GOR-Zyklus 19 - Kajira von Gor
lesen. Du trägst einen typischen Sklavennamen. Deshalb wirst du mich künftig mit ›Herr‹ anreden.«
»Bitte nicht!«
Und er bückte sich, warf mich über seine Schulter und stieg mühsam den steilen Hang empor. Gleich darauf hatten mich die beiden Männer auf der Ladefläche ihres offenen Tharlarionwagens verstaut. Sie behandelten mich nicht grob.
»Ich bin sehr hungrig, ihr Herren«, sagte ich. »Kann ich etwas zu essen haben?«
»Aber ja«, sagte der junge Mann, der mich den Hang heraufgeschleppt hatte. Während sich sein Begleiter auf den Kutschbock setzte und das behäbige Zugtier anspornte, gab er mir zwei große Stücke Sa-Tarna-Brot, das mir köstlich mundete. Er rundete die Mahlzeit mit einer Scheibe getrockneter Larmafrucht, Rosinen und einer Pflaume ab. Zweimal schenkte er Wasser aus einem Beutel in eine Tasse.
»Iß nicht so schnell«, sagte er warnend. »Wie lange hast du schon nicht mehr gegessen?«
»Seit gestern abend, ehe die Banditen angriffen.«
Er lachte nur. Ich hatte seit vier Tagen nicht mehr richtig gegessen.
»Du siehst gleich viel besser aus«, sagte er schließlich, als ich fertig war.
»Vielen Dank, Herr. Darf ich sprechen?«
»Ja.«
»Wo bin ich hier?«
»Du bist auf der Viktel Aria«, antwortete er, »nördlich von Venna. Wir fahren in südlicher Richtung.«
Diese Auskunft brachte mir zu Bewußtsein, daß ich doch länger bei dem Tarnreiter geblieben war, als gut für mich war. Ich war schon näher bei Ar, als mir lieb sein konnte. Andererseits war der Frachtreiter offenkundig nicht auf direktem Weg nach Ar geflogen, sondern hatte einen Umweg nach Norden gemacht; vermutlich wegen der Schänke, in der er zuletzt übernachtet hatte – vielleicht hatte er ein Mädchen dort. Venna, soviel wußte ich, lag etwa zweihundert Pasang nördlich von Ar. Die Worte ›Viktel Aria‹ heißen wörtlich übersetzt ›Ars Triumph‹. In den nördlichen Abschnitten wird die Straße vorwiegend Voskstraße genannt.
»Warum sind hier links und rechts so tiefe Gräben?« fragte ich.
»So ist es über eine Strecke von mehr als hundert Pasang in dieser Gegend«, antwortete er, »mit Ausnahme der Kreuzungen und Abzweigungen. Diese Gräben machen es unmöglich, Vorratswagen quer über die Straße zu bringen, also von Osten nach Westen oder umgekehrt. Auf diese Weise wirkt sich die Straße fast wie eine Mauer aus.«
»Sie dient gewissermaßen der militärischen Verteidigung?« fragte ich.
»Ja«, sagte er.
»Wohin fahrt ihr?«
»Nach Venna.«
»Was habt ihr mit mir vor?«
»Wir werden dich im Büro des Archonten von Venna abliefern.«
16
Grob wurde mir das Kinn mit dem Daumen hochgestoßen. »Nein«, sagte eine Stimme, »das ist nicht meine Tutina.«
Der Mann, der vom Aufseher des Archonten begleitet wurde, verließ die runde Zementplattform und verschwand in der Menschenmenge, die die Straße füllte. Die Straße lag in Venna anscheinend sehr zentral; sie führte zum Marktplatz. Meine Plattform lag links von der Straße, mit Blick auf den Platz, und an der vordersten Front eines öffentlichen Sklavenmarkts. Hinter der Verkaufszone erhob sich ein düsteres Gebäude mit Gitterfenstern. In diesem Gebäude waren die Sklaven untergebracht, außerdem hatte der Aufseher des Archonten dort sein Büro. Etliche Mädchen waren wie ich zur Schau gestellt. Sie sollten verkauft werden. Ich stand nicht zum Verkauf, wenigstens noch nicht. Man hatte mir zu verstehen gegeben, wenn nicht innerhalb von zehn Tagen Ansprüche auf mich erhoben würden, wollte man mich ebenfalls zur Veräußerung freigeben, um zumindest die Kosten für meinen Aufenthalt hereinzubekommen.
Es war heiß auf der Plattform, zumal meine Arme an Ketten hochgezogen waren, eine sehr ermüdende Stellung.
Der Nachmittag zog sich endlos hin.
Von Zeit zu Zeit blieb ein Mann in der Menge stehen, um mich zu betrachten. Gewöhnlich schaute ich in eine andere Richtung, doch hatte ich mit der Zeit das Gefühl, die Blicke auch so spüren zu können. Manche kamen auf die Plattform, um mich näher zu betrachten.
Am Spätnachmittag erstarrte ich plötzlich vor Entsetzen. Hastig senkte ich den Kopf und unterdrückte das Zittern, das mich von Kopf bis Fuß durchlief. Am liebsten hätte ich mich versteckt, aber das war nicht möglich.
Er durfte mich nicht gesehen haben! Auf keinen Fall!
Ich drehte mich ein wenig in der Kette, als wollte ich lediglich die Stellung wechseln.
Mein Herz pochte vor Entsetzen.
Ausgerechnet er!
Auf keinen
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