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Gott im Unglück

Gott im Unglück

Titel: Gott im Unglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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einen üblen Gestank.
    Luckys Projektion materialisierte sich wieder.
    »Oh, mir sei Dank, euch geht es gut!«, sagte er und überblickte die Zerstörung in der Nachbarschaft, die entwurzelten Bäume und die verwirrten Sterblichen, den Krater im Rasen und die aufgerissene Straße. Eine mutwillige Bö drehte ein hochkant gestelltes Auto wie einen Kreisel.
    »Hör sofort damit auf und komm hierher!«, schrie Fujin, der ihr nachjagte.
    Teri, Phil und Janet gingen ins Haus zurück und standen im Wohnzimmer herum. Keiner sagte ein Wort. Sie sahen einander nicht einmal an. Phil umarmte Teri, aber es war nur eine schwache, unsichere Geste.

ZWEIUNDZWANZIG
    Teri und Phil sprachen nicht darüber.
    Janet ging. Sie fragten sie nicht, wohin. Dann sprachen sie mit mehreren Agents. Sie konnten sich nicht an die Einzelheiten des Gesprächs erinnern, außer an ein paar vage Beruhigungsfloskeln, dass das BGA »die Lage im Griff« habe und alles »in Kürze geklärt« werde. Dann gingen auch die Agents.
    Und Teri und Phil sprachen ganz bewusst nicht darüber. Sie sprachen nicht über Lucky, der immer noch im kollektiven Unterbewusstsein verschollen war. Sie sprachen nicht über die Trümmer direkt vor ihrer Haustür. Sie sprachen auch nicht über Gorgoz’ Angebot. In den folgenden Stunden wechselten sie vielleicht zwanzig Worte und mieden alle Themen, die unangenehmer waren als das ihrer Lieblingssorte Hot Pockets . Sie sahen fern, als Phil endlich wagte, etwas zu sagen.
    »Wir können das Angebot nicht annehmen«, erklärte er.
    »Ich weiß«, antwortete sie.
    Wieder vergingen zwanzig Minuten, ohne dass jemand etwas sagte. Sie hatten sogar den Fernseher stumm gestellt. Teilnahmslos sahen sie den Schauspielern bei der Arbeit zu.
    »Wir können es nicht«, sagte Teri.
    »Ich weiß«, stimmte er zu, dann zögerte er. »Wir können nicht.«
    So ging es noch zwei Stunden weiter. Einer von ihnen machte die Bemerkung, dass sie Gorgoz’ Angebot nicht annehmen konnten, und der andere stimmte zu. Doch zwischen der ersten und der zweiten Bemerkung gab es eine Pause. Und die wurde jedes Mal länger.
    »Es tut mir leid«, sagte er. »Das ist alles meine Schuld.«
    »Nein, ist es nicht. Es ist meine.«
    »Wenn ich nicht damit angefangen hätte …«
    »Ja, aber wenn ich meine Meinung nicht geändert hätte …«
    »Du hast recht«, sagte er mit einem gezwungenen Lächeln. »Es ist deine Schuld.«
    Sie wollte lachen, schnaubte aber. »Und da heißt es, Ritterlichkeit sei ausgestorben.«
    Er küsste sie auf die Stirn.
    »Wir sind erledigt, Baby.«
    »Ja«, sagte sie. »Wir sind erledigt. Wir können das Angebot nicht annehmen.«
    »Nein, können wir nicht. Wir können nicht darauf vertrauen, dass er seinen Teil des Handels einhält. Er hat es sogar zugegeben.«
    »Selbst wenn«, sagte Teri, »ich könnte mir nicht mehr selbst ins Gesicht sehen. Für jede Gunst, die er uns erweist, müsste jemand anders mit seinem Blut bezahlen. Irgendwo.«
    Gorgoz’ Gunst war mit einem Preis verbunden. Er war ein Gott des Todes und des Chaos – es musste Konsequenzen haben, sich mit ihm einzulassen. Dinge, von denen sie keine Vorstellung hatten. Götter waren ein betrügerischer Haufen. Lucky hatte durch sein Verschweigen gelogen, aber zumindest hatte er es nicht darauf angelegt, sie zu verarschen. Nicht wie Gorgoz das höchstwahrscheinlich vorhatte.
    Teri ging ins Bad.
    Phil wanderte ein paar Mal um den Couchtisch herum.
    »Scheiße.«
    Er rannte nach draußen, bevor er zu viel darüber nachdenken konnte.
    »Ich weiß, dass du hier draußen bist!«, schrie er. »Ich weiß, du siehst uns zu! Zeig dich!«
    Eine rot gesprenkelte Taube mit blauen Augen setzte sich auf den entwurzelten Baum, der auf Phils Rasen lag.
    »Kein Grund zu schreien«, sagte der Vogel mit Gorgoz’ Stimme. »Also, seid ihr zu einer Entscheidung gekommen?«
    »Wir sind im Geschäft«, sagte Phil, »aber nur ich.«
    Die Taube lachte gackernd. »Süß. Seine Freunde verkaufen, um sich selbst zu retten. Wie angenehm selbstsüchtig. Du wirst es in meiner Organisation weit bringen.«
    »Nein«, sagte Phil. »Du kannst mich haben, aber du lässt die anderen aus der Sache heraus. Du lässt sie in Ruhe und belästigst sie nie wieder.«
    Die Taube legte den Kopf schief und plusterte die Brust auf. »Du wagst es, mir Bedingungen zu diktieren?«
    »Sie können nichts dafür. Das ist alles meine Schuld. Wir würden Lucky nicht einmal kennen, wenn ich nicht auf die Idee gekommen wäre. Ich habe damit

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