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Gott´sacker (Krimi-Edition)

Gott´sacker (Krimi-Edition)

Titel: Gott´sacker (Krimi-Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boenke
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weißen Söckchen und ein rotweißes VFB -Hütchen gegen die Sonne rundeten den positiven Gesamteindruck ab.
    Das Fässchen war schon aus dem kühlen Nass geborgen und auf einen Hocker gehievt. Gesicht übernahm den Fassanstich, da er vor Kurzem im Rahmen seiner Fitnessstudio-Renovierung erfolgreich eines angestochen hatte. Der Single musste sich zum gelungenen Unterfangen etliche Männer-Kommentare anhören.
    »Auch mal schön, wieder einzulochen.«
    »Dein Hammer hat weniger zu tun.«
    »Der Hahn tropft … wie sieht’s mit deinem aus?«
    »Nicht so tief rein.«
    »Wie wär’s, wenn du dir für die Zukunft ein Fässchen statt einer Freundin zulegst, da bist du erfolgreicher.«
    Gesicht verzog keine Miene und ich schämte mich fremd für meine Freunde. Die Weichen für ein schönes Grillfest waren gestellt.
    Das Kreischen eines überdrehten Zweitaktmotors übertönte das Gelächter im Garten und das metallische Gezirpe der Grillen.
    »Deodonatus«, lachte Butzi in die Runde.
    Und tatsächlich, mit halsbrecherischem Tempo kam der hünenhafte Pfarrer auf seiner schmalen Quickly vom Oberdorf her um die Kurve herumgeschlingert und bremste mit blockierendem Hinterrad ab, als er das Treiben im Garten sah. Er lehnte die Maschine an den Gartenzaun.
    »Hallo, alle zusammaa, ista Fest?«, lachte er sein dunkles Lachen.
    »Grüß dich, Deo, noch nie was von Helmpflicht gehört?«
    Vor allem die MIKEBOSS ler lachten verlegen über diesen Scherz. Denn sie trugen immer ihre Helme und bewunderten Deos anarchische Einstellung zur Helmpflicht.
    »Ach was, hiea kontrolliert doch niemand. Machta was aus, wenn ich eina Bier mittrink?«
    »Nein, komm herein, du bist wie immer eingeladen.«
    Cäci brachte unserem Geistlichen ein Bier vom Fass, das er dankbar nickend annahm.
    »Wollte gerade auf Bieachen zu Goldena Ochsen. Die Predigt für Morga ist okay und Doppalbeedigung haba ich mit alte Mesner vorbareitat. Endlich Feiaabad.«
    So gefielen mir die Feste am besten, wenn immer mehr Gäste dazukamen, als man eingeladen hatte – da geht’s gegen später meistens richtig ab.
    Leider waren meine Gedanken wieder schneller als mein Verstand. Um die Ecke kam vom Unterdorf her Hilde gejoggt, im Schlepptau schnaubte transpirierend der vergammelte Sozialpädagoge und Kirchenorganist Philipp.
    »Wow, hallöchen, große Fete?«
    Sie hüpfte auf der Stelle, um ihren Rhythmus nicht zu unterbrechen. Das Gleiche taten ihre fantastischen Glocken, die unter dem schwarzen Bustier nicht weiter gebändigt waren. Philipp war langsam weitergejoggt, Schweiß verklebte seine langen Haare.
    Gesicht war schneller als ich: »Hi, willst du nicht auf ein, zwei Bierchen hereinkommen?«
    »Au ja, super gern! Joggen können wir immer noch, ist eh viel zu heiß. Da muss man brutal aufpassen, da bist du ruckzuck dehydriert. So heiß hatten wir es schon lange nicht mehr. Das sind garantiert schon die ersten Auswirkungen des Klimawandels.«
    Vorwurfsvoll schaute sie beim Wort ›Klimawandel‹ zu Deodonatus, er und sein alleroberster Chef waren ja von Berufs wegen verantwortlich für die Schöpfung. Ich selbst hatte gegen einen Klimawandel, der Frauen dazu zwang, sich etwas luftiger und freier anzuziehen, momentan nicht sonderlich viel einzuwenden.
    Philipp kehrte um und trottete mit seiner kurzen grünen Batikhose treu hinter der sportiven Hilde her.
    »Wir wollten doch joggen und dann noch baden«, maulte er mit gesenktem Kopf.
    Cäci verdrehte kurz die Augen, als die beiden Stimmungskanonen den Garten betraten und sie Hildes spärliches Jogging-Outfit musterte. Sie zog ihren schwarzen Minirock noch etwas höher. Deodonatus grüßte die überpowerte Hilde und seinen schwitzenden Organisten Philipp freundlich. Gesicht setzte sich schnell neben Hilde an die Biertischgarnitur.

    Gesprächsthema im Garten waren nicht nur die Morde. Dieses Thema wurde regional an jedem Essenstisch, an jedem Gartenzaun und in jeder Gaststätte mehrmals täglich diskutiert. Viele wollten auf die Verbrechen gar nicht mehr angesprochen werden. Man hielt sich selbst für einen distanzierten, aber freundlichen Menschenschlag. Dem Neuen und Fremden gegenüber skeptisch, aber keinesfalls zu Gewaltausbrüchen neigend. Leicht grantelig im Beziehungsbereich, aber herzhaft beim Feiern. Die Menschen ums Ried herum waren ratlos im Angesicht des Geschehenen und erste Verdrängungsmechanismen begannen zu greifen. Verdächtigungen wurden selten konkret ausgesprochen. Jeder kontrollierte zwar jeden,

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