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Gorki Park

Gorki Park

Titel: Gorki Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz-Smith
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gelegt wurden: eine vertraute Aufzählung, mit der er bei anderer Gelegenheit Osborne und Jamskoi konfrontiert hatte.
    Eine Seite des durchsichtigen Zelts wurde hochgezogen, so dass drei Männer mit ihren Stühlen dicht an sein Bett heranrücken konnten. Trotz der sterilen Gesichtsmasken erkannte er das breite Gesicht Major Pribludas - und hinter der Maske ein Lächeln.
    »Sie liegen im Sterben«, erklärte der erste Mann Arkadi. »Sie müssen zumindest noch die entlasten, die in Wirklichkeit unschuldig sind. Bis zu dieser unglücklichen Sache sind Sie ein ausgezeichneter Beamter gewesen - und wir möchten Sie so in Erinnerung behalten. Bestätigen Sie den guten Ruf von Staatsanwalt Jamskoi, der Sie väterlich beschützt und gefördert hat. Ihr Vater ist ein alter, gebrechlicher Mann; lassen Sie ihn wenigstens in Frieden sterben. Tilgen Sie diese Schande, damit Sie selbst reinen Gewissens sterben können. Na, was sagen Sie dazu?«
    »Ich sterbe nicht«, sagte Arkadi.
    »Sie haben sich verdammt gut erholt, wissen Sie das?« fragte der Arzt. Sein weißer Kittel leuchtete im Sonnenschein, als er den Vorhang aufzog. Das Zelt war abgebaut, und Arkadi hatte jetzt zwei Kissen unter dem Kopf.
    »Wie gut?«
    »Sehr gut.« Der ernste Tonfall des Arztes zeigte Arkadi, dass der andere wochenlang darauf gewartet hatte, diese Frage gestellt zu bekommen. »Der Messerstich hat Dickdarm, Magen und Bauchfell verletzt und ein Stück Leber mitgenommen. Aber Ihr Freund hat die Bauchschlagader verfehlt, auf die er’s vermutlich abgesehen hatte. Trotzdem sind Sie praktisch ohne Blutdruck hier eingeliefert worden.
    Danach haben wir die Infektion eindämmen, Sie einerseits mit Antibiotika voll pumpen und andrerseits leer pumpen müssen. Das Wasser, in dem Sie gelegen haben, war nicht gerade keimfrei. Sie haben nur in einer Beziehung Glück gehabt: Sie hatten offenbar einen ganzen Tag lang nichts gegessen, denn sonst hätte die Infektion Ihren ganzen Verdauungstrakt erfasst, und nicht einmal wir hätten Sie retten können. Sie haben unglaubliches Glück gehabt.«
    »Das weiß ich jetzt auch.«
    Beim nächstenmal kamen sie zu fünft, saßen mit ihren Gesichtsmasken an seinem Bett und stellten abwechselnd Fragen, um Arkadi zu verwirren. Er entschied sich dafür, immer nur Pribluda anzusprechen, wenn er antwortete.
    »Die Asanowa hat uns alles erzählt«, sagte einer der Männer.
    »Sie haben sich mit dem Amerikaner Osborne zusammengetan und ihm versprochen, ihn vor Staatsanwalt Jamskoi zu beschützen.«
    »Sie haben den Bericht, den ich dem Generalstaatsanwalt geschickt habe«, antwortete Arkadi Pribluda.
    »Sie haben mehrmals mit Osborne gesprochen - unter anderem auch am Vorabend des Maifeiertags. Aber Sie haben ihn nicht verhaftet. Statt dessen sind Sie zur Universität gefahren, wo Sie den Staatsanwalt in eine Falle gelockt und mit Unterstützung dieser Frau ermordet haben.«
    »Sie haben meinen Bericht.«
    »Welche Begründung können Sie für Ihre Kontakte mit Osborne geben? Der Staatsanwalt hat nach jedem Gespräch mit seinen Chefinspektoren eine Aktennotiz geschrieben. In diesen Notizen findet sich kein Hinweis auf Ihren sogenannten Verdacht gegen den Amerikaner. Hätten Sie davon gesprochen, hätte er sich sofort mit den für Staatssicherheit zuständigen Stellen in Verbindung gesetzt.«
    »Sie haben meinen Bericht.«
    »Ihr Bericht interessiert uns nicht. Er kann sich nur nachteilig für Sie auswirken. Aus dem unzulänglichen Beweismaterial, das Ihnen zur Verfügung stand, hätte niemand den Diebstahl von Zobeln in Sibirien und ihren Transport aus der Sowjetunion rekonstruieren können.«
    »Ich hab’s getan.«
    Das war die einzige Abweichung von seiner Standardantwort. Die Männer warfen ihm vor, er sei gegen Bezahlung Osbornes Komplize gewesen; seine Scheidung wurde als Beweis für seinen geistigen Zusammenbruch angeführt; dem KGB war bekannt, dass er Osborne um seine kostbare Mütze angebettelt hatte; die Asanowa hatte seine aggressiven Annäherungsversuche geschildert; er hatte Osbornes Vorhaben gefördert, weil er auf eine sensationelle Verhaftung gehofft hatte, die seiner Karriere dienlich sein sollte; ein Beweis für seine gewalttätige Art war sein Angriff auf einen Bezirkssekretär, einen Bekannten seiner ehemaligen Frau; seine Verbindung zu dem amerikanischen Agenten James Kirwill war durch die Zusammenarbeit mit dem Agenten William Kirwill, dem Bruder des anderen Spions, bewiesen; er hatte einen KGB-Offizier vor der

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