Gott´sacker (Krimi-Edition)
weiteren Biertisch-Garnitur und einem Ersatzfässchen an.
Immer wieder bat die Kommissarin Personen zur Befragung in den Schatten der Garage. So wurden Philipp, Deodonatus, Müller, Cäci und ich durch die Befragungsrhetorik der Blonden geprüft.
Nach diesem Verhör-Marathon war die Kommissarin sichtlich erschöpft und verlangte nach einem kühlen Hopfengetränk vom Fass. Gern erfüllte ich ihren Getränkewunsch.
Cäci unterhielt sich angeregt mit ihr. Gesicht baggerte an Hilde herum und machte ihr ständig Komplimente wegen ihrer tollen Figur und ihren Lamas und erzählte, dass er schon lange überlegt habe, sich Lamas anzuschaffen, aber im Fitnessstudio könne er sie schlecht halten, das wäre nicht artgerecht. Philipp war eifersüchtig auf Gesicht und hatte Müllers Hund auf dem Schoß. Müller wiederum suchte die Nähe von Joes Frau, ob sie mit ihren Kindern nicht mal das tolle Denkmal für den Wauwau sehen wolle. Die Kinder wollten das Wauwau-Denkmal nicht sehen, sie waren mit einer Bratwurst beschäftigt.
Philipp tat interessiert: »Oh, das hätte ich gern mal gesehen, Hilde hat mir davon erzählt, das muss ja ganz einzigartig geworden sein. Am Tag, als Sie es aufstellten und Hilde ähm … den toten Pfarrer gefunden hat … Wie hieß Ihr Schäfer?«
»Kommen Sie mit – Waldemar, ja ja, der Waldemar, das war ein ganz ein treuer …«
Müllers Augen füllten sich mit Feuchtigkeit und das kam nicht nur vom Schnaps, den er mit jedem Bier kippte. Leicht wankend stand er auf, hakte sich bei Philipp unter und schlingerte neben ihm durch die Hecke zum Hunde-Denkmal. Joes Kinder sprangen mit ihren Würsten in der Hand und verschmierten Gesichtern hinterher und riefen: »Wauwau auch sehen!«
Deodonatus schüttelte langsam und streng seinen Kopf: »Das ista Gottalasterung, man machta eine tota Hund keina Denkmal.«
Es entbrannte eine hitzige Diskussion zwischen der leicht beschürzten Hildegard und dem schwarzen Pfarrer in seinem schwarzen Talar.
»Das sehe ich nicht so, auch ein Hund hat ein Recht auf Würde!«
»Aba nicht auf da Menschawürde.«
»Eigentlich schon, denn ein Hund kann nichts dafür, dass er nicht als Mensch auf die Welt gekommen ist, daraus darf ihm ja kein Nachteil erwachsen.«
»Das ista absurde Argumentation. Gott hatta bei Genesis Schöpfung die Mensch nach seina Ebabild geschaffa und nicht die Hund.«
»Wenn euch Pfarrern eine Diskussion zu heiß wird, dann beruft ihr euch immer auf Gott, das ist das Einfachste. Gott ist aber kein Argument. Gott ist Glaubenssache.«
»Richtig, und ich glauba, die Gott machta doch Untaschied zwischa Mensch und Hund, sonst hätta nur Hund oder nur Mensch geschaffa.«
»Ach, das ist doch zu einfach. Ich denke, Tiere sind dem Menschen gleichgestellt, deshalb sollte der Mensch sie nicht essen! Ich finde es aber ganz toll, dass Sie ›die Gott‹ sagen.«
»Was ista mit Regawurm?«
»Wie … mit dem Regenwurm?«
»Ista Regawurm mit Ihnen gleichgestellt?«
»Blödsinn, ein Regenwurm mir gleichgestellt. Es ist ja wohl ein Riesenunterschied zwischen einem Regenwurm und einem Hund. Und vor allem zwischen einem Regenwurm und mir.«
»Würda Sie Regawurm essen?«
»Igitt, natürlich nicht, was soll die Frage? Ich esse überhaupt kein Fleisch.«
»Warum?«
»Das ist Steinzeit, schauen Sie sich doch die Tiere hier am Tisch an!«
Sie deutete auf die MIKEBOSS ler, die an ihren Steaks herumnagten.
»Was denken Sie, wie die Kreaturen leiden mussten, die gerade verspeist werden?«
»Schmeckta aber gut und die Mensch mussa auch leba, nicht nur de Tier.«
»Aber nicht auf Kosten der Tiere.«
»Wenn jeda Mensch auf der Welt isst nur Grünezeug, dann gibta keina Futter mehr für die Tiere, dann mussa die Kuh und alle Vegetarier verhungern, auch Sie.«
Hilde überlegte lange und schüttelte mit bitterer Miene ihren Kopf.
Vom Nachbargrundstück hörte man das energische Anstoßen von Flaschen. Philipp, der Alt-Hippie, und Herr Müller, der Jungrentner, tranken Brüderschaft und unterhielten sich prächtig. Zwei von Joes Kindern hatten die Hundegedenkstätte erklommen und hüpften zur Freude Rackos auf den Rasen. Der kleinste von Joes Nachwuchs stand in Windeln weinend vor dem Denkmal und hob die kleinen Hände fordernd zum Himmel empor.
Obwohl die Sonne schon in den Dämmerungsmodus übergegangen war, hing die Hitze noch wie eine Glocke über dem Dorf. Die Stimmung war wieder deutlich gestiegen, als die Diskussion zwischen Pfarrer und Hilde beendet
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