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Gott oder Zufall?

Gott oder Zufall?

Titel: Gott oder Zufall? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. J. Berry
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»Flutgeologie«.
    1925 verabschiedete Tennessee ein Gesetz, das den Unterricht der Evolution des Menschen an den öffentlichen Schulen des amerikanischen Bundesstaates fortan untersagte. Einige Monate später stellte sich Thomas Scopes, ein junger Lehrer, der Wissenschaft an einer High School in Dayton lehrte, freiwillig zur Verfügung, das neue Gesetz zu testen. Die Anklage wurde von William Jennings Bryan, einem Presbyterianer, unterstützt, der dreimal für die Präsidentschaftswahlen der USA als Demokrat kandidiert hatte. Sein Gegenspieler war ein bekannter Agnostiker aus Chicago, Clarence Darrow. Wie viele einflussreiche Fundamentalisten hatte Bryan, ein Anhänger der Tag-Zeitalter-Theorie, keine Schwierigkeiten damit, das gewaltige Alter des Lebens auf Erden zu akzeptieren. So erklärte er beim Prozess, es mache für ihn theologisch keinen Unterschied, ob die Schöpfung in sechs Tagen oder »in sechs Jahren oder in 6 000000 Jahren oder in 600000000 Jahren« stattgefunden habe. Der Prozess endete mit einer Verurteilung von Scopes (die später jedoch wieder aufgehoben wurde), und der Kreuzzug gegen die Evolution setzte sich mehrere Jahre unvermindert weiter fort, bevor er im Sande verlief.
    Price hatte eine Einladung Bryans zur Teilnahme am Prozess abgelehnt, weil er Mitte der 1920er Jahre an einem adventistischen College in der Nähe von London unterrichtete. Trotz seines massiven Einsatzes, eine antievolutionäre Bewegung in Großbritannien aufzubauen, hatte er damit keinen Erfolg. Selbst das ehrwürdige Victoria Institute, das lange Zeit ein Zufluchtsort für britische Kreationisten gewesen war, wies seinen Versuch zurück, in Großbritannien »einen Keil zwischen Christen und Wissenschaftler zu treiben«. Price berichtete einem amerikanischen Gefährten: »Was die Evolution angeht, bin ich irgendwie enttäuscht von der Trägheit der Freunde der Bibel hierzulande.« Erst Anfang der 1930er Jahre gründeten konservative britische Evolutionskritiker – von denen nahezu alle die wissenschaftlichen Belege für eine alte Erde anerkannten – das Evolution Protest Movement.
    Bis in die 1960er Jahre blieb die Flutgeologie von Price eine Minderheitenposition unter den Fundamentalisten. Das änderte sich jedoch, als 1961
The Genesis Flood
(in der deutschen Ausgabe:
Die Sintflut)
erschien. Die Verfasser sind John C. Whitcomb, ein an der Princeton University ausgebildeter, der Grace-Brethren-Bewegung verbundener Alttestamentler, und Henry M. Morris, ein Baptist, der an der University of Minnesota in Bauingenieurwesen promoviert hatte. Gemeinsam starteten sie eine Kampagne, um bibelgläubige Christen zur Flutgeologie von Price zu bekehren und sie von den Tage-Zeitalter- und Lücken-Theorien zu entwöhnen, die sie als Werkzeuge Satans verurteilten. 1963 schloss sich eine kleine Gruppe von Glaubensgenossen Morris an, um die CRS , die Creation Research Society (Gesellschaft zur Schöpfungsforschung), zu gründen – speziell zur Förderung der Flutgeologie. Fast ein Jahrzehnt später errichtete Morris ein Institute for Creation Research, das zum Mutterhaus der Bewegung wurde. Zu diesem Zeitpunkt hatten Morris und seine Kollegen die Theorie von Price in »Schöpfungswissenschaft« beziehungsweise »Wissenschaftlichen Kreationismus« umgetauft. Außenstehende bezeichnen sie häufig als Junge-Erde-Kreationismus und ignorieren dabei, dass manche Anhänger dieser Theorie zwar das erst kürzlich erfolgte Auftreten von Leben auf der Erde vertreten, aber eben keine junge Erde.
    Seit 1980 sind die Verfechter der Flutgeologie von Price unter den bibelgläubigen Christen so einflussreich geworden, dass sie das Etikett »Kreationismus« erfolgreich für seine zuvor nebensächlichen Sichtweisen vereinnahmten. Nachdem das Evolution Protest Movement in jenem Jahr feststellte, dass »die Junge-Erde-Kreationisten die Alte-Erde-Kreationisten mehr als um das Vierfache übertrafen«, benannte es sich um in Creation Science Movement ( CSM ). Etwa zur selben Zeit gründeten australische Kreationisten die Creation Science Foundation. Angeführt wurde sie unter anderem von Kenneth A. Ham, einem charismatischen Redner und ehemaligen Biologielehrer, der im 21. Jahrhundert als hellster Stern am kreationistischen Firmament auftauchte. Danach ließ er sich in den Vereinigten Staaten nieder, wo er schließlich seinen eigenen »Fragen an die Genesis«-Dienst einrichtete und in Kentucky für 27 Millionen Dollar ein Schöpfungs-Museum bauen

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