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Gottes blutiger Himmel

Gottes blutiger Himmel

Titel: Gottes blutiger Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fawwaz Hahhad
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Kämpfer, die von Sprengstoff zerrissen werden, und meine Seele würde zu ihrem Schöpfer emporsteigen. Aber Gott allein entscheidet darüber. Es ist sein Ratschluss.«
    »Haben Sie denn vor gar nichts Angst?«
    »Auf Erden fürchte ich niemanden. Wenn ich Angst vor etwas habe, dann vor den Qualen der Hölle, vor nichts sonst. Ich bin verfolgt bei allem, was ich tue, und bei jedem Schritt, den ich gehe. Viele möchten mich den Amerikanern ausliefern, aber sie werden mich nicht lebend fassen. Ich glaube daran, dass das Leben in Gottes Hand liegt, und ich glaube, dass mir nicht mehr viele Atemzüge beschert sind. Nicht mehr lange, und ich werde getötet.«
    Ich sah ihn ungläubig an. Er prophezeite mir seinen eigenen baldigen Tod! Lächelnd fuhr er fort: »Gestern traf ich deinen Sohn Abdallah. Ich erzählte ihm von einem Traum, den ich hatte. Ich trieb allein im Meer auf tosenden Wellen. Blitze zuckten, und es donnerte. Aber ich war bei Kräften und voller Willensstärke. Dann sah ich in der Ferne Licht und bewegte mich dorthin, oder es kam zu mir. Bevor es mich erreichte, fragte ich: Wohin? Und das Licht antwortete mir: Ins Haus des Labsals. Ich fragte Abdallah, wie er diesen Traum deute. Er sagte, für göttliche Träume gebe es keine Deutung, aber ich sei wohl unterwegs in das Reich des Lichts und des Glücks und solle mich bereithalten. Das erfüllte mich mit Freude und mit der Zuversicht, dass mein Märtyrertod nicht mehr fern sein kann.«
    »Warum erzählen Sie mir das?«, wollte ich wissen.
    »Selbst wenn ich sterbe, werden meine Kämpfer weitermachen.«
    Nach einem Moment des Schweigens goss er mir erneut Tee ein. Sein Blick verlor sich draußen in der Dunkelheit, wo nicht einmal mehr Umrisse zu erkennen waren. Seine Züge entspannten sich, er wirkte jetzt wie ein Kind, das mit Tod und Gotteswissen spielt. Ich dachte, ich könnte es noch einmal mit Bitten versuchen.
    »Mein Sohn ist noch so jung. Verlangen Sie ihm nichts ab, was über seine Kräfte geht.«
    Er ließ seinen Blick auf mich zurückfallen.
    »Du kennst ihn nicht.«
    »Glauben Sie, ich sei gekommen, um ihn kennenzulernen?«
    »Erspare dir etwas, was aussichtslos ist.«
    Wir tranken wortlos weiter, jeder von uns beiden drehte sein Gesicht von der Öllampe weg und starrte in die Nacht hinaus.
    Schließlich erhob sich az-Zarqawi von seinem Platz und sagte: »Dein Sohn ist noch fremder als ich in dieser Welt.«
    Im Gehen wandte er sich mir noch einmal zu und ergänzte: »Unser Prophet sagte einst: Der Islam kam fremd in die Welt, und fremd wird er wieder gehen. Selig sind die Fremden.«
    Und er verschwand auf gewundenen Wegen in der Finsternis. Ich blickte um mich. Das Licht der Lampe war fast erloschen. Abu Harith trat in die Höhle. »Wir werden hier übernachten«, teilte er mir mit. »Morgen werden wir losgehen, um Abdallah den Syrer, den Emir dieses Gebiets, zu treffen.«
6
    Während der gesamten Fahrt am Morgen ging mir az-Zarqawi nicht aus dem Sinn. Er war sich sicher, dass ich scheitern würde. Nach Hause zu fahren, hatte er mir geraten, auch wenn er mir das Treffen mit meinem Sohn nicht verweigert hatte. Samer war nicht nur einer seiner Gefolgsleute aus dem engeren Kreis, er war hoch aufgestiegen. Er würde wohl schon bald nicht nur einen islamischen Staat im Irak oder die Organisation al-Qaida im Zweistromland mit anführen. Offenbar stimmte es, was mir in Damaskus gesagt worden war: Samer würde eine bedeutende Rolle dabeizufallen, die Organisation für ganz Großsyrien aufzubauen. Ich schien nun mit meinem Sohn kämpfen zu müssen, aber mein eigentlicher Gegner war Abu Musab az-Zarqawi. Dieser Mann hielt Samer gefangen, er zog ihn mit seinen Ideen, seiner Art von Frömmigkeit und seinen blutigen Taten an. Kein Zweifel, er war das Vorbild, an dem sich Samer orientierte.
    Immer wenn amerikanische Kampfflugzeuge am Himmel erschienen, mussten wir anhalten. Sie kreisten in großer Höhe, aber Helikopter flogen zusätzlich niedrig und behielten die Mais- und Gemüsefelder, die Palmengärten, die Feldwege und das übrige Gelände im Auge. Nichts konnte ihnen entgehen. Wir versteckten uns mehrmals im Schilf und mussten eine Stunde oder länger abwarten, bis wir weiterfahren konnten. Zuweilen flüchteten wir uns auch in Häuser, an denen wir zufällig vorbeikamen. Die Bewohner ließen uns ängstlich und widerwillig ein.
    Ich fragte Abu Harith nicht, wie die Dörfer hießen, durch die wir kamen, und er verriet mir nicht, wohin wir fuhren. Als ich

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