Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition)
Warum hat er es getan?«
»Ich glaube, er war verrückt.«
Martial nickte. »Das scheint ein Berufsrisiko zu sein.« Er blieb an der Tür seiner Privatgemächer stehen. »Unser Eigentum wurde wiederbeschafft?«
»Ja. Es ist bedauerlicherweise verschieden. Wir werden es zusammen mit den anderen obduzieren.«
»Ausgezeichnete Arbeit. Ich weiß die Effizienz zu schätzen, mit der Sie diese schwierige Situation gemeistert haben.«
Als Antwort senkte Ekman nur leicht das Kinn.
»Gibt es noch etwas, das ich wissen müsste?«
Ekman deutete auf die Tür. »Sie erwartet Sie, Sir«, sagte er.
»Warten Sie draußen.«
»Jawohl, Sir.«
Martial ging hinein, und Ekman schloss hinter ihm die Tür.
Martial Johansson unterhielt in etlichen seiner Einrichtungen Wohnungen, was die vielen Reisen erträglicher machte. Sie waren klein, funktionell und sauber. Alles Vorzüge, die sein Leben nicht aufwies. Er schlenderte in die Küche und mixte sich einen Drink. Einen großen.
Er fand Sacha in seinem Büro. Sie stand am Fenster. Ganz offensichtlich hatte sie abgenommen. Zur Begrüßung küssten sie sich etwas verlegen auf die Wange. »Joseph«, sagte sie. Sie benutzte immer seinen zweiten Vornamen. Dann verschränkte sie die Arme vor der Brust und trat einen Schritt zurück.
»Wie ist es dir ergangen?«, erkundigte er sich.
Sie lächelte. »Wie du siehst.«
»Du siehst gesund aus.«
»Ah, der Glanz von Docetaxel. Man sollte es an alle Mädchen verkaufen. Außerdem sorgt es dafür, dass man dünn bleibt. Es ist ein wundervolles Abführmittel. Und wenn man Glück hat, dann verleihen einem diese geplatzten Äderchen in den Augen einen perfekten Schlafzimmerblick.«
»Du bist heute Abend besonders sarkastisch.«
»Besonders?«
»Was ist los?«, wollte er wissen.
»Nichts, was ein paar Monate Zeit nicht heilen könnte.« Sie starrte einen Moment aus dem Fenster, bevor sie weitersprach. »Ich habe es wieder gesehen.«
»Warum tust du dir das an?«
Sie blieb stumm.
»Ich habe dir doch gesagt, du sollst nicht mehr dorthin gehen.«
»Und trotzdem bin ich hingegangen, stimmt’s? Stell dir das vor. Eine Welt, wo nicht jeder tut, was du sagst. Schon der Gedanke daran muss dir doch den Schlaf rauben.«
»Warum bist du hingegangen?«
»Ich habe gehört, dass es krank war.«
»Das war es auch. Aber es ist besser geworden. Und was ist mit dir?«
»Mir geht es gut«, erwiderte sie. Aber natürlich stimmte das nicht. »Dieses … Ding«, flüsterte sie, »ist nicht natürlich.«
Martial nahm einen Schluck von seinem Drink. »Ist das denn überhaupt noch irgendeiner von uns?«
Die Worte kamen über seine Lippen, bevor er es verhindern konnte. Sacha hatte bereits dreimal versucht, sich umzubringen. Dreimal in sieben Jahren, und jeder Versuch war ernster gewesen als der vorhergehende. Als dann der Krebs zuschlug, war es für sie gleichzeitig ein Schock und eine Erleichterung gewesen. Die Mediziner hatten es ihm gesagt, bevor sie es erfahren hatte. Ein dünner, medizinischer Bericht auf seinem Schreibtisch erklärte genau, wie sie sterben würde. Später hatte sie Martial im Zellforschungs-Laboratorium aufgesucht, wo er ihr die Nachricht übermittelt hatte.
»Wenn ich das nur gewusst hätte«, hatte sie gesagt. Er begriff, dass sie ihre drei vergeblichen Selbstmordversuche meinte. Der letzte war ein Albtraum aus Blut und Rasierklingen gewesen. Dabei brauchte sie nichts weiter zu tun, als abzuwarten.
Dann hatte sie, mit echter Überraschung in ihrer Stimme, gesagt: »Und ich dachte immer, nur die Guten würden jung sterben.«
Jetzt setzte sich Martial auf seine Couch.
»Es ist schon eine Weile her, seit du das Labor das letzte Mal besucht hast«, erklärte sie.
»Drei Monate. So lange ist das nicht.«
»Hier ticken die Uhren anders als draußen. Ich glaube, du gehst mir aus dem Weg.«
»Sei nicht albern.«
Sie setzte sich neben ihn auf die Couch und legte ihren Kopf in seinen Schoß. Er strich ihr über das Haar.
»Ich mache mir Sorgen, was aus dir wird, wenn ich weg bin«, sagte sie.
Zuerst dachte er, sie wäre wieder sarkastisch. Aber als sie nicht weitersprach, war er sich nicht mehr so sicher.
Sacha war einmal ein Callgirl gewesen. Dann war sie mehr geworden. Und dann etwas weniger.
Sie hatte nur noch zwei Monate zu leben.
»Du sammelst Dinge«, sagte sie. »Du sammelst alles, was dich fasziniert. Und dann lässt du es nie wieder los.«
»Ich lasse Dinge los.«
Sie schüttelte den Kopf. »Eines Tages wirst du nur
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