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Gott-Poker (German Edition)

Gott-Poker (German Edition)

Titel: Gott-Poker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Scholz
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durch den Wasserstrahl fahren, damit der Doktor im Bett nicht hört, dass man das Wasser nur laufen lässt, um Zeit zu gewinnen. Zeit gewinnen. Das ist das Wichtigste.
    Ich hielt beide Hände unter den Wasserhahn und schüttete mir das kalte Wasser ins Gesicht. Ich seifte meine Hände ein und wusch auch mein Gesicht mit Seife. Der Doktor hatte eine sehr gesund riechende, braune Seife mit perlenden Körnern. Ich wusch mich gründlich. Ich nahm ein gestärktes Handtuch aus dem Regal und trocknete mich damit ab. Das raue Material tat gut und brachte mich in die Realität des kleinen gemauerten Hauses am Rand e der Stadt zurück, dort, wo die Wildnis und das Meer anfingen. Was war nur mit dieser Katze passiert? Ich betrachtete meine Wunde im Spiegel und fuhr mit den Fingerspitzen über die sich langsam verkrustende Haut. Ich versuchte mein Spiegelbild heranzulocken, doch es sträubte sich, und wie üblich wurde ich ärgerlich.
    Ich ging zurück zum Doktor ins Bett. Seine A ugen waren geschlossen. Kein Schaumschlägerblick: er schlief. Vorsichtig, probehalber , legte ich meinen Kopf neben ihm aufs Kissen.
     
    Das Geräusch kam von draußen. Ich schlug die Augen auf und wusste im ersten Moment nicht, wo ich war. Erst als ich im Dunkeln den im hereinscheinenden Mondlicht schimmernden Bast ausmachen konnte und darin die Umrisse des geflochtenen Paravents erkannte, der das Bett des Doktors gegen die Badezimmertür abschirmte, fiel es mir wieder ein. Der geflochtene Bast löste etwas Unangenehmes in mir aus, wie eine verloren gegangene Erinnerung an etwas, das man lieber vergessen hätte, doch ich hatte keine Lust, darüber nachzudenken, was es war.
    Der Kopf des Doktors lag neben mir auf dem Kissen. Er lag auf dem Rücken und atmete lautlos. Ich richtete mich auf und suchte nach meiner Uhr, die der Doktor am Abend von meinem Handgelenk genommen hatte, was mir aus irgendeinem Grund gefallen hatte. Sie lag neben dem Bett auf dem B oden. Mein Kopf dröhnte, als ich mich hinunterbeugte, um sie aufzuheben. Der warme Körper neben mir bewegte sich. Ich fuhr zusammen. Die Anzeige meiner LED-Uhr zeigte 04.07 morgens.
     
    Ich stieg aus dem Bett. Der raue Steinboden unter meinen nackten Füßen war kalt und uneben. Vorsichtig zog ich mein Laken unter dem Arm des Doktors hervor und ging um den Paravent herum zu der gläsernen Tür, die zu einer gemauerten Terrasse hinausführte. Ich schaute durch die Scheiben nach draußen, sah aber durch meine schwache Spiegelung zwischen den Holzstreben hindurch nur Terrakottatöpfe und die dunklen Umrisse der Macchia, die sich vor der Terrasse bis zum Strand hinunter zog. Wieder kam ein klirrendes Schaben von draußen, als schleife jemand einen der schweren Blumentöpfe über den Steinboden. Ich sah zum Bett, doch der Doktor hatte sich umgedreht und schlief. Leise öffnete ich die Tür und trat hinaus auf die Terrasse. Über dem Meer stieg der Morgen herauf. Ein leichter Wind wehte, und die verblassenden Sterne sandten ein sandiges Licht aus.
     
    Ich ging um die Ecke. Die kalte Nachtluft tat mir gut und trieb mir Tränen in die Augen. Die Terrasse zog sich um das ganze Haus herum. Der Teil, der nicht vor dem Schlafzimmer lag und zum Meer hin in weitläufigen Stufen abfiel, sondern nach hinten hinausging, war überdacht und wurde von dunkel gebeizten Holzstreben gehalten, an denen Gewinde aus getrockneten Blumen und Gemüsetöpfe im Wind schaukelten. Ein Windspiel taumelte eine sphärische Melodie aus seinen hölzernen Klangkörpern. Ich erschrak. Eine gläserne Tür schwankte in der Morgenbrise, und in der Dämmerung meinte ich am Verandaboden eine Gestalt kauern zu sehen. Ich rieb mir die Augen. Es war ein Mädchen, deren Gesicht von langen, schwarz zerzausten Haaren verdeckt war. Sie lag merkwürdig gekrümmt mit dem Kopf zur Seite, die knochigen Arme und Beine in spastischer Verrenkung. Mit beiden Händen versuchte sie einen großen Tontopf, der umgefallen war, aufzurichten. Die Erde, die in dem Topf gewesen war, lag über die ganze Veranda verstreut.
    Sie keuchte vor Anstrengung.
    »Hallo«, sagte ich, ohne nachzudenken. Sie fuhr zusammen. »Wer sind Sie?!« Sie sah zu mir herauf. Dann verzog sie das Gesicht, und ich merkte, wie ich die Augen zusammenkniff, um im Dunkeln aus ihrer Grimasse lesen zu können. »Sie müssen Maria sein«, sagte sie. Sie presste beim Sprechen die Luft in der Lunge, so dass ich sie kaum verstand. »Sergej hat viel von Ihnen erzählt. Ich bin Chiara.«
    Ich hielt ihr

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