GOR-Zyklus 23 - Die Verräter von Gor
verhandeln.«
»Bist du dir da wirklich sicher?«
»Ja.«
»Ich kann nicht glauben, daß der Verwalter tatsächlich so stur ist, wie du ihn mir beschrieben hast.«
»Ich versichere dir, er ist es«, sagte der Bursche.
»Bestimmt ist er nicht der Schurke, als den du ihn darstellst.«
»Doch. Glaub mir, ich weiß es.«
»Ich schätze, daß er zu dieser Stunde nicht mehr auf den Beinen ist«, vermutete ich.
»Aber ja.«
»Glaubst du, ich könnte ihn sprechen?«
»Das hast du doch die ganze Zeit getan«, sagte er. »Ich bin der Verwalter.«
»Oh«, sagte ich.
4
In einer der Zweiten Wannen, der Reinigungswanne, schloß ich die Augen. Es gab fünf Erste Wannen und fünf Zweite Wannen. Bei allen handelte es sich um große, niedrige, runde Badewannen aus Ton, die mit einem Porzellanüberzug versehen waren und auf offenen, etwa einen Meter hohen Ziegelsteinplattformen ruhten. In diesem Bad, das für die Gegend recht angemessen war, schürte, hütete und säuberte man die Feuer unter den Plattformen mit langstieligen Feuerrechen. Es war schon spät, und vermutlich hatte sich seit der achtzehnten Ahn keiner mehr um die Feuer gekümmert. Aber das Wasser war noch immer angenehm warm. Neue Feuer würde man sicher erst zur fünften Ahn entfachen. Die nasse Kleidung hatte ich hinter der Wanne auf ein Gestell gehängt, das vor der Plattform stand. Sie war sicher schon trocken. Jede Wanne war etwa zwei Meter breit und einen halben Meter tief. An einem Haken hinter mir, der für Handtücher bestimmt war, hing das Schwert.
Wie die Geschichte uns lehrt, sind mehr als nur ein Mann und auch ein paar Ubar im Bad angegriffen worden. Natürlich war das Bad in der Herberge sehr einfach, fast schon primitiv. Zum Beispiel erhitzte man das Wasser im selben Raum und nicht etwa mittels im Keller befindlicher Öfen, deren Wärme man durch Ventile und Rohre in die Höhe leitete. Es gab hier auch keine Becken mit parfümiertem Wasser, keine Massageräume, keine Dampfbäder. Ganz zu schweigen von Sportplätzen, auf denen man sich im Ringen messen oder eine Partie Fangen mit einem großen oder kleinen Ball spielen konnte. Es gab keine Gärten, die zum Spazierengehen einluden, keine Kunstgalerien, keine Händlerarkaden, keine Ärztehöfe, keine Lesezimmer und auch keine Musikzimmer.
In den meisten goreanischen Städten und Dörfern dienen die Badehäuser als bequeme und beliebte Orte der Zusammenkunft. Man kann hier Nachrichten und den neuesten Klatsch erfahren. Viele dieser Etablissements sind großzügig ausgestattet, sie sind geräumig, manchmal sogar palastartig. Einige Bäder erhalten stattliche Summen öffentlicher Gelder, da sie Objekte des Bürgerstolzes darstellen. Selbst Arme können sich in ihnen wie die Reichen fühlen, es kostet sie zumeist nur ein Tarskstück. Bewerber für öffentliche Ämter verteilen gelegentlich Ostraka an die Armen; diese Eintrittskarten ermöglichen dann den kostenlosen Besuch. In Turia oder Ar sind es Gebäude von monumentaler Größe, die beinahe wie überkuppelte, säulengeschmückte Stadien aussehen. Sie umfassen Dutzende von Räumen und Becken; man kann sich darin verlaufen.
In goreanischen Bädern herrscht fast immer Geschlechtertrennung, und wenn sie auch nur durch die Besuchszeiten geregelt ist. Das bedeutet nicht, daß keine Bademädchen zur Verfügung stehen, um die Bedürfnisse eines richtigen Mannes zu erfüllen, oder daß ansehnliche Seidensklaven in den Bädern der freien Frauen gewisse Wünsche erfüllen. Eine Holzgitterwand trennte das Bad vom Vorraum. Die Tür stand offen. Ein paar Schritte entfernt von mir schlief ein Mann auf dem Boden. Insgesamt schliefen etwa sieben oder acht Burschen im Bad. Vermutlich zogen sie die Wärme hier den ungeheizten Schlafplätzen in den Etagen der Herberge vor. Es ist auf Gor nicht ungewöhnlich, daß die Leute bei kaltem Wetter in den Bädern übernachten. Hier ist es meistens wärmer als in ihren Häusern. Morgens gehen sie dann, und einige von ihnen begeben sich zu ihren Gönnern, in der Hoffnung auf ein Frühstück oder eine Einladung zum Mittagessen.
Ich öffnete ein Auge. Die Tür zum Vorraum hatte sich geöffnet.
Es gibt viele Arten zu baden. Es kommt beispielsweise auf die Wassertemperatur der Wanne an sowie auf die Reihenfolge, wie man sie benutzt. Eine weitverbreitete Methode sieht vor, daß man in der Ersten Wanne eine Zeitlang einweicht und sich, wenn man will, mit dem Schwamm wäscht. Dann verläßt man die Wanne und benutzt das
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