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GOR-Zyklus 20 - Die Spieler von Gor

GOR-Zyklus 20 - Die Spieler von Gor

Titel: GOR-Zyklus 20 - Die Spieler von Gor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Norman
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besteht darin, daß Dinge so reflektiert werden, daß der Betrachter veranlaßt wird, das Gesehene falsch zu deuten; so hält er zum Beispiel das Spiegelbild eines bestimmten Ortes für einen anderen Ort. Er rechnet nicht mit Spiegeln und denkt auch nicht daran, und selbst wenn das doch der Fall sein sollte und er das damit verbundene Prinzip versteht, wird er trotzdem genau das sehen, was der Illusionskünstler will. Auf diese Weise kann sich nicht nur der unwissende Betrachter an solchen Illusionen erfreuen, sondern auch der kritische, gebildete Betrachter; selbst andere Illusionskünstler haben ihr Vergnügen daran, wenn die Nummer mit der nötigen Kunstfertigkeit ausgeführt wird.
    Im Palast von Brundisium war niemand auch nur auf die Idee gekommen, mit einem solchen Trick zu rechnen, und genau darauf hatte ich mich verlassen. Wäre ihnen der Verdacht gekommen, hätten sie schnell die Wahrheit herausgefunden; sie hätten nur die Korridorwände einer genauen Untersuchung unterziehen müssen. Aber bis jemand an meine Verbindung zur Truppe von Boots Tarskstück dachte und darauf kam, daß ein so geschicktes Zauberkunststück nicht nur möglich, sondern in Anbetracht der seltsamen Umstände meines Verschwindens sogar wahrscheinlich war, wäre ich nicht länger in meinem bizarren Versteck geblieben.
    Ich stand natürlich hinter einem Spiegel, das heißt, am Schnittpunkt zweier Spiegel, und zwar in einer der Nischen. Die Ränder der beiden Spiegel wurden von einer freistehenden Säule verdeckt, die dort zur Dekoration stand und an der man Pflanzen aufhängen konnte. Dank Boots stand die Säule jetzt ein Stück näher an der Nische. Für den zufälligen Betrachter war das Spiegelbild der gegenüberliegenden Wände eine einzelne feste Wand, die sich hinter der Säule erstreckte. Das Zurücksetzen der Säule, die Verbindung der beiden dahinter befindlichen Spiegel und der dadurch entstandene Winkel machten es dem Betrachter unmöglich, sein eigenes Spiegelbild zu sehen; es sei denn natürlich, er hätte die Nische betreten.
    Der Korridor schien mittlerweile verlassen zu sein. In der Ferne war Gebrüll zu hören. Ich schlüpfte aus dem Gewand. Die Suchmannschaften würden vermutlich nach einem Mann im gelbweißen Kaufmannsgewand suchen, das nach turianischer Mode geschnitten war. Darunter trug ich eine Uniform, die der eines brundisischen Soldaten stark ähnelte. Ich hielt es für ziemlich unwahrscheinlich, daß man mich in einer Stadt von der Größe Brundisiums, in einer Stunde des Aufruhrs und der Verwirrung, in der überall Soldaten umhereilten, Befehle gaben und erhielten, in der Agenten in Uniform und in Zivilkleidern ihrer Aufgabe nachgingen, so ohne weiteres erkennen würde. Außerdem hatte ich den Eindruck gewonnen, daß viele der Höflinge, die mich in dem Saal gesehen hatten – Männer, die nicht gerade für ihren Mut bekannt sind –, der Versuchung widerstehen würden, begeistert an einer Suche teilzunehmen, die nicht ohne Gefahr war. Sie würden sicherlich zu dem Schluß kommen, daß es vermutlich besser war, wenn sie sich in ihren Gemächern tapfer in Reserve hielten, sich auf den Augenblick vorbereiteten, an dem ihr Ubar sie wirklich brauchte. In der Zwischenzeit würden sie sich natürlich auf dem laufenden halten. Ich bereitete mich darauf vor, den Korridor zu betreten. Mit etwas Glück würde ich sogar ein paar Soldaten um mich scharen und meine eigene Suchmannschaft gründen können. Das schien eine gute Möglichkeit zu sein, sich an fast jeden Ort begeben zu können. Wer konnte schon wissen, wo sich der Schurke Bosk aus Port Kar verbarg?
    Ich schob vorsichtig den Kopf aus meinem Versteck. Der Korridor war leer. Ich trat mutig vor, blieb lange genug dort stehen, um die Spiegel ein Stück auseinanderzustellen. So würde der Sklavenaufseher, der die Reinigungskolonne beaufsichtigte, sich vielleicht über ihre Anwesenheit in dem Korridor wundern und sie einfach in irgendeinen Lagerraum bringen lassen. Einen Augenblick später schritt ich energisch den Korridor entlang. In den Ferne ertönte weiterhin Gebrüll. Außerhalb des Palastes schlug man beim Gefängnis und in verschiedenen Stadtteilen noch immer die Alarmstäbe.

16
     
     
    »Halt!« rief der eine der beiden Wächter, die auf einer der langen, geländerlosen und schmalen Brücken standen, die die Türme Brundisiums miteinander verbanden. Solche anmutigen gewölbten Brücken sind ein charakteristischer Bestandteil vieler goreanischer Städte. Sie

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