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Gott´sacker (Krimi-Edition)

Gott´sacker (Krimi-Edition)

Titel: Gott´sacker (Krimi-Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boenke
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als Alltagsphilosophen sehr schätzte und ihn schmerzlich vermisse, immer meinte: ›Durch das ständige Abwägen, wiegen oder nicht wiegen mit der Waage, wage ich die Diagnose, die Welt wird durch Gewichtskontrolle auch nicht besser.‹
    Sentimental schaute ich den leicht rostigen Zeiger an, der über der Skala in Pfundeinteilungen zitterte.
    »Heiland Sakrament noch mal! Drecksbier!«
    Ich fuhr mir über den behaarten Bauch und zog ihn ein, bis ich keine Luft mehr bekam. Das war auch keine Lösung. Mir fiel das eine Liedchen ein, das für ein kalorienreduziertes Produkt aus dem Genussmittelsektor warb und sang: »Ich will so bleiben, wie ich bin …«
    Gut aufgelegt hüpfte ich von der Waage. Zitternd sprang der mahnende Zeiger dorthin, wo er auch hingehörte – auf die Null-Position.
    Für den besonderen Anlass der Doppelbeerdigung wählte ich aus dem Schrank einen der beiden Anzüge, die ich von meinem Vater behalten hatte. Beide passten mir nicht wirklich, aber auf dem Land konnte man so etwas immer noch tragen. Der dunkle Anzug schien mir dem Anlass entsprechend am geeignetsten. Auf diesen Anzug war meine Mutter besonders stolz gewesen, er war aus dem pflegeleichten Material Strapatex. Und bis heute macht er dem Namen, der Unverwüstlichkeit suggeriert, noch alle Ehre. Aus dem väterlichen Nachlass stammte auch die praktische schwarze Anklipskrawatte. Dort, wo mein Kehlkopf war, hatte sie einen stilisierten Krawattenknoten, der wie ein abgestürzter dunkler Schmetterling aussah, darunter befand sich ein raffinierter Bügelklappmechanismus, mit dessen Hilfe es immer gelang, den breiten, nach unten spitz zulaufenden Herrenbändel am Kragen eines Hemdes zu befestigen.
    Unter der Krawatte trug ich das weiße Hemd, das ich schon zu meinem Tanzkursabschluss getragen hatte. Es spannte leicht. Die Rüschen, die sich links und rechts der Knopfleiste befanden, sah man nicht, da ich das Jackett trotz der zu erwartenden Hitze zuknöpfte. Im Flurspiegel betrachtete ich mich kritisch und konnte ohne Weiteres nachvollziehen, warum die Damen des Dorfes mich sympathisch fanden und umwarben. Es konnte nicht nur am Geld liegen.

    Während ich mich für das traurige Großereignis für die weibliche Bevölkerung des Dorfes herausputzte, überfluteten Autos mit fremden Kennzeichen den nicht abgesperrten Teil des Dorfes. Die Übertragungswagen der Privatsender standen in ihren kreischenden Farben auf dem kleinen Kirchenparkplatz.
    Mit Deodonatus und Kalner schmückte ich an diesem Morgen die Kirche, die Beerdigung war auf 14 Uhr angesetzt.
    Die dunklen Eichensärge standen nebeneinander vor den Altarstufen im Mittelgang. Sie waren schlicht mit weißen Lilien geschmückt.
    Es gab lange Streitgespräche im Pfarrgemeinderat, ob es nicht unpassend, ja sogar anrüchig sei, die beiden Särge nebeneinanderzustellen und ob nicht dem Alt-Pfarrer aufgrund seiner Stellung in der Gemeinde eine hervorgehobene Position auch im Tode zustünde. Wenn man wenigstens den Sarg des Pfarrers etwas höher stellen könnte, auf Obstkistchen, die man mit schwarzem Stoff verkleiden könnte. Oder mehr Blumenschmuck am männlichen Sarg, mit einer goldenen Schärpe. Deodonatus Ngumbu ließ sich jedoch nicht auf diese Diskussion ein.
    »Dea Tod machta alle gleich, egal, ob Mann oda Frau, Pfarra oda Haushälterin, Terrorist oda Heiliga, nix mit Extrawuast, die gibt’s im Himmel auch nicht!«

    Das Dorf trug schwarz-weiß. Viele hatten einen Tag Urlaub genommen, um Haushälterin und Pfarrer auf ihrem letzten Weg zu begleiten. Die Schüler, die nicht auswärts in den Ferien waren, liefen nun viel zu früh mit ihren besten Anzügen und Kleidern zur Kirche, um einen guten Platz zu bekommen. Ansonsten zählten Beerdigungen nicht zu ihren favorisierten Freizeitbeschäftigungen, aber diese hier, mit den Gruselmorden im Doppelpack war Pflicht.
    Ab 12 Uhr lastete eine eigenartige Ruhe über dem Dorf. Die Hauptstraße war abgesperrt, auf der Riedwiese ließ der Bürgermeister einen provisorischen Parkplatz einrichten. Das Schild mit dem Pfeil, inklusive Rechtschreibfehler, hatte er selbst gemalt:
    ›Bitte hier parken, nicht im Dorf drinnen!
    Danke für Ihr Verständniss.
    Ihr Bürgermeister‹

    Die lange Trockenheit erlaubte, ohne das Risiko einzusinken auf dem riedigen Wiesenboden zu parken.
    Die Menschen im Ort unterhielten sich in der Öffentlichkeit mit gedämpften Stimmen, um Margot Kramer und Alt-Pfarrer Sütterle nicht doch noch aufzuwecken.
    Die Fliegen

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