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Gottesstreiter

Titel: Gottesstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Schlachtfeld geblieben, von
     dem sie so feige geflohen sind und alles den Hussiten überlassen haben! Und jene Steuer? Daran kann ich mich schon gar nicht
     mehr erinnern. Das ist doch schon Geschichte.«
    »Leider nicht«, erwiderte der Mauerläufer gelassen. »Jene Steuer hatte der Reichstag beschlossen. Wer die Steuereinnahmen
     geraubt hat, hat die Kurfürsten des Reiches verspottet und die Erzbischöfe verhöhnt. Die gehen über diese Angelegenheit nicht
     einfach so hinweg. Sie werden herumschnüffeln und herumwühlen. Und schließlich werden sie die Wahrheit aufdecken. Oder einen
     Verdacht hegen.«
    »Und was wollen sie gegen mich unternehmen? Was können die mir schon antun? Schaden können sie mir nicht. Dies hier ist Schlesien!
     Hier herrsche ich, und ich bin mächtig!
Maior sum quam cui possit Fortuna nocere!
«
    »Quem dies vidit veniens superbum, hunc dies vidit fugiens iacentem«
, erwiderte der Mauerläufer, ebenfalls ein klassisches Zitat verwendend.
    »Sei nur nicht zu selbstsicher, Väterchen. Ich rate zur Vorsicht. Selbst wenn das Problem mit jenem unbequemen Zeugen gelöst
     werden könnte, sollten wir daran denken, die Untersuchung über den Raub der Steuereinnahmen endgültig abzuschließen. Und ich
     denke dabei keineswegs daran, das Verfahren niederzuschlagen, sondern es dadurch zu beenden, dass wir einen Schuldigen ergreifen
     und bestrafen.«
    |195| »Um die Wahrheit zu sagen«, bekannte Konrad, »daran habe ich auch schon gedacht. Es geht das Gerücht um, dass Reinmar von
     Bielau, der Bruder von Peter von Bielau, dem hussitischen Spion, den Überfall auf den Steuereinnehmer begangen und die Steuergelder
     geraubt hat. Reinmar ist nach Böhmen geflohen, zu seinen häretischen Kumpanen. Locken wir ihn also nach Schlesien, und machen
     wir ihm den Prozess. Beweise für seine Schuld werden sich schon finden.«
    »Sicher«, stimmte der Mauerläufer lächelnd zu. »Brauchst du etwas Besseres als das Geständnis des Angeklagten? Reinmar wird
     sich zu allen Verbrechen bekennen, die ihm vorgeworfen werden. Bei entsprechender Überzeugungsarbeit bekennt schließlich ein
     jeder. Es sei denn, er stirbt leider, bevor er bekennen kann.«
    »Warum leider? Ich finde das ganz und völlig normal, wenn Bielau in der Folterkammer seinen Geist aufgibt. Nachdem er sich
     zu dem Überfall auf den Steuereinnehmer bekannt hat. Allerdings bevor er das Versteck des gestohlenen Geldes verraten konnte.«
    »Na klar, ich verstehe. Aber   ...«
    »Was aber?«
    »Die Leute interessieren sich dafür, wo das Geld abgeblieben ist, ich fürchte, sie werden weiterhin Zweifel hegen   ...«
    »Werden sie nicht. Auch dafür wird man unwiderlegbare Beweise finden. Im Hause von Bielaus Komplizen wird man bei einer Durchsuchung
     eine leere Truhe finden, dieselbe, in welcher der Steuereinnehmer das Geld verwahrt hat.«
    »Genial! Und wer wird dieser Komplize sein?«
    »Ich weiß es noch nicht. Aber ich habe schon eine Liste mit Namen vorbereitet. Was würdest du zum päpstlichen Inquisitor,
     zu Greggele Hejncze, sagen?«
    »Na, na, gemach, gemach!« Der Mauerläufer runzelte die Stirn. »Allzu viel ist ungesund. Ich habe es dir schon hundertmal gesagt,
     Väterchen, hör auf, offen gegen Hejncze Krieg zu führen. Krieg mit Hejncze bedeutet Krieg mit Rom, ein solcher |196| Kampf kann dir nur schaden.
Irritabis crabrones
, du stichst in ein Hornissennest. Obwohl du dich für größer und stärker als das Schicksal hältst und kein Unglück fürchtest,
     es geht hier nicht nur um deinen bischöflichen Arsch. Wenn du dich mit dem Inquisitor anlegst, führst du den Leuten erstens
     vor Augen, dass zwischen euch keine Einigkeit herrscht, dass ihr zerstritten seid und eure Macht zersplittert. Und zweitens,
     dass man die Inquisition nicht unbedingt fürchten muss. Und wenn die Leute aufhören, euch zu fürchten, kann es für euch Kleriker
     wirklich eng werden.«
    Der Bischof schwieg eine Zeit lang und sah ihn unter seinen gesenkten Lidern hervor an.
    »Mein Sohn«, sagte er schließlich, »du bist kostbar für Uns. Wir brauchen dich. Und du bist Uns über alle Maßen teuer. Aber
     reiße Uns gegenüber dein Maul nicht zu weit auf, denn Wir könnten sonst die Geduld verlieren. Zeige Uns nicht die Zähne, denn
     trotz aller wahrhaft väterlichen Liebe, mit der Wir dich umgeben, kann es gut sein, dass Wir in Unserer Ungeduld befehlen,
     dir die Zähne auszuschlagen. Alle. Einen nach dem anderen. Mit großen Pausen dazwischen, damit

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