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Gordon

Gordon

Titel: Gordon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Templeton
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Bräutigam, der treibt’s so fein, ich möcht’ an seiner Stelle sein, statt Fenster blank zu putzen.« Dann fügte er hinzu: »Und dabei fällt mir ein, dass unten eine Scheibe kaputt ist. Die Frau hat gesagt, ich soll die in Ordnung bringen. Und jetzt muss ich die verdammte Katze füttern. Kommen Sie mit runter, und ich spendiere Ihnen eine Tasse Kaffee. Zur Belohnung. Weil Sie meinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen. Mehr bring ich heutzutage sowieso nicht mehr zustande. Bloß noch in Erinnerungen schwelgen.«
    Ich lachte und folgte ihm ins Untergeschoss und in die Küche, wo wir Miss Smythe antrafen, die Philosophie-Dozentin. Sie war eine privilegierte Mieterin: Sie durfte die Küche nicht nur, wie wir anderen, sonntags benutzen, sondern auch wochentags. Aber ich neidete ihr diese Bevorzugung nicht; mit ihrem durchschnittlichen Gesicht mit den schweren, schlaffen Backen und den außen herunterhängenden Augenlidern erinnerte sie mich an einen Bluthund, und wegen dieser Ähnlichkeit war ich davon überzeugt, dass sie ein durch und durch loyaler, treuer, aufopfernder Mensch war, der jegliches Privileg dieser Art verdiente.
    Sie putzte gerade Rosenkohl und ließ die Röschen einzeln in einen Topf voll Wasser fallen. Offensichtlich reichte ihre Philosophie nicht aus, um sie zu der Erkenntnis zu führen, dass sie sich viele unnötige Handbewegungen erspart hätte, wenn sie erst alle Kohlröschen auf einmal geputzt und sie dann zusammen ins Wasser geschüttet hätte.
    Eine halb gegessene Orange lag neben den Schalen auf dem Tisch. Ich sagte: »Die Orange wurde von Gott in vorgefertigten Schnitzen erschaffen, auf dass sie von kinderreichen Familien gegessen werden könnte. Wie ist das als teleologischer Schluss?«
    Sie sagte: »Die Teleologie ist mittlerweile wieder sehr in Mode, ob’s Ihnen nun passt oder nicht.«
    »Tut’s nicht«, sagte ich.
    »Hört auf zu schwatzen, ihr beiden«, sagte Mr. Sewell und holte die Dose mit dem Kaffee aus dem Regal.
    »Warum arbeiten Sie nicht ein bisschen?«, fragte mich Miss Smythe. »Ich könnte Ihnen einen Forschungsauftrag beschaffen, ohne jede Schwierigkeit.«
    »Über die philosophische Orange?«, fragte ich.
    »Ja«, sagte sie, »was spricht dagegen?«
    »Ich habe keine Lust«, sagte ich.
    »Ihr beiden bringt mich mit dem Löffelzählen und Kaffeeausmessen völlig durcheinander«, sagte Mr. Sewell. »Das Mädchen hier könnte schon für sich genommen jedem Mann den Kopf verdrehen. Und jetzt gleich zwei davon. Aber ich verstehe sie. Mir geht’s genauso. Ich arbeite und ich trinke. Und wenn die Arbeit mit dem Trinken kollidiert, hör ich auf zu arbeiten. Nur dass es bei ihr nicht das Trinken ist.«
    Miss Smythe seufzte und putzte weiter ihren Rosenkohl.
    »Fein, fein«, sagte Mr. Sewell, »jetzt kocht’s. Jetzt machen wir der Katze ihr Fresschen fertig. Dazu bin ich ja schließlich hier runtergekommen.«
    Nachdem er sich in gespielter Vorfreude die Hände gerieben hatte, öffnete er eine Dose Sardinen und ordnete die Fische mit größter Sorgfalt – mit den Schwänzen zur Mitte hin, so dass sie einen Stern bildeten – auf einem Teller an.
    »Und jetzt los!«, sagte er, indem er sich noch einmal die Hände rieb. Er holte eine Flasche Worcestersauce aus dem Regal und träufelte die tintige Flüssigkeit in einem hübschen Kreuzmuster über seine Fische.
    »O, nein!«, rief ich aus.
    »O, doch«, sagte er, »meine Frau sagt, ich soll die Katze füttern. Also füttere ich die Katze.«
    Miss Smythe schüttelte noch den Kopf, als die schwarze Katze auf dem Fenstersims erschien, den Kopf durch das zackige Loch in der Scheibe steckte und auf die Fensterbank schlüpfte.
    »Mir wäre fast das Herz stehen geblieben!«, sagte ich. »Ich hätte nicht gedacht, dass das gut geht. Ich dachte schon, sie würde sich schneiden und verbluten.«
    »Da kennen Sie Katzen schlecht«, sagte Mr. Sewell. »Es gehört schon mehr dazu, sie klein zu kriegen, als eine kaputte Fensterscheibe.«
    Wir sahen alle der Katze zu, wie sie auf den Tisch herüber sprang, den Kopf über den Teller senkte, mit dem für ihre Spezies charakteristischen heikel-argwöhnischen Zögern innehielt und dann anfing zu fressen.
    »Nicht zu glauben!«, sagte ich.
    »Kein Problem«, sagte Mr. Sewell. »Das nächste Mal probier ich’s mit Cayennepfeffer.«
    Und während er in die Spülküche ging, um Tassen und Untertassen zu holen, sagte ich zu Miss Smythe: »Ich hoffe, diese Katze lebt ewig. Besser die Katze als … Die Ehe

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