GOR-Zyklus 20 - Die Spieler von Gor
lag.
»Nein. Er war kein Sklavenhändler. Ich glaube, er wollte auch vermeiden, daß seine Verbindung zu den Räubern bekannt würde, was vermutlich geschehen wäre, hätte er ihre Sklaven verkauft.«
»Wo wollten sie hin?«
»Das weiß ich nicht«, sagte sie. »Ich habe nur erfahren, daß man uns an einen Ort bringen wollte, an dem wir an einen richtigen Sklavenhändler verkauft werden sollten.«
»Besnit, Esalinus oder Harfax«, meinte Boots.
Ich zuckte mit den Schultern. »Möglich.« Diese Städte befanden sich alle hundert Pasang im Umkreis unseres derzeitigen Aufenthaltsortes. Natürlich konnten Frauen überall verkauft werden. Auf Gor sind Sklaven und Sklavenmärkte etwas ganz Normales.
»Wie es aussieht, habt ihr hier vor einigen Ahn euer Lager aufgeschlagen«, sagte ich.
»Wir haben ziemlich früh haltgemacht«, berichtete sie. »Ich glaube, sie hatten ein Lager entdeckt, das sie dann überfallen wollten.«
»Das stimmt.«
»Uns hat man hier hilflos und gefesselt zurückgelassen.«
»Sie werden nicht zurückkommen«, sagte ich.
»Ich verstehe.« Sie schauderte.
»Wo sind die anderen Wertsachen, ihr Geld, ihr Ertrag von dem Handel mit dem Mann im Wald?« fragte ich.
»Es ist alles dort hinten«, sagte sie und wies mit dem Kopf in die Richtung. »Das Gold ist in einer kleinen Truhe, die mit Eisenbändern und Silbernägeln beschlagen und mit einem vergoldeten Vorhängeschloß verriegelt ist. Sie befindet sich in dem ersten Ballen.«
»Es gehört alles dir«, sagte ich zu Boots.
»Alles?« fragte Boots ungläubig.
»Alles.«
»Danke«, sagte Boots inbrünstig. »Es wird einem guten Zweck dienen.«
»Vielleicht könntest du es für die Künste verwenden«, schlug ich vor.
»Genau das ist meine Absicht«, meinte Boots.
»Zum Beispiel könnte man mit dem Gold eine vielversprechende, von Schwierigkeiten geplagte Theatertruppe unterstützen.«
»Das ist ein vernünftiger, geradezu glänzender Vorschlag«, gratulierte Boots mir.
»Vielleicht kennst du ja eine derartige Truppe.«
»Und ob.«
»Uns«, sagte Lecchio.
»Das ist etwas kraß ausgedrückt«, rügte Boots seinen Schauspieler, »aber es trifft den Kern der Sache.«
»Bist du dankbar?« fragte ich den Theaterdirektor.
»Ja.«
»Für ewig und alle Zeiten?«
»Sicher.«
»Dann könntest du etwas für mich tun.«
»Sag es, Bruder.«
»Ich möchte noch immer ein Mitglied deiner Truppe werden.«
»Kommt nicht in Frage«, sagte Boots. »Ausgeschlossen.«
»Nun gib dir schon einen Ruck«, sagte ich.
»Ja, gib dir einen Ruck«, bat Chino.
»Genau«, bestätigte Lecchio.
»Richtig«, sagte Petrucchio.
»Gib dir einen Ruck!« drängte Andronicus.
»Meine Entscheidung steht unverrückbar fest«, sagte Boots.
»Vielleicht könntest du noch einmal darüber nachdenken«, schlug ich vor und griff nach dem Bündel Sattelmesser, das jetzt an meiner Hüfte hing.
Boots ließ mich nicht aus den Augen.
»Mein lieber Boots, sei kein undankbarer Narr«, rügte ihn der eindrucksvolle Andronicus.
»Ich habe gesprochen«, verkündete der Theaterdirektor von oben herab.
Ich zog ein Messer, warf es in die Höhe und fing es an der Klinge auf. »Vielleicht könntest du noch einmal sprechen«, schlug ich vor.
»Niemals!«
»Ach so?« Ich warf das Messer wieder in die Höhe und fing es am Griff auf. Die Spitze schien auf Boots' Kehle zu zielen.
»Was könntest du denn tun?« fragte Boots unbehaglich und ließ die Messerspitze nicht aus den Augen.
Das Messer wirbelte wieder durch die Luft. Ich sah Boots unverwandt an. »Ich bin Messerwerfer«, sagte ich. »Schon vergessen?«
»Und ein guter dazu«, versicherte Boots mir.
»Erlaube ihm, sich uns anzuschließen«, drängte Chino.
»Ja«, schloß sich Lecchio ihm an.
»Auf jeden Fall«, meinte Petrucchio.
»Das ist wenig genug für das, was er getan hat«, sagte Andronicus.
»Wir können nicht jeden streunenden Sleen aufnehmen, der winselnd um die Wagen herumstreicht«, sagte Boots. »Sind wir eine Zuflucht für die Heimatlosen, eine Feldküche für leichtsinnige Reisende, eine Ausbildungsstätte für Amateure, ein fahrendes Rasthaus für bühnenbesessene Dilettanten, ein Refugium für jeden begeisterten, hoffnungslosen Dummkopf, den das verzweifelte Sehnen antreibt, den thespischen Mantel um die Schultern zu legen? Sollen wir auf unserer Bühne, die zu den Titanen des Theaters gehört, unsere Reichtümer teilen, und zwar die materiellen wie auch die geistigen? Den Ruhm und die Größe der
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