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Gottes Zorn (German Edition)

Gottes Zorn (German Edition)

Titel: Gottes Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olle Lönnaeus
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Tintenkleckse und Fettflecke eingehend betrachtet in der Hoffnung, auf irgendwelche Hinweise zu stoßen. Die krakeligen Buchstaben waren hektisch niedergeschrieben, der Inhalt kaum zu deuten.
    Die Telefonnummern im Adressteil war er wieder und wieder durchgegangen. Und jedes Mal hatte er bei ihrem Namen innegehalten:
Helga
.
    «In der letzten Zeit gab es auch Licht. Er hatte das Licht erblickt», wiederholte er im Stillen.
    Schließlich hatte er sich auf die Suche nach seinem Handy gemacht. Doch im letzten Augenblick hatte er gezögert. Es war bereits nach Mitternacht. Das hatte als Ausrede reichen müssen, um das Telefonat aufzuschieben.
    Nachdem Joel drei Becher Kaffee getrunken hatte, war er bereit. Er schaltete den Laptop ein und tippte ihren Namen in die Suchmaske des virtuellen Telefonbuchs. Helga Norlin hieß sie, hatte die Frau des Predigers gesagt. Es gab nur eine Person mit diesem Namen in Tomelilla. Auch die Telefonnummer stimmte überein. Dem Eintrag zufolge wohnte sie in einem Haus am Simrishamnsväg. Nach kurzem Zögern beschloss Joel, am besten direkt hinzufahren.
    Er ließ sich viel Zeit, da ihm bewusst war, dass es noch recht früh war. Bevor er den Motor startete, suchte er im Handschuhfach eine CD von Charlie Parker heraus, zappte zu «Summertime» vor und fuhr dann, so langsam er konnte, die Straße entlang, die an schneeweißen Äckern entlangführte. Früher hatte er immer davon geträumt, wie Parker spielen zu können. Die Wehmut und ebenso die Freude einzufangen, die er empfand. Nur ein einziges Mal, eine perfekte Phrase, das wäre ein Geschenk des Himmels. Inzwischen lag sein Saxophon unterm Bett und verstaubte.
    Mårten hat immer vorgehabt, mir das Akkordeonspielen beizubringen, dachte Joel. Er sah das alte rote Instrument vor seinem inneren Auge. Es war ein Walter mit weißen Tasten und schwarzem Balg, das immer greifbar neben der Staffelei stand. Manchmal, wenn sich der Pinsel einfach nicht so über die Leinwand bewegen wollte, wie Mårten es vorhatte, nahm er das Instrument zur Hand und spielte einen Walzer, um Inspiration zu sammeln. Nach einigen Schnäpsen ging er zu schnelleren Melodien über. «Zigeunermusik», schrie er dann, verschwitzt und ekstatisch. «Das hier ist was anderes als Calle Jularbo!»
    Doch seine Töne gerieten immer zu hart. Genau wie beim Malen war es, als wendete Mårten zu viel Kraft an. Alles wurde grob und hässlich. Joel bekam es für gewöhnlich mit der Angst zu tun. Doch Mårten selbst schien es nicht zu merken, und wenn er sich mit noch mehr Schnaps erst einmal richtig in Fahrt gebracht hatte, kam es vor, dass er im Befehlston herumbrüllte.
    «Tanz, zum Teufel noch mal! Tanz doch zur Teufelsmusik!»
    Es konnte allerdings auch passieren, dass er das Akkordeon wegwarf und fluchte, vor Wut dunkelrot im Gesicht.
    Plötzlich tauchte noch eine andere Erinnerung in Joels Kopf auf, eine vergilbte Erinnerung, die viele Jahre lang verschüttet gewesen war: Mårten sitzt mit verheulten Augen, feuchten Wangen und erloschenem Blick auf dem Dielenboden. Seine Hose hat einen feuchten Fleck, und Joel, der von seinem Lärm geweckt worden und die Treppe heruntergeschlichen war, fragt sich, ob er sich vollgepisst hat. «Ich verbrenne dieses beschissene Akkordeon und jedes verdammte Bild», murmelt Mårten und wirkt deprimiert, ausnahmsweise einmal nicht im Geringsten gefährlich.
    Ich frage mich, ob er es getan hat, dachte Joel. Ich frag mich, ob dieses Akkordeon noch existiert.
    ***
    H elga Norlins Haus war aus gelbem Ziegelstein gebaut und lag eingebettet in ein Birkenwäldchen etwas abseits der Nachbarhäuser. Von der Haustür bis zum Briefkasten war ein Gang fein säuberlich freigeschippt. Im Küchenfenster brannte ein Lichterbogen. Vor der Garage parkte ein dunkelblauer Volvo mit breiten Reifen und Schneeketten.
    Joel schielte auf die Uhr. Es war kurz nach neun. Er entschied, dass Helga Norlin bestimmt eine Frühaufsteherin war. Ohne jeglichen Plan bezüglich dessen, was er diese Frau fragen wollte, die nach Aussage des Predigers seinem Vater dazu verholfen hatte, das Licht zu erblicken, stieg er aus dem Wagen und klingelte an der Tür.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis etwas geschah. Dann waren schwere Schritte zu hören, und jemand fingerte am Schloss herum. Der Mann, der ihm öffnete, trug eine Katze auf dem Arm. Er war groß gewachsen und hatte wuscheliges Haar, als wäre er gerade aufgestanden. Unter seinem Morgenmantel trug er einen ausgeblichenen blau gestreiften

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