, daß sie Lara hätten vernichten können, diesen Schritt aber nicht für angebracht hielten. Man nahm diese Handlungsweise als einen Ausdruck des Desinteresses Ars, sich auf einen umfassenden Krieg mit der Salerianischen Konföderation einzulassen. Natürlich war die Aktion auch dazu angetan, die Konföderation hinsichtlich ihrer Einstellung zu Ar künftig in Uneinigkeit zu stürzen. Als nämlich offenkundig wurde, daß Ar Lara praktisch verschont hatte, waren die Lara-Soldaten umgekehrt, noch ehe sie sich mit den Kämpfern aus Port Olni und Ti vereinigen konnten. In Lara war das Stimmungsbarometer inzwischen zweifellos zu Gunsten von Ar umgeschlagen. Dies gab Ar ein politisches Übergewicht am Zusammenfluß von Olni und Vosk – eine strategisch wichtige Position für den Fall, daß Cos jemals am Vosk entlang ostwärts vorrücken sollte. Lara war der Angelpunkt zwischen der Salerianischen Konföderation und den Voskstädten.
»Beeilung!« forderte der Wächter.
Ich hob die Hand zur Bestätigung, daß ich ihn gehört hatte, und setzte meinen Weg zum Hafen von Fina fort.
Seit mehreren Wochen zog ich nun schon von einer Hafenstadt zur nächsten, sah mir die Sklavenmärkte an und versuchte Informationen über die Piraten Kliomenes zu sammeln. Viele Leute, da war ich sicher, wußten über diesen Burschen mehr, als sie zugaben. Anscheinend war sein Name wie der seines Kapitäns Policrates am Fluß gefürchtet. Ich muß betonen, daß es sich bei den Flußpiraten nicht um vereinzelte halsabschneiderische Banden handelte. Verschiedene Gruppen besaßen eigene Festungen und Schiffe. Es war nicht ungewöhnlich, daß ein einziger Kapitän über bis zu drei- oder vierhundert Mann und acht bis zehn Schiffe gebot. Darüber hinaus gab es Verbindungen zwischen diesen Banden, eine Aufteilung von Territorien und auch Allianzen. Sie waren eine reale Macht am Fluß.
Ich trat zur Seite, um eine verschleierte freie Frau und ein Kind vorbeizulassen.
Ich war von Lara nach Weißwasser gereist und hatte dabei den Barkenkanal benutzt, der die Untiefen umging, und von dort nach Tancreds Furt. Später war ich flußabwärts nach Iskander, Waldhafen und Ar-Station gereist. Ar-Station liegt übrigens in der Nähe des Ortes, wo sich vor vielen Jahren die Horden Pa-Kurs versammelten, eines Angehörigen der Kaste der Attentäter, der damals eine Allianz aus zwölf Städten, verstärkt durch Söldner und Attentäter, gegen die Stadt Ar anführte. Dieser Krieg wird übrigens auf typisch goreanische Weise mit mehreren Liedern gefeiert. Die berühmtesten dürften die Lieder um Tarl aus Bristol sein. Die Schlacht hatte angeblich im Jahr 10 110 C.A., Contasta Ar, seit der Gründung Ars, stattgefunden. Nach dieser Zeitmessung schrieben wir jetzt das Jahr 10 127. Übrigens gab es Ar-Station noch nicht, als Pa-Kurs Horden sich zusammenfanden. Es wurde vier Jahre später am Südufer des Vosk gegründet, als Vorposten und Handelsstation. Es stellt im übrigen den Endpunkt einer der großen Straßen dar, der Viktel Aria, Ars Triumph, die nach Ar führte. Die Straße ist auch als Vosk-Straße bekannt, besonders bei jenen, die sie vom Fluß aus betrachten. Von Ar-Station war ich am Fluß weiter nach Westen gezogen und hatte Jorts Fähre, Alfreds Kuppe,
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