GOR-Zyklus 19 - Kajira von Gor
verkündete Miles, »ist es, was Claudius, Ubar von Argentum, Corcyrus entbietet!«
»Unverschämtheit!« rief Ligurious. »Unverschämtheit!«
Wütendes Geschrei wurde in meinem Gefolge laut.
Miles streckte die Hand aus, und man gab ihm seinen Helm zurück, den er wieder in die linke Armbeuge stellte. »Ich verlasse jetzt Corcyrus«, sagte er. »Wenn ich zurückkehre, dann mit einer Armee hinter mir.«
»Du hast unsere Tatrix beleidigt«, sagte Ligurious.
»Eure Tatrix gehört in einen Käfig, in einen goldenen Käfig«, antwortete Miles.
Und wieder ertönten wütende Rufe. Ich verstand nicht recht, worin die Beleidigung bestanden haben sollte oder was er mit dem ›goldenen Käfig‹ gemeint hatte.
»Hier«, fuhr Miles fort und griff in eine Tasche an seinem Gürtel. »Wenn die Corcyrer so scharf sind auf das Silber von Argentum, will ich euch ein Stück davon geben.« Er hob die Münze. »Dies ist ein Silber-Tarsk aus Argentum«, fuhr er fort und schleuderte das Stück vor der Plattform zu Boden. »Ich schenke euch die Münze. Sie hat etwa den Wert eurer Tatrix. Soweit ich sie bisher abschätzen kann, würde sie auf einem Sklavenmarkt etwa diesen Preis bringen.«
Wieder wurden Klingen gezogen. Drusus Rencius hielt einen Mann davon ab, sich auf Miles aus Argentum zu stürzen. Im kleinen Gefolge Miles' blitzten ebenfalls die Waffen.
»Zieht ihn aus, bindet ihn an den Sklavenring der Tatrix!« brüllte ein Mann.
Ich erschauderte. Es hätte mich entsetzt, einen solchen Mann an meiner Lagerstatt zu haben.
Miles machte kehrt und verließ mit seinen Leuten den Saal.
»Glaubst du, daß es Ärger gibt?« fragte ich Ligurious.
»Nein«, antwortete er. »Argentum wird sich die Sache gründlich überlegen und keine voreilige Entscheidung treffen. Selbst Claudius weiß, daß die Macht und das Gewicht Cos' hinter uns stehen.«
»Miles aus Argentum machte aber einen ziemlich entschlossenen Eindruck.«
»Er ist ein Hitzkopf«, sagte Ligurious. »Ich bin sicher, daß in Argentum die Vernunft siegen wird.«
Auch sonst schien ich Ligurious zur Vernunft gebracht zu haben. Meine Tür sollte nun nicht mehr verriegelt sein. Die Wächter blieben draußen – als verständliche Vorsicht, als Sicherheitsmaßnahme für die Herrscherin. Doch konnte ich mein Quartier nun verlassen und mich überallhin bewegen. Die einzige Einschränkung bestand darin, daß ich von meinem Wächter Drusus Rencius begleitet sein mußte. So konnte ich nun sogar bei Nacht meine Räume verlassen. Und was noch besser war: sogar den Palast, wenn ich inkognito ging und in Drusus Rencius' Nähe blieb.
6
»Es gibt Viertel von Corcyrus, in die du mich noch nicht geführt hast«, sagte ich zu Drusus Rencius.
Wir standen auf den hohen Wehrmauern Corcyrus', auf einer Steinabstufung hinter der Balustrade, und brauchten so nicht durch die Schießscharten zu schauen, sondern hatten einen freien Blick über die Mauerkrone auf die Felder außerhalb der Stadt.
»Nicht alle Viertel Corcyrus'«, sagte er, »sind sicher, und schon gar nicht bei Nacht. Und nicht alle nehmen auf die Empfindsamkeit einer freien Frau Rücksicht.«
Ein Windhauch wehte über die Mauer, der mir sehr willkommen war. Schleier bewegten sich vor meinem Gesicht.
»Du mußt deine Kapuze nach vorn ziehen«, sagte Drusus Rencius.
Zornig kam ich seiner Aufforderung nach. Drusus Rencius war ungeheuer vorsichtig.
Nervös blickte er sich um. Ich fragte mich, warum er so angespannt und nervös war.
Die Tarns, riesige Sattelvögel, hockten einige hundert Fuß entfernt auf ihren Stangen. Es waren fünf Tiere.
»Geh nicht zu nahe heran!« hatte mich Drusus gewarnt.
»Keine Angst!« hatte ich lachend erwidert, denn ich fürchtete solche Wesen.
Aber wenn er die Vögel so wenig mochte oder sich um meine Sicherheit sorgte, warum hatte er dann gerade diesen Teil der Stadtmauern erklimmen wollen? Er hatte mich hier in die unmittelbare Nähe der schrecklichen Monstren geführt.
»Ich sehe immer noch dein Haar«, sagte Drusus Rencius.
Ärgerlich zog ich mir die Kapuze noch enger um den Kopf, so daß von mir außer Nasenwurzel und Augen kaum noch etwas zu sehen war. Vor fünf Tagen hatte ich den Vorschlag gemacht, die Stadtmauer zu ersteigen, um nach draußen zu schauen. Ursprünglich hatte Drusus Rencius gezögert, sich dann aber beinahe ein wenig zu plötzlich besonnen und mich hierhergeführt. Und jetzt machte er einen ausgesprochen nervösen Eindruck.
»Wegen der Kaissa-Spiele bist du
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