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Gottspieler

Gottspieler

Titel: Gottspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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höflich nach Cassis Zustand zu fragen, ehe sie sich von dem köstlich duftenden Schmorfleisch auf den Teller tat. Nachdem Harriet sich in die Küche zurückgezogen hatte, erkundigte Patricia sich, wie sein Tag gewesen war.
    »Hat sich die Situation im Krankenhaus jetzt etwas verbessert?«
    »Kaum«, antwortete Thomas, der keine Lust hatte, sich über dieses Thema zu unterhalten.
    »Hast du mit George Sherman geredet?« fragte Patricia, wobei sie angewidert den Mund verzog, als sei es der Name eines ekligen Tiers.
    »Mutter, ich möchte nicht über die Klinik sprechen.«
    Einige Minuten verlief das Essen in Schweigen, aber Patricia konnte sich nicht beherrschen und sagte: »Du weißt doch hoffentlich, was du mit diesem Mann tun wirst, sobald du erst Direktor bist?«
    Thomas ließ seine Gabel sinken. »Mutter, gibt es keine anderen Themen?«
    »Es fällt mir schwer, nicht darüber zu sprechen, wenn ich sehe, wie sehr du unter alldem leidest.«
    Thomas versuchte, sich wieder zu beruhigen. Er atmete tief ein und aus.
    Patricia bemerkte, wie er zitterte. »Sieh dich doch an, Thomas, du bist wie eine zu straff gespannte Feder.« Sie streckte die Hand aus, um seinen Arm zu streicheln, aber er entzog sich der Berührung, indem er rasch seinen Stuhl zurückschob und aufsprang.
    »Die Situation treibt mich an den Rand des Wahnsinns«, gab er schließlich zu und begann wie ein gefangener Löwe auf und ab zu gehen.
    »Wann wirst du Ballantines Posten denn endlich übernehmen?« erkundigte sich Patricia.
    »Gott, wenn ich das selbst wüßte«, sagte Thomas verbittert. »Je schneller, desto besser. Wenn es noch lange dauert, wirddie Abteilung ein einziger Trümmerhaufen sein. Jeder scheint nichts anderes im Sinn zu haben, als das Herzgefäßprogramm, das ich mühsam aufgebaut habe, in die Binsen gehen zu lassen. Das Boston Memorial verdankt seinen Ruf allein meinen Operationen und meiner Mannschaft. Aber anstatt mich expandieren zu lassen, streichen sie mir die OP-Zeit immer mehr zusammen. Erst heute habe ich erfahren, daß meine Operationszeit erneut gekürzt worden ist. Und weißt du, warum? Weil Ballantine dafür gesorgt hat, daß das Lehrpersonal des Memorial freien Zugang zu einer großen Nervenheilanstalt im Westen des Staats erhält. Sherman ist hingefahren und kam mit der Überzeugung zurück, auf eine wahre Goldmine für die Herzchirurgie gestoßen zu sein. Daß das geistige Durchschnittsalter der Patienten dem normaler Zweijähriger entspricht, hat er natürlich nicht gesagt. Einige darunter sind schlicht und einfach deformierte Monster. Es macht mich rasend!«
    »Aber du wirst doch sicher zu den Operationen hinzugezogen werden, oder nicht?« fragte Patricia, indem sie versuchte, auch den positiven Aspekt der Angelegenheit zu sehen.
    »Mutter, es handelt sich um schwachsinnige pädiatrische Fälle, und Ballantine beabsichtigt, einen Kinderherzchirurgen als vollwertiges Mitglied des Lehrkörpers einzustellen.«
    »Nun, dann hast du ja mit der ganzen Geschichte nichts zu tun.«
    »Doch«, schrie Thomas, »weil es mich nämlich noch mehr OP-Zeit kosten wird. Meine Patienten müssen gefährlich lange Wartezeiten in Kauf nehmen oder sich gleich woanders hinwenden.«
    »Aber bestimmt wird man doch deinen Patienten den Vorrang geben, Liebes.«
    »Mutter, du verstehst einfach nicht«, sagte Thomas und bemühte sich, ruhig zu sprechen. »Der Klinik ist es egal, daß ich nur Patienten akzeptiere, die neben einer guten Überlebenschance auch noch die menschliche Qualität besitzen, um deretwillen sie gerettet zu werden verdienen. Um den Ruf der Universität und des Lehrkörpers zu untermauern, würde Ballantine diesem Haufen schwachsinniger Krüppel am liebsten die gesamte OP-Zeit zur Verfügung stellen. Und ich kann nichts dagegen tun, es sei denn, ich werde Direktor der Abteilung.«
    »Nun ja, Thomas«, meinte Patricia, »wenn sie dir diesen Posten nicht geben, dann mußt du einfach an ein anderes Krankenhaus gehen. Warum setzt du dich nicht wieder und ißt zu Ende?«
    »Ich kann nicht einfach an ein anderes Krankenhaus gehen!«
    »Thomas, beruhige dich doch.«
    »Ein Herzchirurg braucht eine eingespielte Mannschaft. Geht das nicht in deinen Schädel?« Thomas schleuderte seine Serviette auf den halbleeren Teller. »Ich komme nach Hause und möchte einmal etwas Ruhe haben, und du hast nichts Besseres zu tun, als mir auf die Nerven zu fallen!«
    Während seine Mutter sich noch fragte, was um Himmels willen sie getan hatte,

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