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Gottspieler

Gottspieler

Titel: Gottspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Verdienst und in etwas geringerem Maß das von zwei anderen, gerade nicht anwesenden privaten Chirurgen war. Am Anfang seiner Ausbildung hatte er geglaubt, sich später nicht mit all den Nichtigkeiten herumschlagen zu müssen, die andere Berufe so unerträglich machten. Nur er und der Patient gegen die Krankheit! Aber als er sich jetzt im Raum umsah, wurde ihm klar, daß fast jeder der Anwesenden sich in seine Angelegenheiten mischen konnte, und zwar wegen eines einzigen ärgerlichen Problems – der begrenzten Bettenzahl in der Herzchirurgie und der entsprechend begrenzten OP-Zeit. Das Memorial war so berühmt geworden, daß es schien, als wollte einfach jeder sich hier seiner by-pass -Operation unterziehen. Die Leute mußten buchstäblich anstehen, besonders in der Praxis von Thomas Kingsley. Man gab ihm den OP nur noch neunzehnmal in der Woche, und er war über einen Monat im Rückstand.
    »Während George den Zeitplan für die nächste Woche austeilt«, fuhr Dr. Ballantine fort und reichte Sherman einen Stapel Blätter, »möchte ich gern die vergangene rekapitulieren.«
    Thomas ließ ihn weiter vor sich hinplappern und wandte seine Aufmerksamkeit dem Zeitplan zu. Seine eigenen Patienten wurden von seiner Sprechstundenhilfe eingeteilt, die die nötigen Informationen beschaffte und diese dann an Ballantines Sekretärin weiterreichte, und zwar in Form einer kurzgefaßten Krankengeschichte für jeden Patienten, einer Liste signifikanter diagnostischer Daten und einer knappen Begründung, warum der chirurgische Eingriff notwendig war. Dahinter stand der Gedanke, daß sich jeder der bei der Konferenz anwesenden Ärzte ein Bild davon machen konnte, ob die angesetzten Operationen wirklich notwendig oder ratsam waren. Tatsächlich diskutiert wurde darüber so gut wie nie – außer in Abwesenheit des besten Herzchirurgen. Einmal, als Thomas bei der Konferenz fehlte, hatte die Anästhesiologie mehrere seiner Fälle gestrichen, was zu einem Krach führte, den so schnell niemand hier vergessen sollte. Thomas hörteerst auf, die Blätter durchzusehen, als Ballantine etwas von Todesfällen sagte.
    »Unglücklicherweise hat es diese Woche zwei postoperative Todesfälle gegeben«, sagte Ballantine. »Der erste Fall war Albert Bigelow, ein zweiundachtzigjähriger Gentleman, der nach einer doppelten Herzklappenoperation nicht mehr von der Herz-Lungen-Maschine genommen werden konnte. Er war als Notfall eingeliefert worden. Haben wir das Ergebnis der Autopsie schon vorliegen, George?«
    »Noch nicht«, sagte George. »Ich muß darauf hinweisen, daß Mr. Bigelow ohnehin ein sehr kranker Mann war. Seine Sauferei hatte ihm die ganze Leber kaputtgemacht. Es war uns bekannt, daß die Operation ein Risiko darstellen würde. Mal gewinnt man, mal verliert man.«
    Niemand sagte etwas. Bitter dachte Thomas, daß es solche Fälle waren, deretwegen seine Patienten warten mußten. Als noch immer niemand sprach, fuhr Ballantine fort: »Der zweite Tote war mein eigener Patient, Bruce Wilkinson. Er starb gestern nacht, heute morgen wurde die Autopsie durchgeführt.«
    Thomas sah, wie Ballantine George einen Blick zuwarf, der letzteren zu einem fast nicht wahrnehmbaren Kopfschütteln veranlaßte.
    Ballantine räusperte sich und verkündete, daß beide Fälle auch bei der nächsten Exituskonferenz diskutiert würden.
    Diese wortlose Kommunikation verwunderte Thomas. Es erinnerte ihn an die eigenartige Bemerkung, die George im Casino gemacht hatte. Zwischen Ballantine und George schien irgend etwas vorzugehen, das ihm nicht behagte. Ballantine nahm im Klinikum einen besonderen Platz ein. Als Leiter der Herzchirurgie hatte er einen Lehrstuhl an der Universität und erhielt somit ein Gehalt. Er besaß aber auch eine Privatpraxis und war daher gewissermaßen ein Überbleibsel aus der Vergangenheit, eine Brücke zwischen den fest angestellten Ärzten wie George und Privatärzten wie Thomas. In letzter Zeit hatteThomas den Eindruck gewonnen, daß Ballantine, dessen Fähigkeiten ganz offensichtlich nachließen, das Prestige einer Professur höher zu schätzen begann als die Einkünfte aus seiner Privatpraxis. Wenn das der Wahrheit entsprach, konnte es einigen Ärger verursachen, indem es das Zünglein an der Waage, das bisher immer ein wenig zugunsten der privaten Ärzte ausgeschlagen hatte, womöglich entgegengesetzt beeinflußte.
    »Wenn sich jetzt bitte alle der letzten Seite der Mappen zuwenden würden«, sagte Dr. Ballantine. »Ich möchte darauf

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