GOR-Zyklus 23 - Die Verräter von Gor
noch so jung und doch schlachterprobte Kämpfer waren. Wir betrachteten den großen zylinderförmigen Bau, der an der südwestlichsten Stelle des Hafens auf einer Mole stand. Das sich nach oben verjüngende Gebäude war etwa fünfundvierzig Meter hoch, der Durchmesser der stumpfen Spitze betrug etwa sechs Meter. Es war gelb und rot gestrichen, in den Farben der Hausbauer und der Krieger. Die Hausbauer waren die Kaste, die es errichtet hatten, die Krieger waren die Kaste, die die Besatzung stellten. Das Gebäude war sowohl Festung als auch Hafenzeichen. In der Nacht diente es mit Hilfe von Fackeln und Spiegeln als Leuchtfeuer. An diesem Morgen hatte die Vorhut einen Kuriersegler durchgelassen, der Calliodorus irgendwelche Botschaften übergeben hatte. Offenbar hatte er Aemilianus eingeweiht. Was nun der Inhalt der versiegelten Lederzylinder gewesen war, die der Kapitän mit Zeichen und Gegenzeichen entgegengenommen hatte, hatte ich nicht in Erfahrung bringen können. Der Kuriersegler war zurück nach Port Cos geeilt.
»Ich hätte niemals gedacht, Port Cos auf diese Weise zu betreten«, sagte Aemilianus.
»Und ich hätte nie geglaubt, mich in einer solchen Mission nach Ar-Station zu begeben«, sagte Calliodorus.
Ich musterte Marcus' Gesicht. Es schien entschlossen und voller unterdrückter Wut zu sein. Auf seine Weise war er ein Held, doch trotz allem, was er getan hatte, kamen er und die anderen Bürger Ar-Stations mit kaum mehr als den Kleidern auf dem Leib als Flüchtlinge nach Port Cos, der Stadt, die einst ihr größter Rivale am Fluß gewesen war. Von Ar-Station war nur noch wenig übrig. Ein paar Männer, ein paar Frauen und Kinder, eine Flagge. Sicher, der Heimstein war angeblich in Sicherheit gebracht worden. Zumindest hoffte ich das. Für die Goreaner würde dies außerordentlich wichtig sein. Sie hatten ihn nach Süden geschickt, nach Ar. Hätte sich seine Abreise aus der Stadt ein paar Tage verzögert, wäre er bestimmt nicht in diese Richtung geschickt worden. Ich konnte mir nicht vorstellen, daß Ar-Stations Bürger Ar jetzt noch viel Liebe entgegenbrachten.
»Die Ruder aufnehmen!« rief der Rudermeister von seinem Platz vor den Rudergängern achtern.
Die großen Ruder wurden polternd durch die Dollbords geschoben. Die Ruderer von Port Cos trugen heute ihre besten Uniformen; die Tuniken waren makellos, das Leder poliert, die randlosen Kappen saßen schräg auf den Köpfen. Sie waren bester Stimmung. Bald waren sie wieder zu Hause. Bei den Mädchen von Port Cos würden sie bestimmt viel Glück haben. Zweifellos würde sich im Hafen eine Menschenmenge versammeln, um sie willkommen zu heißen.
Darunter würden sich bestimmt auch viele Mädchen in kurzen Gewändern und mit Kragen befinden, die begeistert winkten, und zwar nicht nur Mädchen, die für diese Gelegenheit Ausgang aus den Tavernen und Bordellen erhalten hatten, sondern Sklavinnen aus der ganzen Stadt. Sie würden nicht nur die heimkehrenden Helden freudig begrüßen, sondern auch ihre Herren.
In einer Stadt erfreut sich die Sklavin für gewöhnlich recht großer Bewegungsfreiheit. Sie kann tun, was sie will. In dieser Hinsicht ist ihre Bewegungsfreiheit sogar viel größer als die der freien Frauen. Natürlich darf sie die Stadt nicht verlassen, es sei denn, in Begleitung einer freien Person.
»Das ist der Pharos «, sagte eine Mutter zu ihrem Kind und hielt es hoch, damit es besser sehen konnte.
Von einigen der Männer abgesehen waren die Flüchtlinge sicher froh, den Pharos zu sehen, denn das bedeutete, daß der Hafen von Port Cos nahe war. Dieser Hafen bedeutete Zuflucht und Sicherheit. Der Alptraum der Belagerung war für sie vorbei.
Die kleinen Galeeren, die als Vorhut gedient hatten, verlangsamten ihre Fahrt. In kurzer Zeit würden sie sich auf gleicher Höhe befinden, dann achtern. Unser Schiff, die Tais des Calliodorus, würde als erste Galeere im Hafen einlaufen.
Zufällig sah ich zu dem jungen Armbrustschützen und seinem Freund. Unsere Blicke trafen sich kurz, und wir lächelten. Sein Name war Fabius. Sein Freund hieß Quintus. Sie konnten es kaum erwarten, Port Cos zu sehen. Wie erstaunlich, wie wunderbar doch die Kraft der Jugend ist. Wenn man sie so ansah und ihre Erwartungen und Ungeduld bemerkte, hätte man nicht geglaubt, daß sie Strapazen erduldet hatten, die manchen tapferen Burschen hätten verzweifeln lassen, daß sie auf der Zitadellenmauer gestanden und auf dem Kai gekämpft hatten. Ich hatte jedem von ihnen eine
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