Gott´sacker (Krimi-Edition)
Gang auf drei Uhr zum Marathon-Grillen eingeladen. Fleisch mitbringen – Getränke gehen aufs Haus, war das übliche Motto.
»Ich muss mal aufs Klo.«
Schnell ging ich zu Frieda in die Küche und erklärte ihr die Situation.
»Frieda, ich bin in Not. Kann Watzlav mir sofort ein 30-Liter-Fässchen WalderBräu naturtrüb hell und eine Kiste Walder dunkel, die mit dem Bügelverschluss, in den Garten stellen, am besten hinten ins Bächlein? Ich zahl’s auch gleich.«
»Kein Problem«, zwinkerte sie mir zu.
Schon wenige Minuten später rumpelte Watzlav, die neue tschechische Saison-Bedienung, mit dem hauseigenen Leiterwägelchen, einem 30-Liter-Fass und einer Bierkiste die Straße hinauf. Ein gelber Sonnenschirm lag ebenfalls dabei. Frieda führte irgendetwas im Schilde, sie erfüllte mir seit Tagen jeden meiner Wünsche.
Die wilden Jungs hatten ihr helles Bier in den schlanken Gläsern, an denen appetitliche Kondensperlen in der Sonne glitzerten, vor sich stehen und unterhielten sich lautstark über ihre Motorräder, als ob es zurzeit kein anderes Gesprächsthema gäbe. Die Katze mit der schwarz-weißen Schwanzspitze kam in Zeitlupe angeschlichen, fauchte Racko an, legte sich unter den Tisch zu den schwarzen Lederstiefeln und schloss die Augen. Alles an ihr schien einzuschlafen, nur ihre Schwanzspitze nicht. Racko, den Cäci an der kurzen Leine hielt, legte den Kopf schief, stellte die Ohren auf und betrachtete das Säugetier mit vorsichtigem Interesse.
Das Wochenende meiner Freunde gehört größtenteils ihren Metallbräuten. Unter der Woche steht Butzi im Anzug an seinem Bankschalter, Joe geht seinem Hausmannsleben mit drei Kindern und einer Lehrerin nach, Flaschen-Gordon unterrichtet am Gymnasium Latein und Sport und Gesicht kümmert sich um sein Fitnessstudio mit drei Angestellten und drei ›S‹ in der Leuchtreklame.
An ihren Arbeitsplätzen wirkten sie eher harmlos. Aber hier und in ihrer Ledermontur ernteten sie viele schüchterne Blicke, vor allem vom reiferen weiblichen Publikum.
Cäci und ich ließen, nachdem wir die Soße aus dem Teller noch mit Brot aufgetunkt hatten, die vier Wilden noch beim kühlen Biere verweilen. Wir holten ihr Grillfleisch aus den Satteltaschen, es waren gefühlte 30 Kilogramm, und schleppten uns in der Hitze zu meinem Erbheim, um die vergessene Grillparty vorzubereiten. Der kleine Hund sprang immer wieder kläffend an der Plastiktüte mit dem Grillfleisch hoch, er schien sich ebenfalls auf das Fest zu freuen.
Schon bald standen Biertische und Bänke unterm Baum. Jede noch so kleine Anstrengung ließ ein kleines Bächlein Schweiß von meiner Stirn rinnen. Hell leuchtete der aufgespannte Sonnenschirm mit dem Wappen der Brauerei und schnell saßen Tausende von dunklen Käfern auf ihm, hielten ihn für eine riesige Blüte. Das Fässchen lag schon im Bach, der an der hinteren Grundstücksgrenze müde gurgelte. Die Grillkohle rauchte noch unanständig im Kugelgrill. Ich besah zufrieden das Stillleben. Müller ebenfalls.
»Gibt’s eine Party?«, rief er über die Hecke.
»Ja, wollen Sie nachher auch auf ein Bier rüberkommen?«
»Gern, ich muss aber erst noch den Rasen fertig mähen und dann wässern. War Racko anständig?«
Cäci hatte den kleinen Scheißer auf dem Arm.
»Den behalte ich«, kokettierte sie.
»Na, dann bis nachher, zuerst geht’s an den Rasen, dann mach ich mich noch schick für die Party.«
»Es herrscht aber kein Krawattenzwang, Herr Müller.«
Müller ging in seiner Trainingshose und dem ärmellosen Schiesser-Feinrippunterhemd weiter seiner Arbeit nach. Das monotone Viertakt-Gebrumme des unterforderten Rasenmähers wurde vom Gedonnere der vier Harleys kurzfristig übertönt, als die MIKEBOSS ler anrückten. Sie stellten die schweren Geräte brav nebeneinander in die Hofeinfahrt. Die vier hatten in handlichen Rollen ihre Schlafsäcke auf dem hinteren soziusfreien Bereich ihrer Maschinen platziert. Butzis, Joes und Flaschen-Gordons Partnerinnen und die Kinder wollten gegen später mit dem Auto anrücken. Gesicht war mal wieder Zwangs-Single.
Müller beendete nach einem kurzen Blick über die Hecke rasch seine Rasenpflege, stellte seinen Rasensprenger auf Automatik und verschwand für kurze Zeit in Sachen Körperpflege in seinem Heim. Herausgeputzt, nach Himbeer-Shampoo duftend, erschien er zur Party. Er trug eine braune Breitcordhose, ein grünes kurzärmeliges Hemd mit Hawaii-Blumenmuster, dazu eine karierte selbst gebundene Krawatte. Sandalen mit
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