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Gottes Gehirn

Gottes Gehirn

Titel: Gottes Gehirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Johler , Olaf-Axel Burow
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Salto.“
„Nein, nicht der Salto! Denken Sie an Ihren Kopf!“
„Mein Kopf?“ Mr. Pan hielt nun doch in seiner Bewegung inne. „Ach ja, das vergesse ich immer wieder.“
Er kletterte langsam, bedächtig vom Gerüst herunter, ging zurück zum Sessel, setzte sich, schlug die Beine übereinander und legte seine behaarten Affenhände wieder gefaltet in den Schoß. „Die Statik“, sagte er traurig. „Das Gleichgewicht. Mein neuer Kopf hat alles durcheinander gebracht. Aber ich konnte den Salto, nicht wahr, Helmut? Ich habe ihn wirklich gekonnt.“
     
     

CALIFORNIA ZEPHYR
    "Zum Chicago Airport“, sagte Jane. „Zum nächsten Taxistopp“, sagte Troller. „Was denn nun?“, sagte der Taxifahrer, ein mürrisch dreinblickender Mann mit grau melierten Schläfen.
    „Zum nächsten Taxistopp“, wiederholte Troller, und sein Ton war so entschieden, dass Jane ihn verblüfft anschaute.
„Wie Sie wollen.“
    Die zweihundert Meilen zum Chicago Airport waren ihm vermutlich lieber gewesen, aber der Graumelierte zuckte nur gleichmütig mit den Achseln. Zu gleichmütig, fand Troller. Er traute dem Kerl nicht. Er wollte so schnell wie möglich das Taxi wechseln.
„Aber schaffen wir dann unseren Flieger noch?“, sagte Jane.
Troller hielt seinen Zeigefinger vor den Mund und sah sie tadelnd an. „Ich freue mich schon auf Seattle“, sagte er laut. „Und das Gespräch mit Adams.“
Jeff Adams war zweifellos die Schlüsselfigur. Schließlich war er einer der reichsten und mächtigsten Männer der Welt, und es war erstaunlich, dass Kowalski einen Termin für sie bekommen hatte. Aber was sollten sie ihn fragen? „Stecken Sie hinter der Mordserie, Mr. Adams?“ Der Verdacht lag nahe, wer anders als Adams verfügte über die Logistik und die nötigen Mittel? Und das Gespräch mit Marconi, Ziegler und Mr. Pan hatte den Verdacht erhärtet. Zwei Affenhirne hatten sich in seinem künstlich vergrößerten Schädel zu einem einzigen verbunden, und dadurch war es zu einem qualitativen Sprung gekommen, zur Menschwerdung des Affen. Auf Janes Frage, ob man so eine Gehirnsynthese auch mit Menschenhirnen machen könne, hatte Marconi geantwortet: „Ich selbst würde das nie tun, aber theoretisch . . . Ich meine, wenn es bei Affen geht, warum soll es dann nicht auch bei Menschen funktionieren?“
    Troller war jetzt fest davon überzeugt, dass hinter der Mordserie jemand stand, der menschliche Gehirne zusammenfügte. Die Frage war nur: wer? Wer außer den Marconis und ihrem Assistenten Ziegler hatte das nötige Know-how?
    Alle Überlegungen führten fast zwangsläufig zu Jeff Adams. Adams hatte als einziger sämtliche Forschungsberichte erhalten. Von Jackson, Marconi, Lansky und allen anderen Teilnehmern der Blake-Konferenz. Marconi hatte gesagt, dass Adams eine Projektgruppe zur Auswertung sämtlicher Forschungsberichte eingesetzt habe, und er war der festen Überzeugung, dass irgendjemand im Auftrag von Adams die Gehirne raubte und miteinander verband.
    „Aber wie?“, hatte Jane gefragt. „In einem riesigen Schädel? Wie bei Mr. Pan?“
„Oder“, hatte Marconi gesagt, „als körperloses Gehirn. Man bräuchte dazu allerdings einen Scanner.“
„Einen Gehirnscanner“, sagte Jane. „Und den hat Lansky entwickelt. Wenn man Jacksons NCS hätte, den Gehirnscanner von Lansky und Ihre Erfahrung mit dem Zusammenbau von Affenhirnen, dann . . .“
„Dann“, hatte Marconi gesagt, „könnte man alle Gehirne in eine große Schüssel zusammenbringen und einen Geniepark der grausigen Art kreieren.“
Einen Geniepark der grausigen Art? Troller lief es kalt den Rücken herunter, wenn er daran dachte. Angenommen, jemand führte tatsächlich so ein wahnsinniges Projekt durch – was bedeutete das? Was passierte, wenn man menschliche Gehirne zusammenschloss? Musste dadurch nicht ein noch höheres Bewusstsein entstehen? Und welcher Art wäre dieses Bewusstsein?
Es gab nur einen, der darauf eine Antwort geben konnte. Mit ihm zu sprechen war wichtiger als das Interview mit Jeff Adams.
Es waren vielleicht fünf Minuten vergangen, seit sie in das Taxi eingestiegen waren. Jetzt hielt es direkt am Bahnhof, wo zu Trollers Erleichterung ein weiteres Dutzend Taxen stand.
„Komm, raus.“ Troller schnappte sich die Koffer aus dem Kofferraum und hastete zu einem Taxi, das in der Mitte der Schlange stand. Der Fahrer, ein etwa dreißigjähriger Puerto-Ricaner, hob abwehrend die Hände: „Aber Mister, Sie müssen den Ersten nehmen. Ich kann doch nicht . .

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