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Gottspieler

Gottspieler

Titel: Gottspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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lächelnd. Joan war eine gute Freundin und eine gute Ärztin. Man konnte ihr vertrauen.
    »War das eine Nervenärztin?« fragte eine von Cassis Zimmergenossinnen, nachdem Joan fort war.
    »Ja«, antwortete Cassi.
    »Glaubt sie, daß Sie verrückt sind?« fragte die Frau.
    Cassi überlegte einen Moment. Die Frage war nicht so dumm, wie sie klang. »Sie glaubte, daß ich sehr erregt sei«, antwortete Cassi schließlich. »Sie dachte, ich könnte versucht haben, mir etwas anzutun, während ich schlief. Wenn ich anfangen sollte, irgend etwas Eigenartiges zu tun, dann werden Sie doch die Schwestern rufen, nicht wahr?«
    »Ich werde mir die Kehle aus dem Hals schreien, darauf können Sie Gift nehmen.«
    Die anderen beiden Frauen stimmten enthusiastisch zu. Cassi hoffte, daß sie ihnen jetzt keinen Schrecken eingejagt hatte, aber ihr war wohler zumute, wenn sie wußte, daß ihre Zimmergenossinnen auf sie achtgeben würden. Wenn es stimmte, daß sie sich eine Überdosis gespritzt hatte, ohne es zu merken, konnte es nicht schaden, rund um die Uhr ein paar Aufpasser zu haben.
    Sie schloß die Augen und fragte sich, wann Robert wohl beerdigt werden würde. Sie hoffte, rechtzeitig entlassen zu werden, damit sie daran teilnehmen konnte. Dann dachte sie an die PPT-Studie, die nun vielleicht nie weitergeführt werden würde. Als ihr der Computerausdruck wieder einfiel, beschloß sie, jemand zu bitten, ihn für sie aufzutreiben.
    Sie klingelte nach der Schwester, die ihr versprach, in dem alten Zimmer danach zu suchen. Eine halbe Stunde später kehrte sie zurück und sagte, daß niemand einen Computerausdruck gesehen hätte, weder sie noch die anderen Schwestern, obwohl sie in alle Schubladen geschaut hatten.
    Vielleicht waren auch diese PPT-Daten eine Halluzination, dachte Cassi. Ihrer Erinnerung nach war sie in Roberts Zimmer gegangen, um den Computerausdruck zu holen; und anschließend war sie Thomas in die Arme gelaufen. Aber vielleicht war alles nur ein Traum gewesen. Cassi überlegte, wie sie sich Gewißheit darüber verschaffen könnte. Am einfachsten wäre es wohl, Thomas zu fragen, aber dazu hatte sie keine besonders große Lust.
    Ihre drei Zimmergenossinnen bereiteten sich auf das Abendessen vor. Es war gut, nicht mehr allein zu liegen. Sie fühlte sich behütet.
     
    Kurz vor der Brücke über die kleine Bucht in den Salzdünen hielt Thomas den Wagen an. Er schaltete den Motor aus und öffnete die Fahrertür. Mit wenigen Schritten war er auf der Brücke. Seine Schuhe entlockten den alten Holzplanken einhohles Geräusch. Die Flut zog sich zurück, das Wasser schoß unter der kleinen Brücke hindurch und bildete schmatzende Strudel an den Stützpfeilern.
    Thomas brauchte frische Luft. Die beiden Talwin, die er vor Verlassen der Praxis genommen hatte, waren praktisch ohne jeden Einfluß auf seine Stimmung geblieben. Noch nie hatte er so starke Angstgefühle gehabt wie gerade jetzt. Die Freitagnachmittagskonferenz war eine einzige Katastrophe gewesen. Und dann noch die wie ein Krebsgeschwür wuchernden Probleme mit Cassi.
    Beinahe eine halbe Stunde lang blieb er auf der einsamen Brücke stehen. Die feuchte, eiskalte Brise drang ihm bis auf die Knochen, und das Unbehagen, das er dabei empfand, ermöglichte es ihm, klarer zu denken. Er mußte unbedingt etwas unternehmen. Ballantine und seine Kohorten waren auf dem besten Weg, alles zu zerstören, was er so mühsam aufgebaut hatte. Das Tablettendöschen, das er mit der rechten Hand umklammerte, schnitt ihm ins Fleisch. Er hatte vorgehabt, es ins Wasser zu schmeißen, aber statt dessen schob er es zurück in die Manteltasche.
    Langsam ging es ihm besser. Er hatte eine Idee, und als die Idee Gestalt anzunehmen begann, mußte er lächeln. Schließlich brach er in lautes Lachen aus und fragte sich, warum er nicht früher darauf gekommen war. Von neuer Energie erfüllt, kehrte er zum Wagen zurück und stieg ein. Bevor er weiterfuhr, wärmte er sich die Finger über dem Gebläse.
    Nachdem er den Porsche in die Garage gefahren hatte, rannte er über den Hof zum Haus. Als er den Mantel auszog, wechselte er das Pillendöschen in die Hosentasche. Dann gesellte er sich mit einem gutgelaunten Gruß zu seiner Mutter.
    »Ich bin froh, daß du pünktlich bist«, sagte sie. »Harriet bringt gerade das Essen auf den Tisch.« Sie ergriff seine Hand und führte ihn ins Eßzimmer. Er wußte, daß sie ebenfalls guter Laune war, weil sie ihn für sich allein hatte; sie brachte es sogarüber sich,

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