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Gottspieler

Gottspieler

Titel: Gottspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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unvernünftig benahm, schlimmer als ihre eigenen Patienten. Der Gedanke an Clarkson Zwei erinnerte sie an Joan. Sie war der einzige Mensch, der sie verstehen und es ihr nicht übelnehmen würde, wenn sie ihn weckte. Cassi tastete herum, bis sie das Telefon fand, und hob es dann zu sich ins Bett. Sie klemmte den Hörer zwischen Schulter und Kopfkissen und wählte die Zentrale. Nachdem sie erklärt hatte, wer sie war, verband die Vermittlung sie mit Dr. Joan Widiker.
    Das Telefon klingelte eine ganze Weile, und Cassi befürchtete schon, daß Joan ausgegangen sein könnte. Sie wollte gerade auflegen, als Joan endlich an den Apparat ging.
    »Gott sei Dank«, sagte Cassi. »Ich bin so froh, daß Sie zu Hause sind.«
    »Cassi, was ist denn?«
    »Ich habe Angst, Joan.«
    »Wovor haben Sie Angst?«
    Cassi hielt inne. Jetzt, wo sie zu Joan darüber sprechen sollte, wurde ihr klar, wie dumm ihre Befürchtungen sich anhören mußten.
    »Hat es etwas mit Robert zu tun?« fragte Joan.
    »Teilweise«, gab Cassi zu.
    »Cassi, jetzt hören Sie mir mal zu. Es ist ganz natürlich, daß es in Ihnen drunter und drüber geht. Ihr bester Freund ist gerade gestorben, und Sie sind frisch operiert. Sie dürfen Ihre Phantasie jetzt nicht Amok laufen lassen. Bitten Sie die Schwester um eine Schlaftablette.«
    »Ich habe schon mehr als genug Medikamente bekommen.«
    »Entweder zu wenig oder die falschen, scheint mir. Versuchen Sie nicht, den Helden zu spielen. Möchten Sie, daß ich Dr. Obermeyer anrufe?«
    »Nein.«
    »Kann ich sonst irgend etwas für Sie tun?«
    »Wissen Sie, ob Robert blau angelaufen war, als man ihn gefunden hat, oder ob es Anzeichen für starke Krämpfe vor dem Exitus gab?«
    »Nein, Cassi, das weiß ich nicht! Und Sie sollten sich in Ihrer Situation nicht den Kopf über solche Fragen zerbrechen. Er ist tot. Allein damit fertig zu werden, ist für Sie derzeit schon eine ganze Menge.«
    »Wahrscheinlich haben Sie recht«, sagte Cassi. »Einen Moment, Joan. Da ist jemand.«
    »Ich bin’s, Miss Randall«, sagte die Schwester. »Dr. Obermeyer versucht, zu Ihnen durchzukommen.«
    Cassi bedankte sich bei Joan und legte auf. Sofort klingelte der Apparat erneut.
    »Cassi«, meldete sich Dr. Obermeyer. »Ich habe gerade einen Anruf von der Nachtschwester bekommen. Ich weiß nicht, was ich noch tun soll, um Ihnen klarzumachen, daß wirklich alles in bester Ordnung ist. Die Operation ist wie im Bilderbuch verlaufen. Ich habe nicht einmal die für Diabetiker typischen Krankheitserscheinungen gefunden, mit denen ich eigentlich gerechnet hatte. Sie sollten erleichtert sein, statt die ganze Station in Aufruhr zu versetzen.«
    »Ich glaube, es liegt an diesen Pflastern über den Augen«, meinte Cassi. »Ich habe Angst davor, allein zu sein. Ich möchte gern in ein Zimmer der zweiten Klasse verlegt werden. Jetzt gleich.«
    »Ich meine, da verlangen Sie ein bißchen viel von Ihrem Pflegepersonal. Vielleicht reden wir morgen noch einmal darüber, und dann will ich sehen, was sich machen läßt. Im Augenblick liegt mir mehr daran, daß Sie sich beruhigen. Ich habe die Schwester angewiesen, Ihnen noch ein Sedativum zu geben.«
    »Die Schwester ist gerade hier«, sagte Cassi.
    »Gut. Lassen Sie sich die Spritze geben und schlafen Sie. Ich hätte mir ja eigentlich denken können, daß es so kommen würde. Ärzte und ihre Frauen sind immer die schlimmsten Patienten. Und Sie gehören beiden Gattungen an!«
    Gehorsam ließ sich Cassi noch eine Spritze verpassen. Miss Randall gab ihr einen Klaps auf die Schulter und verschwand. Wieder war Cassi allein, aber jetzt spielte es keine Rolle mehr. Innerhalb weniger Sekunden versank sie in dem künstlich herbeigeführten Schlaf wie in einer lautlosen Lawine.
     
    Sie schreckte aus einem wilden Traum in die Höhe, noch immer verfolgt von heftigem Lärm und grellen Farben. Ein pochender Schmerz in ihrem linken Auge erinnerte sie sofort daran, daß sie sich im Krankenhaus befand.
    Sie sank in die Kissen zurück und verharrte reglos, wobei sie versuchte, den Nebel, der sie umgab, zu durchdringen. Cassi achtete auf das leiseste Geräusch. Hinter den Bandagen ging der Tanz der grellen Farben immer noch weiter – wahrscheinlich eine Folge des Drucks, den sie auf die Augen ausübten.
    Sie hörte nichts, mit Ausnahme der fernen, gedämpften Laute der schlafenden Klinik. Dann glaubte sie, etwas zu spüren. Sie wartete und spürte es wieder. Der Plastikschlauch ihrer IV-Anlage bewegte sich. Ihr Puls begann zu

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