Gotterbarme (German Edition)
aufplatzten und ihr das Blut ins Gesicht spritzte. Seine gelben Augen blitzten durch den Spalt. Sein blutverschmiertes Gebiss geöffnet und der Speichel rann endlos herab. Seine Fratze erinnerte an einen tollwütigen Wolf. Der Atem ging schwer, seine Nasenlöcher zogen sich und wieder zu und er sah sie so merkwürdig menschlich an. Sie blickte tief in des Sanjos Augen und schmiss sich mit aller Kraft gegen die kastenförmige Steintür. Hamps lebloser Körper versperrte gottseidank den Weg, sodass es dem Sanjo schwerfiel, das steinerne Tor zu öffnen. Der Schweiß rann über ihre Stirn und sie wischte Zornesrot durch ihr Gesicht. Hechelnd stand sie da und blickte hasserfüllt in seine gelben Schlitze, presste ihren Körper fest gegen die Tür.
»Oh Gott«, der Sanjo bohrte seine Kralle heftig in ihre Handfläche. Maja riss die Hand zurück, die abgerissene Kralle steckte tief in ihrem Fleisch.
Der Sanjo grinste sie an.
»Wir sehen uns«, seine raue Stimme klang bitter. Mit letzter Kraft rammte Maja ihren Körper gegen die Tür und mit einem lauten Grollen verschloss sich das Gestein. Sie legte den Eisenbügel in die Vorrichtung und sank geschwächt zu Boden.
Atemlos kramte sie ihre Zigaretten aus der Tasche und zündete sie zittrig eine an, zog den Rauch tief in ihre Lungen und sank neben den bewusstlosen Mann ihres Herzens. Artus kauerte neben ihr und leckte ihr das Blut aus dem Gesicht.
»Die hab ich mir verdient«, sie zog genussvoll an ihrem Stängel und blies den Qualm nach oben.
Danach schleckte Artus Hamps Arm sorgsam sauber. Sie hatte mal gelesen, dass Hundespeichel Heilkräfte besitzt. Er schlief tief und fest. Sein Atem ging ruhig.
Sie steuerte auf seinen Rucksack zu und holte die Box mit der Sanitätsausstattung. Desinfizierte Hamps Wunden. Zog mit einem Aufschrei die dreckgefärbte gelbliche Kralle aus ihrer Handfläche und verband sie sorgfältig. Vorsichtig stupste sie ihn wach. Er räkelte sich und erhob sein zerkratztes aber immer noch attraktives Antlitz.
»Haben wir es geschafft?«
»Ja, wir sind durch und können endlich raus.«
»Ah mein Arm verdammt, diese Krallen sondern ein Sekret aus, das dich außer Gefecht setzt. Zuviel davon und der Körper macht schlapp.«
»Lass uns nach oben, endlich Tageslicht und essen, du hast doch etwas essbares Zuhause, Oder?«, er presste den Mull auf seine Wunde, die kaum noch blutete.
»Ja«, sagte Maja überrascht.
»Willst du zu mir?«
»Ja, wir müssen erst mal neue Klamotten besorgen und noch was klären, bevor wir zurück können.«
»Am liebsten würde ich zuhause bleiben.«
»Ja, das glaube ich dir, aber ich muss dich mitnehmen, sonst bist du in viel größerer Gefahr, als bei den Sanjos«, lachte er.
»Das ist nicht witzig«, konterte Maja.
»Derjenige, der das alles zu verantworten hat, dass so viele Menschenleben geopfert wurden und ich meine geopfert, der muss gemeinsame Sache mit den Sanjos machen.«
»Wen hast du denn in verdacht?«
»Frag lieber, wen ich nicht in Verdacht habe.«
Kapitel 13
»Wenn dich einer sieht, denkt er, welches Ungeheuer dich so zugerichtet hat«, sie grabschte ihre feuchten Haarsträhnen und steckte sie hinter Gehör.
Sie stolzierten durch den alten immer noch modrigen Keller, durchquerten die Gasse mit den verlassenen Gebäuden bis zum Feldweg, der zu Majas Haus führte.
»Maja, dass ich Sie mal wieder treffe«, klang es aus einer bekannten männlichen Stimme.
Artus überschlug sich vor Freude über Tusnelda.
»Das ist Herr Schuster, ein Nachbar.«
»Oh mein Gott, sind sie von einem Rudel Rottweiler angegriffen worden?«, Schuster musterte den Fremden argwöhnisch.
»Ja, so ähnlich, wir müssen zum Krankenhaus, entschuldigen Sie bitte.«
»Ja, gut, dann bis später.«
»Dann haben deine Verletzungen zumindest jetzt was Gutes, Schuster sind wir erst mal los.«
»Endlich Sonne, Licht, man tut das gut«, sie schloss die Augen und den Kopf geneigt in Richtung Nachmittagssonne. Das Geräusch ihres Gartentores brachte sie wieder ins Hier und Jetzt. Die Unterlagen für den Artikel, den sie gerade recherchierte, lagen offen auf ihrem Schreibtisch. Entsetzt darüber, dass Menschen, unter so grausamen Umständen umkamen, räumte sie alles zusammen.
Das gemütliche Wohnzimmer spendete viel Sonnenlicht. Maja riss die Fenster auf und ließ die kühle Luft durch das Haus ziehen.
»Den Artikel kann ich komplett vergessen, das will die Welt nicht wissen, dass ihre geliebten Menschen zum Fressen gern
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