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Gott wuerfelt doch 1

Gott wuerfelt doch 1

Titel: Gott wuerfelt doch 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz Kreutzer
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ich bin ein
Mensch, der dieses gute Leben hier nicht verdient hat. Ich habe euch vergeudet,
eure Unschuld und eure Jugend. Euer Leben ist gezeichnet, ihr könnt nicht mehr
zurück zum Ursprung, zurück zu eurer Kindheit, zurück in den Leib eurer Mutter.
Es ist geschehen, und ich habe den Weg dafür geebnet.“
    Dimitrios ließ den
Kopf sinken. Nun erschien er mir als jämmerliche Gestalt. Ich wollte ihm böse
sein, doch ich konnte es nicht mehr. Er war zerrissen, denn er mochte uns, so
glaube ich, wirklich gern; und doch hatte er dazu beigetragen, uns zu
zerstören, als wir noch Kinder waren. Mir wurde schwindelig; die Regale
wanderten auf und ab und der Kühlschrank schwankte. Ich schüttelte den Kopf.
    Konrad war in
meinen Augen zweimal vorhanden, und ich dachte daran, wie schrecklich und wie
fatal alles war. Ich glaube, ich lachte damals vor mich hin, dämlich wie ein
Schaf, und beobachtete, wie die beiden Konrads die beiden Dimitrios’ bei den
Schultern fassten, sie trunken vom Tisch hoben und mit ihnen in das Nebenhaus
torkelten.
    Konrad hat ihn wohl
damals auf sein Bett gelegt. Ich weiß nicht, wann Konrad wiederkam. Als ich am
nächsten Morgen auf dem Tisch ausgestreckt und mit einem schmerzenden Kopf
erwachte, stand er bereits neben mir und reichte mir einen starken Kaffee.
    *
    Wir saßen uns am
Tisch gegenüber und hielten unsere Köpfe. Der Kaffee dampfte, und ich trank ihn
in kleinen Schlucken.
    „Wo ist
Dimitrios?“, fragte ich verkatert.
    „Draußen, er ist
schon lange wach, glaub ich.“
    „Sein armer Kopf,
er muss das schon länger wach ertragen?“
    „So wie er
aussieht, hat er keinen Brummschädel, er scheint es gewohnt zu sein“,
antwortete Konrad regungslos. Ich erhob mich vom Tisch und ging zur Tür. Als
ich nach draußen trat, wehte mir der Meltémi ins Gesicht. Es war acht Uhr
dreißig.
    Dimitrios saß
windgeschützt am Hang auf einem Felsblock, hielt ein Buch in der Hand und las.
Ich ging zu ihm hin, er sah auf und lächelte. „Entschuldigung, für gestern
Abend. Ich muss fürchterlich betrunken gewesen sein. Ich werde alt, und das ist
nicht gut für einen Burschen wie mich.“
    „Schon gut. Ich bin
sehr froh, dass du ein bisschen erzählt hast“, sagte ich.
    Dimitrios erhob
sich und legte mir eine Hand auf die Schulter. „Hast du Lust auf Frühstück?“
Sein Blick erweckte Vertrauen, und ich nickte.
    Wir gingen in die
Küche. Konrad schenkte sich gerade eine weitere Tasse Kaffee aus einer kleinen
Kupferkanne ein, die auf dem Herd stand.
    „Den Kaffee bereite
ich zu wie die Türken“, sagte Dimitrios und zeigte auf die kleine Kanne,
„direkt am Herd mit Kaffeesatz.“
    „Egal wie,
Hauptsache er hilft“, murrte Konrad und fasste sich an den Kopf.
    „Ich habe es euch
doch gesagt: Ouzo ist viel besser als Wein, zumindest was den Morgen danach
betrifft“, lächelte Dimitrios.
    Er griff nach einer
großen Eisenpfanne und setzte sie auf den Herd. Dann schnitt er drei Tomaten in
kleine Stücke, zwei Paprika, eine große Zwiebel und ein kleines Stück
Ziegenkäse. Er hob die Kanne mit Öl von dem Regal, goss es mit einer kreisenden
Bewegung in die heiße Pfanne, wo es mit platzenden Bläschen verlief, und
schwenkte sie, bis sich das Öl gleichmäßig auf ihrem Boden verteilt hatte. Als
er die Zwiebelstücke hineingab, zischte es laut, und sofort verströmten sie
ihren Duft durch die Küche. Ich wurde wach.
    Dimitrios holte
sechs Eier aus dem Kühlschrank und schlug ihre Schalen entzwei, so dass ihre
Dotter und Eiweiß in einer kleinen Glasschüssel zu einer Masse zusammenflossen,
die er, vermischt mit einem Spritzer Wasser und bestreut mit Salz, Pfeffer,
Thymian, Rosmarin und Salbei, mit einem Schneebesen zu einem gelben Brei
aufschlug.
    Er gab nun die
Paprika- und Tomatenstücke in die Pfanne, rührte alles durch und goss die
Eimasse dazu. Augenblicklich brodelte und spuckte es in der Pfanne, und
schließlich begann er, den Käse unterzurühren. Mich wies er an, das Brot zu
schneiden. Konrad bat er, neuen Kaffee zu kochen. Alles war eigenartig
selbstverständlich.
    Wir aßen zufrieden
und genossen den Morgen. Der starke Kaffee und sein Zucker gingen ins Blut, und
das Brot und das kräftige Rührei füllten den Magen.
    Während Dimitrios
den Teller mit seinem Stück Brot auswischte, sagte er: „Wir fahren heute nach
`Olympos, dort haben wir Ruhe. Ich werde euch alles erzählen, heute ist ein
guter Tag dazu.“
    Konrad fragte
neugierig: „Was ist `Olympos?“
    „`Olympos ist

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